Der nächste Morgen beginnt so, wie der gestrige Tag aufgehört hat: Mit Regen. Aber glaubt nicht, dass wir mit dem Wetter hadern! Wer im März Urlaub macht, muß einfach mit so etwas rechnen. Stellen wir uns also auf einen weiteren gemütlichen und faulen Tag ein.
Wie gewohnt springt der brave J5 prompt an und bringt uns zuverlässig in den Ort.
Während Hubert einen Termin beim Touristik-Büro wahrnimmt, besichtigen Reinhard und ich ausgiebig die Anduzer Altstadt.
Alte Gassen und Häuser vermitteln südeuropäisches Flair.
Neben der französischen Lebensart mag ich auch den Baustil unserer Nachbarn: Einfach, und dennoch ansprechend.
Auch die Tatsache, dass hier nicht gleich jeder Fleck frisch überstrichen wird, entspricht meiner persönlichen Einstellung.
Sogar einen Park hat Anduze zu bieten. Wenn man bedenkt, dass der Ort nur rund 3000 Einwohner hat, ist die vorhandene Infrastruktur schon erstaunlich.
Dann treffen wir Hubert wieder – natürlich im Cafe Centre. Nach Kaffee und Croisons starten wir eine kleine Erkundungstour ins ländliche Umfeld von Anduze. Wir möchten uns landwirtschaftliche Anwesen und deren Bewirtschaftung ansehen.
Dabei stoßen wir auf die Grotten von Trabuc. Auf eine offizielle Führung warten wir nicht, sondern schauen uns einfach in der Umgebung der Grotten etwas um.
Während wir uns die Grottengegend so anschauen, merken wir, dass der Regen mehr und mehr nachlässt. Sofort beschliessen wir die Rückkehr ins Ferienhaus, um dort auf die Thunderbirds zu steigen. Hubert hat als Ziel ein Bergdorf in der Nähe von St. Hippolyte du Fort ausgesucht, zu dem nur eine Sackgasse führt. Klingt gut.
Tatsächlich hat es inzwischen aufgehört und regnen und wir kommen trockenen Fusses nach St. Hippolyte. Typisch für uns: Wir erreichen den Ort zu einer Zeit, in der kein Cafe geöffnet hat. Aber wir haben ein nettes Gespräch mit einem Franzosen, dem unsere Engländerinnen sehr gut gefallen. In einer prima Mischung aus Französisch, Englisch und Deutsch bekommen wir eine ausreichende Kommunikation hin. Das ist übrigens nicht das einzige mal, dass wir wegen unserer Motorräder positiv angesprochen werden.
Wir verlassen St. Hippolyte in Richtung Ganges und biegen bald ab ins Gebirge. Nach wenigen Kilometern durchfahren wir eine atemberaubende Schlucht, die ich leider nicht gut aufs Bild bekomme.
Höher und höher schrauben wir unsere Maschinen und erreichen irgendwann das winzige Bergdorf La Cardiere et Cambo. Hier ist die Welt tatsächlich zu Ende und nur ein Fußweg führt weiter hinauf zu Grasflächen und Holzabbau.
Ich schätze, dass in dem Ort keine 20 Menschen mehr leben, viele Häuser stehen auch leer und beginnen, zu zerfallen. Dennoch: Dem Zauber solcher Orte kann ich mich nicht entziehen.
Auf der Abfahrt zurück in die Zivilisation halten wir mehrfach an besonders schönen Plätzen an. Heute ist es durch den Regen ja etwas diesig und nebelig, aber ich kann mir vorstellen, dass Du an klaren Tagen von hier aus das Mittelmeer siehst.
Immer öfter kommt mir der Gedanke, das nächste mal mit einer Enduro in die Bergwelt der Cevennen einzutauchen und damit auch die letzten Bergdörfer noch hinter mir zu lassen. Meine alte DR400 wäre das richtige Moped für eine solche Endurowanderung.
Zurück zur vorherigen Seite Zur nächsten Seite