Diese Woche habe ich dienstlich in England verbracht, genauer, in Kent, dem grünen Garten der Insel. Sehr schön, aber natürlich 100% ohne Motorrad. Schöne englische Motorräder gabs auch keine zu sehen, aber dafür ein paar schöne Engländerinnen. Jedenfalls gibts in Sachen Krad ordentlich Nachholbedarf, und den kann ich am Karfreitag gut decken. Schönes Wetter ist angesagt und daher bollert der Rotax um 9:00 bereits los und es heisst: Auf in Richtung Westerwald und Taunus.
Um 9:00 scheint bereits die Sonne, es ist klar und relativ warm. Hab dennoch nochmal die Thermounterhose angezogen, aber das ist nur während der ersten beiden Stunden angenehm. Dann wirds recht schnell zu warm dafür. Aber OK, kann man ja ausziehen und im Boot ist genug Platz dafür. Ziemlich schnell merke ich aber, dass heute mal wieder so ein Gespann-Unsicherheitstag ist. So richtig gut laufen besonders die Rechtskurven nicht. Mist, denn so allmählich müsste ichs doch gelernt haben. Aber das scheint mir eine Kreislaufsache zu sein: Ist der Blutdruck im Keller, wird der Fahrstil etwas unsicher. Und dann verrutscht noch ständig mein Tankrucksack! Der Klettverschluss hinten am Tank hält nicht mehr und ich muss den Klebestreifen alle paar Kilometer neu anpapschen. Das nervt und da muss ich mir noch was Vernünftiges einfallen lassen. Aber man erkennt schon: Das ist nicht wirklich mein Tag heute, und so wird das auch keine allzu lange Tour: Nach 250 km laufe ich pünkltich zum Kaffee wieder in Mücke ein.
Flott gehts durch die Rabenau und bis an die Lahn bei Rutteshausen. Hier muss zum ersten mal der Tankrucksack neu befestigt werden - und nicht zum letzten mal für heute.
Bis Ehringshausen im Lahn-Dill-Kreis immer weiter Richtung Westen. Hier bin ich in Sicht- und Hörweite der A45.
Kurz vor Greifenstein, dem Ort mit der herrlichen Burgruine, biege ich ab in Richtung Westerwald. Werde über Beilstein und Driedorf fahren.
Hinter Driedorf stosse ich auf die stark befahrene B255. Das ist nix für mich und so wird gewendet und ich nehme Richtung auf die Krombach-Talsperre. Nahe der Bundesstrasse ein Blick auf den Sender Dünsberg, den ich aus dieser Perspektive noch nie gesehen habe. Oder sollte es sich um einen ganz anderen Sendeturm handeln?
Netter Ort, die Krombach-Talsperre. Und um diese Zeit noch wenig los auf dem Wasser. Der Campingplatz jedoch ist schon ziemlich ausgebucht und zeigt die typischen Camping-Gesichter, bekannt aus Film, Funk und Fernsehen.
Hier treffe ich einen älteren Chopperfahrer aus dem Taunus - aber halt, von wegen älter: Der Typ dürfte mein Alter haben! Egal, wir quatschen jedenfalls so ein halbes Stündchen sehr angenehm. Seine 800er Trude ist ein schönes Motorrad, aber doch irgendwie ein Eisenhaufen. Der Typ ist eigentlich mit einer Gruppe Motorradfahrer aus WKW hier verabredet, aber den Chopper Freunden Lahn ist wohl irgendwas dazwischen gekommen.
Langsam verlasse ich den Westerwald und ziehe in Richtung Taunus. Weilburg soll mal erstes Ziel hier sein. Aber zunächst heisst es wieder, den vermaledeiten Tankrucksack zu befestigen.
Von Weilburg nach Weilmünster durch Ernsthausen, mittlerweile der dritte Ort dieses Namens in Hessen.
Hier bin ich bereits wieder an den Ausläufern des Taunus und halte wieder auf den Lahn-Dill-Kreis zu. Bei Niederquembach gibts einen Kitcat-Riegel mit isotonischem Getränk an diesem schönen Feldschuppen.
Zwischen Ober- und Niederwetz kommt mir ein schwarzen Gespann entgegen. Velorex-Seitenwagen, grosser Tank, Einzylinder - das ist doch wahrhaftig ein MZ-Rotax-Gespann. Wir grüssen beide heftig, aber in dem Kurvengeschlängel schafft es keiner von uns, anzuhalten. Eigentlich ein Frevel, wenn man schon mal ein MZ-Gespann trifft. War eine FUN mit LDK-Kennzeichen.
Nach Westerwald und Taunus erscheint mir die Wetterau heute besonders langweilig: Eben wie ein Pizzablech und jede Menge Acker- und Wiesenflächen. Aber dafür mal wieder guter Strassenbelag.
Noch schnell in Laubach am Cafe angehalten und ein nettes Kuchentablett in den Seitenwagen gepackt, dann nehme ich die letzten 25 km unter die Pneus.
Letzter Halt bei Ruppertenrod, bereits wieder im Vogelsberg. Jetzt beginnen selbst in dieser kühlen Region (Hessisch-Sibirien) die ersten Pflanzen zu blühen.