Mit dem Gespan nach Nordhessen

Wegen des 1. Mai am Donnerstag hab ich ein schön langes Wochenende, und das direkt nach einem 2-Tage Seminar im Schloss Romrod. Die Wetteraussichten für den 1. Mai sind sehr gut, und ich hab das Gefühl, dass eine richtig lange Gespannfahrt jetzt not tut. Am letzten Wochenende hab ich ja überdeutlich gemerkt, wie sehr ich aus der Übung bin. Vater bin ich auch nicht und die üblichen 1.Mai-Saufgelage sind nun mal nicht meine Welt. Also verlasse ich relativ früh das warme Bett und bin um 8:30 startklar. Als grobe Richtung heisst es heute: Auf nach Norden.

Ihr könnt euch denken, dass Norden nicht Skandinavien bedeutet, nein, nicht einmal Norddeutschland ist gemeint. Aber immerhin Nordhessen. Eine schöne Gegend, die ich aus den 80er Jahren recht gut kenne und schätzen gelernt habe. Zuerst schwanke ich ein wenig, ob es Richtung Meissner gehen soll, aber dann drifte ich doch etwas westlich ab. Bereits auf den ersten Kilometern versuche ich, meine Fahrfehler vom letzten Wochenende zu analysieren und natürlich auch zu beseitigen. Nach und nach gelingt das ein wenig, wenngleich nicht 100%ig. Aber eine Verbesserung ist da! Die mentale Blockade, die bei jedem „Leichtwerden“ des SW-Rades eintritt, muss weg. Aber gut, in meinem Alter geht das eben nicht mehr so schnell.

Dank äusserster Konzentration komme ich bis ins Antrifttal, dann ist die erste Pinkelpause fällig. Morgens nach dem Frühstück macht sich die Sextanerblase besonders bemerkbar. Muss an Granufink denken, an grosse Mengen Granufink ......

Weiter gehts durch die Schwalm ins Knüllgebirge. Der Knüll ist aber heute kein Ziel, sondern als schöne Gegend nur Mittel zum Zweck und wird lediglich durchfahren. Selbst die Knülljause mit ihrem herrlichen Frühstück lasse ich links liegen. Ein kurze Unterbrechung aus nicht näher genannten Gründen gibt es nur kurz vor Schwarzenborn.

Die schöne Kurvenstrecke durch die Grossgemeinden Knüllwald und Laudwigsau führt mich direkt nach Norden. Auf so manchen Höhen hier wird es schlagartig richtig kalt. Bin aber gut angezogen, sodass mich das nicht stört.

Kurz vor Rothenburg/Fulda gibts einen schönen Blick ins Hessische Waldland. Aber auch Rothenburg ist heute kein Ziel, sondern vorher schwenke ich ab in Richtung Hessisch Lichtenau (kurz Heli) genannt.

Spontan drehe ich aber vor Heli ab nach Spangenberg, hier gibts noch sehr viele für mich unbekannte Nebenstrecken. Dabei entdecke ich dieses beeindruckende Solarkraftwerk. In Spangenberg tanke ich den Acerbis-Bottich voll und bringe schnell die Teilstrecke bis Melsungen hinter mich. Hier ist einfach zu viel los.

Bei Gensungen steht diese herrliche kleine Holzhaus mitten im Wald. Sehr idyllisch! Was man nicht sieht und hört, ist die nahe Autobahn. Tja, alles hat eben seine 2 Seiten.

In Wabern habe ich ein Wiedersehen mit der gewaltigen Zuckerfabrik, die ich aus den Zeiten als AMP-Servicetechniker kenne. Ein Anwohner aus der nahen Wohnsiedlung kommt extra herangelaufen, um mit mir ein wenig über MZ-Motorräder zu plaudern.

In Fritzlar kann ich mir einen Bummel durch die herrliche Altstadt nicht verkneifen. Jetzt bin ich auch schon kurz vor Wolfhagen, der Heimat von Ralf, dem GN-Gespannfahrer. Überlege kurz, ihn anzuklingeln, lasse es aber angesichts des Familienfeiertages und der Mittagszeit bleiben. Denke, wir werden schon noch zu schönen Gespannfahrten in Nordhessen zusammen kommen.

Über Borken und Zwesten dringe ich jetzt in den Kellerwald vor. Das ist ein besonders schönes Fleckchen Erde und zum Glück habe ich häufig die Strasse für mich allein. Zwischen Dodenau und Schönstein kommt ein kurzer Platzregen herunter, aber das stört nicht die Bohne. Danach gibts wieder ein bisschen Schwalm und eine scharfe Currywurst in Schwalmstadt.

Ich kann nicht anders: Bei Eudorf muss ich mal wieder einen Blick auf den Izh-Märchengarten mit der Jupiter werfen. Sie beginnt, wieder zuzuwuchern, aber der Motor lässt sich noch durchdrehen. Natürlich ist mal wieder niemand zu Hause, aber ich glaube, ich mach doch noch einen Kaufversuch.

So und ähnlich ist das Wetter den ganzen Tag, bis auf den kleinen Guss im Kellerwald. Mal knallt die Sonne, dann wieder ein paar Wolken - insgesamt ein Wetter, wie gemacht für Vaters Sohn.

Ein kleiner Umweg über Homberg/Ohm muss noch sein. Kurz vorher diese schöne Feldheckenstrasse in Richtung Tierversuchsanstalt Neu-Ullrichstein.

Und der Grund für den Homberger Umweg: Das Cafe Born. Hier kaufe ich feinsten Quarkkuchen mit Mandarinen und etwas Eierschecke für die liebe Gattin. Die letzten 15 km sind natürlich ein Klacks. Insgesamt habe ich heute 350 km gefahren, was beinahe der Strecke nach Sosa in 14 Tagen entspricht. Und morgen gibts einen kleinen Service für mein Rotax-Gespann. Hab ja eine Brückentag, und es soll regnerisch werden.