Berichte von alltäglichen Erlebnissen mit meinen Motorrädern
31.3: Le Lac
An diesem Morgen ist Reinhard etwas unpässlich: Magenprobleme und Kopfschmerzen plagen ihn. Daher entschließt er sich, heute im Hause zu bleiben und sich auszukurieren. Die Maßnahme erweist sich als richtig und am Abend ist unser Kollege wieder fit.
Hubert und ich beschließen, uns Le Lac anzuschauen. Wir haben das Gebäude gestern gesehen ohne jedoch anzuhalten. Es wirkt leer, aber sehr interessant und außerdem liegt es an einer herrlichen Route.
Auch der heutige Tag beginnt mit sehr schönem Wetter. Insgesamt haben wir bisher viel Glück mit dem Wetter gehabt, denn im März kann es hier auch sehr wechselhaft sein. Also auf in Richtung Le Lac.
Aber zuerst biegen wir noch einmal kurz ab, um das putzige Gebäude des Hauptbahnhofs von Massies Nord zu fotografieren. Ich liebe einfach kleine, steinerne Gebäude.
Von St. Jean du Garde aus ist es nicht mehr weit bis zu Le Lac. Dabei handelt es sich vermutlich um eine alte Relaisstation und Herberge, die aber schon lange nicht mehr betrieben wird. Bewohnt wirkt das Anwesen auch nicht, andererseits scheint aber doch schon einiges renoviert zu sein. Das Anwesen beherbergt viele Nebengebäude und einen riesigen, parkartigen Garten. Und der Blick in die Cevennen hinein ist fantastisch. Ich schätze, dass Le Lac, wenn es überhaupt zum Verkauf steht, nicht unter 500.000 € zu haben ist.
An vielen Stellen merkt man, dass Le Lac nicht billig gebaut ist und eine hervorragende Substanz hat.
Wenn ich die Augen schließe, höre ich förmlich die Pferde der Reisenden wiehern und sehe Madame et Monsieur aus dem Fenster schauen.
Hinter Le Lac gibt es einige Stellen, die einen weiten Blick in die Cevennen hinein bieten.
Ein Stück hinter Le Lac nehmen Hubert und ich unsere Fahrt bis Pompidou mit der Kamera auf.
Wir fahren bis Pompidou und schauen uns diesmal bei sonnigem Wetter den kleinen Ort an. Auch hier gibt es eine alte Relaisstation für Reisende.
Erstaunlich, was dieser kleine und auf den ersten Blick unscheinbare Ort alles zu bieten hat: Zum Beispiel eine Sonnenuhr mit den Wächtern der Jahreszeiten. Und während wir im Gärtchen bei den Wächtern der Zeiten stehen, brummt doch wahrhaftig eine dreizylindrige Triumph mit deutschen BAD-Kennzeichen vorbei. Dabei ist das doch statistisch derart unwahrscheinlich, dass im kleinen Pompidou an einem März-Tag drei Triumph aus Deutschland zusammen kommen.
Klar ist aber auch, dass Pompidou schon bessere Zeiten gesehen hat: Viele gut erhaltene Häuser stehen leer.
Nun geht es zurück und wir wollen noch einen Kaffee trinken. Hubert schlägt dafür St. Jean du Gard vor, einen Ort, den ich bei den bisherigen Besuchen als etwas häßlich und langweilig empfunden habe. Aber Hubert überzeugt mich und wir geraten mitten in den Trubel eines Musikfestivals.
An dieser Stelle war Hubert ganz kurz davor, in Motorradkleidung durch die Strassen zu schweben.
Eine friedliche und freundliche Stimmung herrscht im gesamten Ort.
Hier scheinen sich heute alle Alternativen aus den Cevennen zusammen gefunden zu haben um bei folkloristischer Musik zusammen zu tanzen und Spaß zu haben. Es dauert nicht lange, und Hubert und ich sind kurz davor, der allgemeinen Stimmung zu erliegen und ebenfalls durch die Strassen zu tanzen. Es herrscht eine tolle Atmosphäre und immerhin war ich vor 40 Jahren ja auch mal ein Teil dieser Szene – wenn auch nicht in den Cevennen.
Durchaus eingängige Melodien – da sage noch einer, Volksmusik sei ätzend.
Selbst die vielen Hunde der Besucher werden von der friedlichen Stimmung angesteckt, naja, jedenfalls fast alle Hunde.
Beim Bummel durch die Gassen von St. Jean du Gard gebe ich Hubert dann recht: Der Ort erschliesst sich erst auf den zweiten Blick, hat aber dann viel zu bieten. Jedenfalls finden hier häufig interessante Aktivitäten der verschiedensten Art statt.
Nachdem der erste Versuch, die extreme Kurvenstrecke zwischen St. Jean du Gard und Pompidou zu filmen, schief gegangen ist, will Hubert einen zweiten Versuch starten. Ich gebe ihm meine Kamera, habe aber keine rechte Lust, die Strecke erneut zu fahren. Statt dessen mache ich mich auf den Weg nach Lasalle und schaue mir hier die Angebote einiger Makler an – natürlich ganz unverbindlich.
Es ist mittlerweile 19:00 und ich mache mich auf den Rückweg nach Anduze. Dabei habe ich bei tollem Wetter die schöne Strasse quasi für mich alleine und cruise mit meiner schönen Lady recht flott heim.