Der Versuch einer bebilderten Typengeschichte
Aufgrund fehlender Informationen aus Izhevsk dürfte es schwierig und vielleicht sogar unmöglich sein, eine vollständige und korrekte Typengeschichte zu dokumentieren. Ich versuche es dennoch, aber was hier steht, erhebt keinen Anspruch auf letzte Korrektheit und Vollständigkeit. Vielleicht ergibt sich im Laufe der Zeit und in Verbindung mit anderen Informationen ein roter Faden.
Wer als Freund russischer Motorräder den Klassiker „Mit Hammer und Schlüssel“ kennt, wird sich an ähnliche Aussagen über die Historie der Russenboxer erinnern. Ist also in Russland wohl nicht ungewöhnlich und so sollten auch wir akzeptieren, dass es glücklicherweise noch eine Welt neben ISO 9001, BWL und SAP gibt.
Der Urahn: IZH 350 mit eindeutigen Ähnlichkeiten zur Mutter, der DKW 350 NZ. Vorn Trapezgabel, hinten gar keine Federung – echte 30er Jahre Technik.
Wie schon die DKW NZ 350 war auch das russische Pendant IZH 350 ein Motorrad von klassischer Schönheit.
Dann kam die IZH 49, vorn mit moderner Telegabel und hinten mit der Geradweg-Federung. Der Motor nach wie vor mit Doppelport-Auspuffanlage. Der Rahmen hat noch die Rechteckprofile der IZH350.
Neben dem Fussschalthebel hat die IZH49 noch immer einen Handhebel. Ist das womöglich nur ein Leerlauffinder oder ein vollwertiger Schalthebel?
Mit der IZH56 wird es jetzt richtig modern – Weltstandard! Telegabel, Hinterradschwinge, grosse Vollnabenbremsen, Vergaserverkleidung – aber immer noch den Handschalthebel und der Motor hat sich sowieso nicht wirklich verändert. Die Leistung ist aber immer wieder sanft angehoben worden.
Sehr viele IZH56 wurden als Gespann gefahren und waren die typischen Arbeitspferde auf dem Lande. Und wie man sieht, war auch im kommunistischen Russland keineswegs alles nur schwarz oder grau.
Nach der IZH56 kommt die erste Planeta – die Planeta 2. Ob es auch eine Planeta 1 gegeben hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Wer kann die Lücke füllen? Erstmalig entfällt jetzt der Handschalthebel und das Design orientiert sich mit den schwülstigen Blechteilen am damaligen Geschmack der Kundschaft weltweit. Auch im Westen sahen viele Kräder damals so und ähnlich aus.
Auch an der Planeta 2 ist der gute alte DKW NZ-Motor nahezu unverändert verbaut. Das ist wahre Tradition und ich denke, dass dieser Motor in seiner zweiten Heimat Russland so richtig reifen konnte.
Planeta 2 mit einem ungarischen Duna-Seitenwagen. Die IZH wurden in beinahe alle sozialistischen Bruderstaaten der UdSSR exportiert – nur in die DDR sind wohl sehr wenige gelangt. Viele, auch ältere, DDR-Bürger kennen die IZH überhaupt nicht.
Mit der Planeta 3 gibt es wiederum nur sanfte Modellpflege. Leicht geändertes Design, besonders an der Tankform zu erkennen. Charakteristisch ist der Haltebügel der Sitzbank.
Die Motordeckel haben sich ein wenig geändert, der Motor selbst jedoch nur wenig. Nach wie vor atmet der langhubige Zweitakter seine Gase aus einer Doppelport-Anlage aus.
Die Planeta 4 sieht nun schon meiner Planeta 5 sehr ähnlich. Der auffälligste Unterschied dürfte die Doppelport-Auspuffanlage sein.
Und das Cockpit der Planeta 4 weicht stark sowohl von den Vorgängern als auch vom Nachfolger ab. Jetzt kommt eindeutig 70er und 80er Jahre Japan-Look ins Spiel. Tja, und der nächste Typ ist bereits die Planeta 5, also das Motorrad, um das sich in diesem Blog sowieso alles dreht. Das stellen wir hier natürlich nicht noch einmal vor.
An dieser Stelle verlassen wir die Ahnenreihe der IZH 350 ff und der DKW NZ 350: Mit der Planeta Sport hat das Werk in Izhevsk etwas eigenständiges auf die Räder gestellt. Hier erinnert eigentlich nichts mehr an die Ahnen aus Zschopau, auch der Motor nicht.
er russische Einzylinder bringt über 30 PS auf die Strasse und dürfte ein sehr spezielles Fahrgefühl vermitteln. Im wahren Leben habe ich so eine Planeta Sport noch nie gesehen und in Deutschland soll es weniger als eine Handvoll geben. Aber eines ist klar: Die Planeta Sport ist mein nächstes Ziel – darauf wird jetzt hingearbeitet.
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