Viton Wellendichtringe und Donghai Paralleltwins

Gestern, also Freitag, kommt der Anruf von der technischen Grosshandlung in Lauterbach: Die bestellten Viton Wellendichtringe für die Jawa-Motoren sind da. Die werde ich heute abholen und von Lauterbach aus könnte ich eigentlich weiter düsen nach Blankenbach im Werra-Meissner-Kreis. Dort findet das Donghai-Frühlingsfest des Optikers, Donghai-Fahrers und Motorradzubehörhändlers Jochen statt. Bei schönstem Wetter, allerdings auch starkem Wind, starte ich um 10:00 in Sachen Viton Wellendichtringe und Donghai Paralleltwin.

Um nach Lauterbach, die grosse Kreisstadt des Vogelsberges, zu gelangen, muss ich mal wieder den Vogelsberg fast komplett durchqueren. Das ist immer ein schöner Beginn für eine kleine Reise. Trotz des starken Windes ist das Wetter insgesamt sehr schön und warm, ein guter Frühlingstag. Wenn ich noch Lust habe, fahre ich von Lauterbach weiter in den Werra-Meissner-Kreis zum Donghai-Frühlingstreffen, wenn nicht, mach ich irgend etwas anderes. Nicht schlecht, diese Freiheit. Bräuchte ich eigentlich für jeden Tag, nicht nur für das Wochenende.

Früher, vor fast 30 Jahren, war ich oft in Lauterbach zum Einkaufen und auch die Technische Fachhandlung Wiechard kenne ich noch. Die haben mir ruckzuck die Simmerringe 20-40-10 in Viton besorgt, und das noch preisgünstiger als bei www.agrolager.de.

Von Lauterbach weiter nach Schlitz und dort kurz beim Zweirad-Zöller reingeschaut. Aber wie meist und auch wie erwartet habe ich mit den dortigen Zweiräder nichts im Sinn. Also schnell weiter und den Vogelsberg verlassen in Richtung Rhön.

Jetzt beginnt die Gegend richtig interessant zuwerden, so wie dieses Moor und Naturschutzgebiet bei Grossenmoor im Landkreis Fulda. Der Name ist hier Programm.

Ehe es tiefer in die Rhön geht, verlasse ich diese Gegend aber wieder und schwenke ins Haunetal. Hier, kurz vor Ditlofrod, siehst Du noch die Gipfel der Kuppigen Rhön. Im Haunetal glaube ich jedesmal, mich in Mittelerde zu befinden. Ditlofrod, Haulemännchen, tiefe Wälder. Könnte hier gewesen sein.

Über Eiterfeld nach Fürsteneck und hier ein winziger Stop auf Burg Fürsteneck. Immer wieder schön. Jetzt bin ich bereits im Kreis Hersfeld-Rothenburg, also im Hessischen Waldland.

Als grobe Richtung halte ich auf Heringen zu, und die gewaltige Kalihalde dort weisst mir lange Zeit den Weg. Als ich am Bergwerk direkt vorbeifahre, steigt mir der Industriegeruch in die Nase und er riecht genau wie auf meiner alten Zeche Westerholt im Ruhrpott vor 40 Jahren. Ein Dejavu!

Mittlerweile kenne ich mich fast überhaupt nicht mehr aus und muss ständig auf die Karte schauen oder nach dem Weg fragen. Zum letzten mal ist das bei Berka an der Werra nötig, jetzt finde ich den kleinen Ort Blankenbach von alleine.

Geschafft, bin in Blankenbach im Werra-Meissner-Kreis angekommen und direkt am Ortsrand stolpere ich quasi in das Donghai Frühlingsfest hinein. Ein schönes Haus, dass Jochen da gekauft und renoviert hat. Die gesamte Gegend ist übrigens ausnehmend schön. Und ein Stückchen weiter ist der Hohe Meissner, eines meiner nächsten Ziele.

Aber heute gehts hier um Donghai und andere Exoten. Es gab tatsächlich mal eine kleine Donghai-Szene in Deutschland, aber die hat sich laut Jochen irgendwie verlaufen.

Seit über 20 Jahren hat Jochen bereits Donghais. Diese hier, obwohl optisch recht ansprechend, ist leider motormässig nicht ganz fit. Motor leckt und spotzt und es fand sich bisher keine Zeit, das gute Stück zu richten.

Seit meinem ersten Zusammentreffen mit einer Donghai schwärme ich für diesen dicken chinesischen Pralleltwin alter englischer Schule. Aber sehr wahrscheinlich würde mich diese Maschine überfordern. Da ist doch mehr Schraubererfahrung und auch ein guter Maschinenpark angebracht. Bleibt also was zum Schwärmen.

In der Werkstatt ein weiteres Donghai-Gespann. Ein Winterfahrzeug, mechanisch gut in Schuss, aber optisch vom deutschen Salzwinter schwer gezeichnet. Die Farbgebung kann nur als eigenwillig bezeichnet werden.

Das ist nicht irgendein Hammer, sondern ein Stück aus dem originalen chinesischen Bordwerkzeug. Wenn doch nur alles an der Donghai eine so gute Qualität wie dieser Hammer hätte .....

Völlig klar, was hier auf dem Luftfiltergehäuse steht: "Luftfilteleinsatz legelmässig leinigen und mit etwas Öl benetzen"

Mittlerweile sind weitere Besucher des Frühlingsfestes eingetroffen. Der Grill ist angeworfen und aus dicken Boxen dröhnen angenehme Weisen von Rammstein. Diese Szene gefällt mir!

Neben Donghai fährt Jochen Moto Guzzi u nd dieses Xiang Jiang Chinesenboxer Gespann. Ein echter Exot mit seinen Comstar-Rädern, dem OHV-Motor und dem Getriebe mit Rückwärtsgang.

Man beachte: Dies ist eine Xiang Jiang, keine Chang Jiang. War ursprünglich mal ein SV-Motor drin, aber an diesem Gespann ist nicht mehr viel original.

Weitere Besucher laufen ein, zum Teil mit netten Motorrädern. Aber die richtigen Exoten, also weitere Donghais und ähnliches, sowas fehlt.

Bemerkenswert nicht die 650er Hyosung, sondern die Skulptur dahinter. Ist es Kunst, eine Vogelscheuche, ein Rasensprenger oder was sonst?

Dann spricht mich eine aparte junge Dame an. So etwas passiert in meinem Alter eher selten, aber es stellt sich heraus, dass es sich um die Freundin von Sven Witzel handelt. Sven hat mich auf diesen Event hier aufmerksam gemacht. Was mir aber zu denken gibt: Das nette Mädchen siezt mich!!! Hmmh.....

Dann muss ich kurz nach Nentershausen, habe aber die Absicht, noch mal zum Frühlingsfest zurück zu kommen. Klappt aber leider nicht. Die Strecke nach Nentershausen und dann weiter Richtung Bebra ist wunderschön und eine der herrlichsten Ecken im Hessischen Waldland.

Später dann ein Stop auf Schloss Neuenstein. Hier geht das Hessische Waldland langsam ins Knüllgebirge über. Nachteil des schönen Schlosses in herrlicher Lage: Die A4 führt ganz nah dran vorbei und ist permanent hörbar.

Im Schlossgarten werden auf diesem Grundstück in unglaublicher Hanglage Ziegen gehalten. Artgerechter kann man diese possierlichen Tierchen nicht halten.

Nun gehts in das Knüllgebirge Richtung Schwarzenborn. Im Hintergrund der Eisenberg mit dem Sendeturm. Überlege kurz, ob ich den Weg über den Eisenberg oder den Knüll nehmen soll und entscheide mich für den Knüll. Ist schliesslich schon recht spät geworden.

Ganz oben auf dem Knüll ein Blick auf den See, der seltsamerweise komplett umzäunt ist. Warum? Ist es Privatgelände oder Militärischer Sicherheitsbereich, wie so vieles im Knüll? Ich weiss es nicht.

Neukirchen, ein bisschen Schwalm-Eder-Kreis, und schon bin ich im Antrifttal, nur noch 25 km von zu Hause entfernt. War eine schöne Tour heute mit über 300 km und vielen unterschiedlichen Landschaften. Dabei habe ich Vogelsbergkreis, Kreis Fulda, Hersfeld-Rothenburg, Wartburgkreis, Werra-Meissner-Kreis und Schwalm-Eder-Kreis befahren.

Hier die Route des heutigen Tages: