Mittwoch, der 18.6.2014:
Die Fahrt nach Puchberg ist ein Gegenbesuch bei Anne, einer guten Bekannten von Jürgen aus vergangenen Tagen. Wir suchen dazu eine Route heraus, die über St. Pölten führt und vielleicht bis Wilhelmsburg ein wenig langweilig und nervig, danach aber spektakulär und wunderschön sein wird. So ist der Plan, aber es kommt einen Tick anders.
Über die ersten 50 km gibt es nichts zu berichten, ausser dass sie wirklich öd waren. Aber hier, kurz hinter Wilhelmsburg, haben wir sie wieder: Die Schönheit des niederösterreichischen Alpenvorlandes.
Danach wirds nicht nur schön, sondern einfach großartig. Serpentinen, Steigungen, lange Kurven, enge Kurven – und das alles in eine traumhafte Landschaft eingebettet. Ein besonderes Highlight ist die Kalte Kuchl, ein Traumpass, den wir hier soeben erreicht haben.
Noch herrscht hier wenig Betrieb, aber der Feiertag morgen hat schon einige Besucher hierher gelockt. Nicht überraschen dürfte es, dass die meisten der Motorräder unten vor dem Gasthof GS-Modelle von BMW sind.
Ein Stück folgen wir der Köhler-Straße um dann den Rohrer Sattel in Richtung Gutenstein zu passieren.
In Pernitz fällt ein Motorrad-Laden auf, vor dem zwei kleine, aber todschicke Bobber stehen. Hier müssen wir einfach anhalten und stellen fest, dass hier die Tha Heist Bopper verkauft werden.
Der Inhaber erzählt uns einiges über die kleinen Maschinen, die auf mich einen eigentümlichen Reiz ausüben. Selten habe ich Motorräder gesehen, die mit so viel Liebe zum Detail entstanden sind. Und der Preis ist sensationell: 4000 €!
Wie die Geschmäcker sich doch gleichen: Wer klassische Motorräder mag, landet irgendwann bei ganz bestimmten Marken und Modellen – und die kleine Suzi gehört dazu.
Nun geht es noch über den Ascher und dann sind wir auch schon in Puchberg. Mit Kalte Kuchl, Rohrer Sattel und Ascher haben wir heute drei fahrerische Highlights gelandet. Und für den Rückweg wollen wir die gleiche Strecke nehmen. Freu!
Majestätisch, mystisch und auch ein bisschen unheimlich trohnt der Schneeberg über Puchberg. Mit über 2000 m ist er der höchste Berg Niederösterreichs und scheint irgendwie überhaupt nicht hierhin zu gehören.
Zusammen mit Anne und dem 92-jährigen Papa gehen wir nett essen und plaudern. Während des Essens noch beschließen wir, mit Anne eine Sitzprobe auf der Thunderbird zu machen.
Und es gelingt! Damit ist klar, dass uns Anne im nächsten Jahr womöglich auf kleineren Touren begleiten wird.
Es beginnt mit kleinen Runden auf dem Hof, die aber alsbald ausgedehnt werden.
Viel zu schnell heisst es, sich wieder zu verabschieden, was allen schwer fällt.
Und dann passiert es – und auch noch ausgerechnet mir! Ich wende mit der Thunderbird auf engstem Raum, bin dabei nicht konzentriert – und schwupps, kippt das Vorderrad ein und die Maschine und ich liegen am Boden. Schnell komme ich wieder hoch und schaue mir den Schaden an. Da ist einmal die linke Lampenhalterung, die vom Blinker in drei Teile zerdrückt wurde. Und – viel schlimmer – da ist das angekratzte Ego. Ich könnte mich selber in ……, naja, lassen wir das, passiert ist passiert.
Wir pappschen den Blinker mit reichlich Tapeband an der Gabel fest, es funktioniert noch alles und weitere Schäden sind nicht erkennbar. Aber wir haben Zeit verloren und es beginnt zu dämmern. Also los, aber wir kommen nur bis Pernitz und ab da ist die Straße komplett gesperrt. Es wird also nichts mit einer zweiten Runde über Kalte Kuchl, Rohrer Sattel und Ascher. Und so kämpfen wir uns bis zur Autobahn nach Alland durch und nehmen dann für den Rest die Bahn. Ist zwar schrecklich zu fahren, aber dennoch bin ich ganz froh: Jetzt fängts nämlich doch an, im Schulterbereich zu zwicken und ich bin froh, als wir gegen 19:00 wieder in Prinzersdorf sind.