Über das Gladenbacher Bergland heim nach Mücke

Pünktlich um 10:00 bin ich am Ostermontag gestiefelt und gespornt bei Nachbar Egon - und auch der ist fertig. Also flugs in den Ebsdorfergrund. Egon schaut in der Scheune noch nach ein paar Details an Hermanns ETZ - das braucht er für die Wiederbelebung von Lemmies MZ. Ohne Choke springt meine Kathy sofort an und noch vor 10:30 bin ich abfahrbereit. Habe mir eine Route ins Gladenbacher Bergland zurecht gelegt, denn der Wetterbericht für diese Gegend ist richtig gut. Und ich kann euch sagen: Er ist auch genauso eingetroffen. Deshalb wird aus meiner Rückholaktion eine Ausfahrt mit 200 km und zum Mittagessen  bin ich auch nicht pünktlich zurück. Aber das ist wurscht!

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Nach dem gestrigen Versuch weiss ich wieder, wie Kathy am besten kalt anspringt: 5 mal ohne Zündung vorkicken, dann ohne Choke mit etwas Gas gestartet. So klappts auch heute und noch vor 10:30 starten wir in Richtung Gladenbacher Bergland. Kathy läuft, als hätte sie nie pausiert oder überwintern müssen.
Jetzt erstmal knappe 50 km nonstop - schliesslich muss ich mich wieder an Kathy gewöhnen. Immer wieder beeindruckend, wie handlich und spritzig so eine TS 250/1 ist - natürlich muss das in Relation zu Hubraum und Leistung gesehen werden. Hier am Ortsausgang von Gladenbach war vor vielen, vielen Jahren mal eine Zweiradwerkstatt mit Verkauf von Heinkel-Ersatzteilen. Jetzt ist dort ein Laden für Tierarztbedarf: Nützlich, aber langweilig.
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Jetzt zirkele ich kreuz und quer durchs Gladenbacher Bergland: Bergauf, bergab, durch Serpentinen, dichte Wälder und sanfte Wiesen. Eine wirklich hübsche Ecke. Wenn ich jetzt noch ein wenig weiter westlich fahre, bin ich im Dietzhölztal bei den MZ-Freunden Mandeln. Aber da warte ich ab bis Mai zum Tagestreffen. Typisch für das Gladenbacher Bergland sind die runden Bergkuppen mit starker Bewaldung. Später nehme ich die grobe Richtung auf Giessen durch die vielen Orte der Grossgemeinde Lohra.
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In Sichtweite des Dünsberges. Hier gibt es eine schöne Rekonstruktion eines Keltendorfes, dass ich heute aber links liegen lasse: Zu viele Autowagen auf dem Parkplatz sagen mir, dass hier der Teufel los ist. Also weiter nach Krofdorf-Gleiberg. In Krofdorf-Gleiberg schraube ich mich auf den höchsten Punkt des Städtchen, wo die Burg steht. Vorn siehst Du bereits die nächste Burg (Burg Vetzberg) und im Hintergrund den Dünsberg, von dem ich gerade gekommen bin.
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Im Burghof ist erfreulich wenig los und ich parke bei einer schwarzen Speed Triple im Streetfighter Look. Schönes Motorrad, aber ehrlich: Nix mehr für mich. Da sind mir meine Ostböcke lieber. Von Krofdorf nach Salzböden über die 15 km lange Nebenstrecke, die durch keinen Ort führt, an der kein Haus steht und auf der fast kein Verkehr herrscht. Das ist wie Fahren im Jahre 1969.
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Erst kurz vor Salzböden liegt mitten im Wald die Schmelz-Mühle, ein wunderbares Ausflugslokal. Die ersten Besucher sitzen schon draussen und geniessen die Sonnenstrahlen. Beim nächsten mal werde ich mir hier ein leckeres Mitagessen gönnen. Die Schmelz-Mühle bezieht ihre Energie aus der Salzböde, die dem Ort und der Gegend ihren Namen gab. In Salzböden gibt es eine weitere Mühle, die Schönemühle, die ich aber nicht entdecke. Ist ein Cafe und als Besonderheit gibts hier eine Menge Katzen.
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Blick auf Salzböden, einen wirklich hübschen Ort. Die Salzböde fließt nur ein paar km weiter in die Lahn, fast direkt hinter dem Ort. Über den Rand der Rabenau komme ich nun zum Wasserwerk bei Altenbuseck. Sehr schön gelegen mit Blick auf Buseck und die Rabenau.
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Wer genau hinschaut, erkennt die beiden furchtbaren Hochhäuser von Grossenbuseck: Bausünden der 80er Jahre. Ach ja. Das kleine Windschild meiner TS ist das einzige, was mich ein wenig nervt: Zwar hübsch anzusehen, aber das Teil verursacht starke Windgeräusche. Mal abwarten, wie lange ich es noch an der Maschine belasse. Der Motorradwanderer geniesst die Gegend und die Ruhe. Fast direkt über mir klopft ein Specht und über den Feldweg laufen immer wieder kleine Wiesel oder Frettchen.  Leider gelingt mir kein Foto der kleinen Nager, obwohl sie ganz schön nahe sind.
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Beim Betrachten der Landschaft kommt zunächst ein Simson SR51 in perfektem Zustand vorbei und später zwei ältere Damen - also genau genommen zwei Damen in meinem Alter. Wir diskutieren ein wenig über die Burgen am Horizont und koordinieren die Ortschaften dazu. Zurück in der Rabenau fahre ich die lange Sackgasse zur Kompost-Deponie. Hier war früher ein geheimes Lager der Amerikaner und das Gerücht besagte, dass dort Atomsprengköpfe gelagert waren. Heute nur noch Grünzeug - ist mir wesentlich lieber so.
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Ich verlängere die Fahrt noch ein wenig in den Homberger Raum. An dieser Feldscheune habe ich bereits zwei meiner Ostböcke fotografiert, und die TS 250/1 wird heute die dritte. Ich stelle mir dabei immer vor, hier eine grosse Werkstatt mit winzigem Wohnraum einzurichten. Aber das wird wohl nix mehr in diesem Leben. Und jetzt noch ein Blick vom Rondinchen ins Amöneburger Becken: Weites Land. Dann gehts heim nach Mücke, vor allem, weil hier am Rondinchen ein schräger Vogel in seinem Auto sitzt und nervig laute Musik hört: Volksmusik von HR4. Das ist nichts für mich, also weg hier.
TS So habe ich gestern die Route grob geplant und das sollten etwa 140 km sein. Habe dann zum Schluss aber etwas improvisiert und so wurden daraus 200 km, von denen ich keinen Meter bereue. War eine herrliche Fahrt bei kühlem, aber weitgehend trockenem Wetter und schon fast angenehmen Temperaturen. Kathy, meine TS 250/1, ist gelaufen wie am Schnürchen und hat nicht ein einziges mal gezickt - etwas ungewohnt nach den letzten Fahrten mit der russischen Planeta.
Jetzt habe ich Kathy jedenfalls wieder zuhause - einerseits schön, andererseits ist die Werkstatt nun absolut voll gestellt. Aber das nehme ich gern in Kauf.


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