Berichte von alltäglichen Erlebnissen mit meinen Motorrädern
Tag 5: Am Nordrand des Harzes
Untertitel: Oh, Du meinst mehr schalten …..
Am nächsten Morgen ist vom Regen des vergangenen Abends nichts mehr zu sehen – im Gegenteil ist es es bereits um 9:00 wieder schwül-heiß. Das Frühstück in unserer Unterkunft ist nicht so übel, so dass wir ein wenig mit dem mittelmässigen Preis-Leistungsverhältnis ausgesöhnt sind. Dennoch sind wir froh, weiter zu kommen.
Der heutige Tag wird uns von der Grenze und von Kolonnenwegen wegführen, denn wir planen einen Abstecher nach Quedlinburg. Dort werden wir Wolfgang aus dem MZ-Forum besuchen, eine Nacht am Nordrand des Harzes verbringen und dann am kommenden Morgen weiter Richtung Norden fahren.
Nach dem Frühstück ein kurzer Spaziergang rund um das Hotel, dass grundsätzlich eine schöne Anlage ist und sehr malerisch am Ortsrand und am rauschenden Bach liegt.
Dann bepacken wir wieder unsere braven Enduros und tauchen ein in die wundervolle Harz-Landschaft.
Schon Gestern hatten wir beschlossen, die Traumstrecke zwischen Elend und Sorge noch einmal zu befahren und komplett zu filmen. Und das ist dann auch unsere erste Aktion heute.
Das zweimalige Befahren dieser Strecke ist ein äußerst angenehmer Start in die fahrerischen Aktivitäten des Tages.
Relativ früh fordert der in großen Gebinden genossene Frühstückskaffee seinen Tribut und zwingt uns zu einem kleinen Stopp. Der Platz liegt abseits an einem kleinen Bächlein und wir dehnen unsere Pause etwas mehr aus, als eigentlich nötig wäre.
Während Suse dem Plätschern des Gewässers als einzigem Geräusch lauscht und dabei in meditativer Trance versinkt ……
…. zieht ein einsamer und schweigender Dingo an uns vorbei. Ein bisschen surreal.
Thomas steigt in das eiskalte Nass des Baches, denn es ist bereits jetzt wieder unglaublich heiß und drückend.
Die himmlische Ruhe wird unterbrochen von einer größeren Gruppe bayrischer Motorradfahrer, natürlich alle auf BMW-Boxern, die meisten davon GS-Schnabeltiere. Die Truppe kann überhaupt nicht fassen, dass wir mit unseren Mopeds, Mokicks oder Mofas den Weg hierher auf eigener Achse zurück gelegt haben. Wahrscheinlich glauben sie heute noch, dass wir das Begleitfahrzeug mit Hänger und Werkstattausrüstung nur abseits geparkt haben.
Dann machen wir einen Schlenker nach Hasselfelde, um dort bei einem Motorradhändler endlich Thomas Tachometer zu reparieren…..
…. und meinen rechten Blinker auszutauschen. Die Form des Ersatzblinkers passt zwar nicht so recht, aber als Provisorium gehts natürlich.
Dummerweise scheitert auch dieser Versuch, den Tachoantrieb der XL500 zu reparieren. Die Sicherungsschraube des Tachoantriebes ist beim besten Willen nicht zu lösen, und einen Schlagschrauber hat die Werkstatt leider nicht.
Ich helfe noch schnell einem Harleyfahrer, seinen leicht verbauten Kennzeichenträger wieder zu befestigen und dann brechen wir endgültig auf in Richtung Quedlinburg.
Irgendwo unterwegs nimmt Thomas den spektakulären Start der Bärenbahn auf. Gegen Ende des Filmchens ziehen doch tatsächlich zwei dicke Boss Hoss an uns vorbei. Nichts gegen den Reiz dieser Über-Motorräder, aber gerade für den Harz erscheinen sie mir doch eher weniger geeignet. Ist eben eine völlig andere Philosophie dahinter als bei unseren leichten Enduros.
In Ballenstedt müssen wir alle drei dringend nachtanken und danach versorgt Thomas uns mit koffeinhaltigen Engerydrinks und leckeren Bifis. Eine Idylle wie aus einem Roadmovie.
Wir sind jetzt ca. 40 km vom Grünen Band entfernt und so gibt es unterwegs auch keine Kolonnenwege. Als kleinen Ausgleich findet Thomas aber ab und zu durchaus vergleichbare Wege. Bei diesem Stopp erklärt mir Suse, dass sie durch den kleinen Motor ihrer Honda einen erhöhten Energie- und Kalorienverbrauch hat, da sie „irgendetwas viel mehr tun muss als wir anderen“. Aber entweder höre ich heute schlecht oder Suse nuschelt ein wenig – jedenfalls wird erst später klar, dass mit diesem „irgendetwas“ das Schalten gemeint war. So entsteht das Motto dieses Tages.
Übrigens: Meine beiden Reisebegleiter sind überzeugte Raucher und nutzen jeden Stopp zu einer Zigarettenpause. Dabei fliegt doch tatsächlich keine Kippe in die Landschaft: Alles wird ordentlich in kleinen Behältern gesammelt und später entsorgt. Vorbildlich – ich befürchte, dass ich in meiner aktiven Raucherzeit nicht so umweltbewusst war.
Angekommen in Quedlinburg gibt es zum ersten und letzten mal auf dieser Reise ein Mittagessen in einem Fastfood-Restaurant. Für mich ist das mein erster Besuch bei Subways und ich fand es eigentlich nicht so schlecht – auf jeden Fall besser als bei McDonalds oder Burger King. Danach irren wir ein wenig durch die Innenstadt, halten dann an diesem Friedhof und rufen Wolfgang aus dem MZ-Forum an.
Während ich darauf warte, dass uns Wolfgang abholt, gehen meine Begleiter auf einen morbiden Spaziergang über den Friedhof.
Nach wenigen Minuten höre ich das wohlbekannte Bollern eines 500er Rotax-Motors und Wolfgang erscheint. Anhand der perfekten Schutzkleidung ist zu erkennen, dass er nur wenige 100 m fahren musste.
Wolfgang lebt mit seiner Ingrid im historischen Ortskern von Quedlinburg, was zweifellos eine äußerst reizvolle Umgebung darstellt. Allerdings erfahren wir auch die Kehrseite dieser Medaille: Nach einer fragwürdigen Sanierung des Berges durch die Gemeinde dringt reichlich Wasser nach unten und sorgt für entsprechende Schäden. Wie so oft, wenn die öffentliche Hand etwas verbockt hat, ist auch hier kein Verantwortlicher zu greifen. Unglaublich!
Der heutige Tag war wirklich von morgens bis abends nur heiß und drückend. Entsprechend platt sind wir zunächst und zu keinen großen Taten fähig. Nichts kann diesen Zustand besser darstellen, als Suse in nachlässiger Kleidung zwischen unseren Gepäckstücken.
Bei Wolfgang gibt es in Sachen MZ sehr viel zu sehen und die Gesprächsthemen gehen uns nicht aus. Während ich den Abend bei Wolfgang und Ingrid verbringe, bekommen Suse und Thomas durch Wolfgangs Vermittlung eine Suite der Extraklasse.
In diesem alten Herrenhaus bekommen die beide eine Zimmerflucht mit jedem erdenklichen Luxus.
Dass ein eigener Park dazu gehört, ist ebenso wie der Swimming-Pool schon fast selbstverständlich.
Entsprechend zufrieden wirkt unsere Suse nun.
Während also die beiden im Luxus schwelgen, verbringe ich einen herrlich ruhigen und unterhaltsamen Abend bei Ingrid und Wolfgang.
Relativ wenige, aber dafür sehr schöne Kilometer hatte die heutige Route: