Unsere heutige Fahrt ins Kyffhäuser-Gebirge steht zunächst auf sehr schwankendem Boden, da das Wetter am frühen Morgen besonders grau aussieht. Unser Plan ist deshalb erneut, dass wir einfach mal losfahren und bei beginnendem Unwetter eben nass werden oder umkehren.
Keiner von uns dreien hat den Kyffhäuser vorher jemals gesehen und wir wissen nur aus der Theorie, was uns erwartet. Ich denke, dass der heutige Tag eine schöne Abwechselung zwischen Fahren und Geschichte werden wird.
Die Route ins Kyffhäuser-Gebirge führt durch uns völlig unbekannte Gegenden und von daher ist ein Roadbook zwingend notwendig. Das erste und hochprofessionelle Roadbook entsteht auf einem Rechnungsblock von Clärchen.
Nette Worte von Clärchen gibts zum Abschied.
Gegen 9:30 sieht die Gegend tatsächlich extrem unfreundlich aus und am Himmel bahnt sich etwas Großes und Dunkles zusammen.
Die Strassen sind zwar noch feucht, aber es fallen noch keine Tropfen vom Himmel – noch nicht.
Am Rande des Eichsfeldes beginnt eine Landschaft mit großen landwirtschaftlichen Nutzflächen, deren Farbe vorzüglich mit dem Blut-und-Eiter-Ton von Suses Thunderbird harmoniert.
Auf den ausgedehnten Feldern zischen die Traktoren wie kleine Doozer hin und her und produzieren einen Ballen nach dem anderen.
Am Rande einer verlassenen LPG entdecke ich diesen alten Zaun, der bisher den Jahrzehnten erfolgreich getrotzt hat.
Die LPG ist verlassen, aber die Gebäude sind noch in recht gutem Zustand. Was man daraus alles machen könnte …..
Nachdem wir uns durch Sondershausen gekämpft haben, kommen wir dem Kyffhäuser immer näher. Die Landschaft wird waldiger und bergiger. Wir entdecken Hinweisschilder auf die Kyffhäuser Höhle, das Kyffhäuser-Denkmal und den Kelbra-Stausee – und wir wollen alles sehen. Ach ja: Das Wetter ist inzwischen richtig hübsch und warm geworden. Schon wieder Glück gehabt.
Als erstes kommen wir zur Barbarossa-Höhle. Ohne Eintritt und Führung geht hier aber nichts, und weil wir darauf keine Lust haben, schauen wir uns einfach in der Umgebung der Höhle um.
Kurzzeitig sind wir der Meinung, einen Fußweg auf den Berg und zur Höhle gefunden zu h aben, aber dieser Eingang ist verschlossen.
Immerhin gibt es eine Holz-Skulptur von Kaiser Bararossa mit seinem eingewachsenen Bart, wie er die Jahrtausende in der Höhle verbringt und eines Tages wieder heraus kommt und ein neues deutsches Reich gründet. Hmm, naja, ob’s stimmt?
Im Kyffhäuser-Gebirge gibt es ja erwiesenermassen wieder freilebende Wildkatzen, und eine davon streicht um die Tische der Gäste und erbeutet Bratwurstreste.
Nun geht es weiter zum Kyffhäuser-Denkmal, und das ist so richtig touristisch erschlossen – um nicht zu sagen ausgebeutet. Bierpilze, Bratwurstbuden, Andenkenshops – das volle Programm.
Für einen Schierker Feuerstein hat Suse immer etwas übrig.
Seltsame Holzfiguren stehen hier herum. Der Sinn vom Rotbart Barbarossa ist mir ja noch klar, aber was Paul von Hindenburg, die Sekretärin von Helmut Kohl und Bill Clinton hier zu suchen haben, erschliesst sich mir nicht.
300 m sind nur ein kurzes Stück – und können doch so lang scheinen, Und so kommt es, dass wir den Aufstieg zum Kyffhäuser-Denkmal im Pferdewagen durchführen. Das Leben kann so bequem sein.
Die beiden Braunen lehren uns die Wiederentdeckung der Langsamkeit.
Oben am Kyffhäuser-Denkmal angekommen, sehen wir die gewaltige Statue in Planen gehüllt: Hier wird bis 2014 renoviert. Also verzichten wir auf eine Besichtigung.
Der weite Blick ins Land hinein vom Fuße des Denkmals ist beeindruckend schön.
Noch ein wenig geschichtliches Wissen aufgesogen, und dann geht es wieder abwärts – diesmal zu Fuß.
Offensichtlich ist dieser Platz auch ein beliebter Motorrad-Treffpunkt.
Ein schönes, federleichtes Spielzeug ist diese Ducati Hypermotard.
Sogar zwei Lotus Elisen sind hier am Platze. Diese Roadster tragen den gleichen Motor in sich wie unsere MG F – nur mit ein wenig mehr Leistung. Aber ehrlich gesagt gefallen mir unsere MG besser.
Nun machen wir uns an den Abstieg vom Kyffhäuser in Richtung des Stausee Kelbra. Dabei befahren wir die berühmt-berüchtigte Kurvenstrecke mit 36 Doppelkurven auf wenigen Kilometern. Ist wirklich beeindruckend zu fahren, auch wenn die Geschwindigkeit überall auf 50 oder 60 km/h begrenzt ist.
Am Stausee Kelbra machen wir eine schöne Pause mit Kaffee und Kuchen.
Der Stausee ist erstaunlich groß, ebenso diese Freizeitanlage. Umso erstaunlicher, dass hier bei so schönem Wetter recht wenig los ist. In Hessen wäre diese Anlage proppenvoll und überlaufen.
Für die Rückfahrt finden wir anfangs keine richtig schöne Route und kurven ziemlich häufig auf stark befahrenen Bundesstrassen herum. Unterwegs stoßen wir auf eine Rover-Werkstatt mit einem MGF davor, der aber schon verkauft ist.
In Worbis besuchen wir den Kawa-Händler, bei dem wir im letzten Jahr unsere defekten Bekleidungs- und Verpackungsteile erneuert haben.
Die Anzahl der Ducatis hat im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen.
Ab Heiligenstadt geraten wir endlich wieder in schönere Gegenden und erfreuen uns auf den letzten 20 Kilometern am abendlichen Eichsfeld.
In Martinfeld haben wir schon einigemale einen Hinweis auf ein Schloß gesehen und stellen uns ein nettes, kleines Schloß-Cafe darin vor. Also fahren wir das Schlößchen heute mal an.
Zweifellos ein hübsches Schloß, aber ohne Gastronomie. Wie wir sehen, wird das Gebäude für Pfadfindertreffen genutzt, und obwohl ein freundlicher Betreuer anbietet, uns einen Kaffe zu kochen, lehnen wir dankend ab und begeben uns heim zu Clärchen.
Von Martinfeld bis Ershausen ist es nur noch ein Katzensprung. Hier bekommen wir wie jeden Tag ein vorzügliches Essen, dass wir mit Aromatique, Bier und einer neuen Runde Pool-Billard abschließen. Beim Pool werden die Verhältnisse wieder gerade gerückt und ich verliere alle meine Spiele. Mist!