Meine Vorbereitungen sind erledigt. War gar nicht schlimm, denn was gibt es an einer Royal Enfield schon groß vorzubereiten? Öl checken, bisschen Luft auf die Reifen, etwas Fett auf die Kette und den gesamten Treffenplunder irgendwie verstauen. Und schon kann man los fahren.
Die Wetterprognosen sind leider nur mittelmäßig, am Freitag sind mit höchster Sicherheit unwetterartige Regenfälle zu erwarten. Nach der sorgfältigen Analyse aller möglichen Wetterseiten sieht mein Plan wie folgt aus: Sehr zeitig aus den Federn und flott über den Taunus ins Rheintal bollern. Mit ein wenig Glück fahre ich dann sozusagen vor dem Regen her und mit noch mehr Glück bin ich bereits in Ransel, wenn die Schweinerei herunter kommt. Ob das natürlich auch so klappt – man weiss es nicht. Aber so ist mein Plan.
Am Vortage habe ich bereits alles gepackt und auf der Enfield verzurrt, der Tank ist voll – wir sind bereit.
Und so schaffe ich es, um 6:30 Haus und Hof zu verlassen und über Lich und Butzbach auf den Taunus zuzuhalten. Das Wetter ist nicht toll, recht frisch, sehr stark bewölkt, aber ich bin um jede Stunde froh, in der es nicht regnet. Und bisher bleibt alles trocken.
Später im Taunus wird es gar ein wenig sonnig, wie hier zwischen Grävenwiesbach und Rod an der Weil. Jedenfalls macht die Fahrt bisher viel Spaß und die brave Bullet marschiert wunderbar.
Etwa ab Bad Camberg hört meine Ortskenntnis auf und ich brauche ab und zu die Karte. Dazu kommen leider Umleitungen und sogar Umleitungen in der Umleitung. Trotzdem verfahre ich mich diesmal nicht, sondern bleibe immer halbwegs auf Kurs.
Das gute an den Umleitungen ist, dass ich beinahe gezwungen bin, durchs Wispertal in Richtung Lorch zu fahren. Hier bin ich anfangs völlig allein, aber dann kommen mir die ersten Horden mit schnellen, sehr schnellen Motorrädern entgegen. Das beste aber ist: Es regnet noch immer nicht.
Da kann ich mir sogar die Zeit nehmen, öfter mal im Wispertal anzuhalten und ein wenig in den Wald hinein zu gehen.
Irgendwann kommt mir die Gegend auch bekannt vor und nach wunderbarer Fahrt erreiche ich wahrhaftig trockenen Fusses Ransel. Heureka!
Geschafft, angekommen und eine gute Fahrt gehabt. Dem Regen habe ich ein Schnippchen geschlagen und für die Rückfahrt am Sonntag ist völlige Regenfreiheit gemeldet. Das Leben ist schön!
Als erster begrüsst mich der freundliche Berner Sennenhund, der Hofhund des Anwesens.
Die zweite ist die charmante Doris, die sich sogar an mich erinnert. Auch ihre beiden Hunde sind wieder mit von der Partie.
Dieter, geschäftig wie fast immer, zieht noch ein paar Fäden im Hintergrund.
Wie im letzten Jahr habe ich als Quartier die Schreinerei des Herrn von Brentano bekommen, worauf ich mich sehr freue. Kein Zeltaufbau, keine undichten Stoffe – eine Unterkunft zum Verlieben.
Ganz rechts ist das Tor zu meiner Unterkunft, der Schreinerei. Unverzüglich beginne ich mit dem Einräumen meiner paar Habseligkeiten.
Dann taucht Siegfried auf, der zusammen mit seinem Kumpel Helmut eine andere Werkstatt bezogen hat – die aber wieder geräumt werden muss: Ein Filmteam braucht den Raum. Also fragt er, ob hier noch Platz für zwei arme Schläfer wäre – was natürlich der Fall ist. Wer kann einem so freundlichen Menschen schon etwas abschlagen?
Wie man sieht. bietet die Schreinerei locker Platz für drei Schlafplätze. Meine vorsichtige Warnung, dass ich ein gefürchteter Schnarcher sei, wird zur Kenntnis genommen, erschreckt aber offensichtlich niemanden. Na gut, wir werden sehen.
So, alles verstaut und ausgepackt – jetzt kann ich die erste Platzrunde in Angriff nehmen.
Ich begrüsse Uli aus Bonn und staune über das Tankemblem mit dem Zündapp-Logo. Aber klar: Zündapp und Enfield gehörten (oder gehören?) ja zum gleichen Konzern.
Mein Zimmergenosse Helmut fährt eine der wenigen Robin-Diesel – sehr exklusiv.
Der schwarze Labrador ist den ganzen Tag auf der Suche nach Menschen, die für ihn Tannenzapfen werfen. Uli machts diesmal nicht.
Im perfekten Rockebilly Outfit fährt 123Mike vor. Könnte genau so in „Quadrophenia“ mit spielen.
Heuer der einzige Österreicher: Walter aus Wien.
Holger aka Michiel ist ohne seine Enfield gekommen. Sein etwas ungewöhnliches Gefährt werden wir später noch zu Gesicht bekommen.
Die junge Lady probiert eine Lederjeans an – und die passt perfekt, wie massgeschneidert.
Die letzte von ehemals drei 350ern von Didi, ein sehr hübscher Caferacer.
Und als Kontrast der patinierte Racer von Mike.
Erst jetzt, wo die Enfield vom Hänger geholt wird, ist der Wiener Walter wirklich auf dem Treffen angekommen.
Didi hat einen kleinen Flohmarktstand aufgebaut, von dem ich ein paar Teile gut gebrauchen kann.
Ein sehr schöner Bobber kommt aus Eisenach. Das Fahrzeug ist so ziemlich in letzter Sekunde für das Treffen fertig geworden.
Und hier, Madames et Monsieurs, sehen wir das Fahrzeug von Holger, dem Michiel: Eine ziemlich aufgeblasene Schwalbe mit 80 ccm und Leichtkraftradzulassung. Angeblich kann die Maschine bei der Ausfahrt gut mit den Enfields mithalten – glaub ich unbesehen.
Der schönste Enfield Scrambler kommt mit Otto aus Düsseldorf.
Meine beiden Mitbewohner der Brentano-Schreinerei, Siegfried und Helmut, stöbern auf Didis Wühltisch.
Henning aus Niedersachsen hat den breiten 18 Liter Tank montiert, der ständig undicht werden soll – so heisst es. Aber das weiss Henning nicht, und deshalb bleibt der Tank auch dicht.
Ein wunderschönes Enfield Gespann mit einem Seitenwagen, der dem S350 von Steib ähnelt. Ein Traum, daran hätte ich auch meinen Spaß!
Schön aus jeder Perspektive.
Hier wird kein Streit ausgetragen, sondern Yeti hilft Marcello bei der Reparatur des Gartengerätes.
Leckeren Kuchen bringt Beate mit, das kommt sehr gut an.
Mittlerweile hat sich das Landmuseum gut gefüllt.
Die Larumo-Familie kommt mit einem spektakulären Fuhrpark.
Das besondere daran ist die Maschine ganz vorn, …….
……. die V-Twin Enfield. Schön und professionell gearbeitet.
Das ist keine Hinterhofbastelei!
Womöglich entsteht daraus mal eine exklusive Kleinserie.
Immerhin sind heute zwei dieser Traummaschinen vor Ort. Getriebespezialist Thomas „t.j.mbo“ scheint ebenfalls angetan – kein Wunder.
Fast schlagartig wird es am Nachmittag dunkel, wer kann, rettet sein Fahrzeug unter irgend einem Dach und dann geht die Schweinerei auch schon los.
Ja, es ist tatsächlich der angekündigte Starkregen.
Da kommt gut was runter – unser aller Mitgefühl gilt denen, die jetzt noch unterwegs sind.
Unterm Dach bei Schnitzel und Bier verliert das Unwetter aber jeden Schrecken.
Die kleine Crew mit Guzzi, Laverda und …..
….. Triumph kriegt noch allerhand mit von dem nassen Zeugs. Das besondere an der 750 Triumph ist, dass es von rechts betrachtet eine Bonnie, von links aber eine Tiger ist. Richtig ist natürlich Tiger: Ist ja das Einvergaser-Modell.
Manfred aus Freiburg hat sein Funkeleisen, die chromglitzernde EFI, noch rechtzeitig unter Dach bringen können.
Wie schön: Der Regen lässt wieder nach. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Roger, den Man in Black rechts, mit seiner Military EFI durch den Schlamm zu bollern. Macht er natürlich nicht.
Für mich eines der schönsten Gespanne überhaupt: V7 Spezial von Guzzi.
Die Solo-V7 bollert im Stand wie ein dicker Einzylinder. Beachtenswert ist hier, dass der Vorsitzende des CBBC mit diesem V-Twin angereist ist. Hier zeigt sich die grenzenlose Toleranz der Fahrer englischer Maschinen.
Versammelter Technik-Sachverstand um ein Fahrrad! Aber dieses Fahrzeug ist in der Tat etwas Besonderes: In der Hinterradnabe werkelt eine stufenlose Gangschaltung. Einfach am rechten Griff drehen, und die Übersetzung ändert sich. Eine Super-Automatik – und sie funktioniert. Habs selbst probiert.
Eine wunderbare 52er Triumph. Leider sind Fahrer und Krad in den Starkregen geraten, aber so etwas macht einer Engländerin überhaupt nichts aus.
Ein Bild von einem Parallel-Twin. Bester britischer Maschinenbau.
Der abendliche Himmel nach dem Regeneinbruch verspricht einen schönen Samstag.
Didis 350er Racer musste den Regenguss über sich ergehen lassen.
Andere Maschinen haben Schutz unter kleinen Vordächern gefunden und sind trocken geblieben.
Oder bei ihren Besitzern unter dem großen Dach.
Das war schon ein ereignisreicher Beginn des 7. Treffens in der Mitte. Aber allmählich kommt die Nacht und gegen 23:00 verschwinde ich in Herrn vorn Brentanos Werkstatt und schlafe, wie schon im Vorjahr, sehr gut.
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