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Unter
grosser öffentlicher Beteiligung starten wir um 11:30 unseren
beiden Russenfahrzeuge. Es folgen lange Abschiedszeremonien, denn wer
weiss, ob wir unsere Lieben jemals wiedersehen. Aber wir glauben an die
überlegene russische Technik und sind guten Mutes, unsere Ziele zu
erreichen.
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Angekommen
in Deckenbach wollen uns die Streckenposten direkt auf die Wiese
schicken, wo wir unsere russischen Exoten ausstellen können. Aber
das wollen wir heute nicht - heute ist nicht die Zeit des Posens,
sondern die Zeit des Fahrens. Jetzt schauen wir uns erstmal bei den
Oldtimerfreunden Deckenbach um.
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Auch ein paar Markstände sind
aufgebaut und bei einem entdecken wir Blechschilder mit historischen
Motorradmotiven. Die Preise sind äusserst günstig und so
kaufe ich drei Schilder und Egon schnappt sich zwei Schilder ...... |
..... und zwar mit Motiven des alten
deutschen Goggo-Rollers. Warum, dürfte jedem Kenner klar sein:
Diesen Goggo-Roller hat die russische Firma Tula (TMZ) damals kopiert,
nachgebaut und weiterentwickelt. Auch die Muravej basiert auf dieser
Goggo-Technik. |
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Diese edle Dorfkatze streicht über die sehr schön aufgezogene Veranstaltung der Oldtimerfreunde Deckenbach. |
In und um Willi's Scheune spielt sich das Geschehen ab. Als erstes gönne ich mir ein prima Grillsteak. |
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Und natürlich muss der
Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen werden, denn die
mörderische Anfahrt nach Deckenbach hat Mensch und Maschine auf
äusserste gefordert. |
Neben der Bar in Willi's Scheune glänzt dieser unglaublich schön restaurierte Holder-Schlepper - ein echtes Kleinod. |
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Natürlich treffen wir auch auf Bekannte:
Arbeitskollegen, Schützenkollegen und sogar einen Teilnehmer des
gestrigen MZ-Treffens in Mandeln |
Dieses "Dienstfahrzeug" der Oldtimerfreunde
Deckenbach gibt Egon schöne Anregungen, wie er seine Tula zu einem
Campingfahrzeug umbauen kann. |
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Schwerpunkt der Deckenbacher Ausstellung sind
zwar landwirtschaftliche Fahrzeuge und Maschinen, aber es gibt auch
einige schöne Zweiräder. So eine Zündapp Combinette war
doch tatsächlich mein allererstes eigenes Fahrzeug. Bekam ich von
meinem Opa und hab darauf das Fahren gelernt. |
Und auch so eine niedliche Adler M100 nannte
ich eine zeitlang mein eigen. Natürlich darf auch ein
Schwälbchen nicht fehlen. |
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Dieser Feuerwehranhänger wurde zu einem Mini-Wohnwagen im Ikea-Stil umfunktioniert. |
Unter den schicken PKW fällt besonders
der NSU-Prinz aus dem Marburger Polizeimuseum auf. Egon, der ja bei NSU
eine Lehre gemacht hat, weiss einiges über den Prinz zu
erzählen. |
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Die Hanomag-Schlepper im Autolook haben mich schon immer fasziniert. |
Auf dem Lanz-Bulldog wird demonstriert, wie damals mit der unbändigen Maschinenkraft Holz gesägt wurde. |
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Es hat uns in Deckenbach sehr gut gefallen -
eine prima Veranstaltung. Dennoch müssen wir jetzt weiter -
ansonsten würden wir in Willi's Scheune versacken und müssten
uns Stunden später von Ruth abholen lassen. Besser nicht. Bei
unseren russischen Nutzfahrzeugen hat sich mittlerweile ein
Klassenfeind eingeschlichen, vermutlich, um die überlegene Technik
nach Japan zu holen. Wir aber ziehen jetzt weiter in Richtung Hoher
Vogelsberg. |
Auf den nächsten Kilometern erkenne ich,
wie schwer es ist, das Tempo der Tula zu halten: Extrem anstrengend, so
langsam zu fahren. In der Ebene und an leichten Steigungen fährt
die Ameise konstant 60 km/h, um aber an härteren Steigungen massiv
abzufallen. Aber jeder Berg wird allein und ohne fremde Hilfe genommen.
An diesem Ort ziehe ich mal für ein paar km davon, damit die
Planeta nicht völlig versuckelt. Und dann warte ich, bis die Tula
auftaucht und drehe ein Filmchen der rasanten Fahrt. |
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Auf der Höhenstrasse Richtung Hoherodskopf
halten wir an und zu meinem Erstaunen beginnt Egon, die neu entdeckte
Langsamkeit zu geniessen. Normalerweise brettert der Bursche mit 90 PS
durch den Vogelsberg, aber mit der Tula entdeckt er jetzt völlig
neue Dinge, so wie diesen herrlichen Ausblick in den westlichen
Vogelsberg. |
Nun gehts an den Aufstieg in Richtung
Hoherodskopf, als die Tula urplötzlich und schlagartig
stehenbleibt. Gerade wollten wir ein Beweisfoto mit einem Schild
machen, dass die 700 Höhenmeter dokumentiert, als die Tula
streikt. Also ist erstmal Fehlersuche angesagt. |
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Ich erwarte jetzt, dass Egon das umfangreiche
Werkzeug auspackt und loslegt - aber der Kerl hat tatsächlich
nichts, aber auch garnichts an Werkzeug dabei. Unglaublich, das geht
doch mit einem Russen überhaupt nicht. |
OK, der Fehler ist schnell entdeckt: Das Kabel
vom Kondensator ist abvibriert. Habe natürlich Werkzeug dabei und
so ist der kleine Schaden schnell behoben. |
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Wie ihr seht, findet die sehr russische Panne
bei Kilometer 420 statt - das ist ein sehr guter Wert. Und bedenkt: Wir
befinden uns bei 700 Höhenmetern und haben gerade eine 12%ige
Steigung genommen. Seht hier den Beweis. |
Jetzt kämpfen wir uns bis auf die
Herrchenhainer Höhe zum Oldtimer Cafe. An der gewaltigen Steigung
bei Sichenhausen muss die Tula zwar in den ersten Gang, kommt aber
letztlich ohne Probleme hoch. Am Oldtimer Cafe ist die Tula sofort von
spontanen Fans umringt, darunter auch Matze, der Wirt. |
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Matze seziert die Tula und weisst anhand von
Dreck, Rost und Kratzern glaubhaft nach, dass die Ameise vielleicht
doch etwas mehr als die beim Kauf gezeigten 64 km gelaufen haben
könnte. Übrigens: Niemand der Interessierten hat je von Tula
gehört und niemand erkennt das Maschinchen. Dabei steht doch auf diesem Schild
klar und deutlich der Name: Muravej, was wörtlich Ameise bedeutet,
in Fachkreisen aber mit Arschlochameise übersetzt wird. |
Egon ruft zuhause an und meldet die (fast)
pannenfreie Ankunft am Oldtimer Cafe. Ruth scheint ein wenig
überrascht, dass dies kein Hilferuf ist und dass der Schandwagen
keinesfalls benötigt wird. Jetzt verputzen wir eine Portion
Spargel im Schinken-Pfannkuchen. Dabei wird es plötzlich
stürmich und der Himmel bewölkt sich gewaltig. Gut, Unwetter
waren angekündigt, und so brechen wir nach dem Essen recht
zügig auf und hoffen, nicht während der gesamten
Rückfahrt nass zu werden. |
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Bereits nach wenigen Kilometern haben wir die
Schlechtwetterfront hinter uns gelassen und wir bleiben
tatsächlich komplett trocken. Jetzt tritt noch ein kleines Problem
an der Planeta auf: Der Werkzeugdeckel öffnet sich, weil das
Schloss sich kaputtvibriert hat. Das ist aber mit einem
Gepäckstraps von der Tula in Sekundenschnelle erledigt. |
Weiter gehts bei bestem und extrem heissen
Wetter. Wir beschliessen, über Schotten und die als
Motorradrennstrecke berüchtigte B 276 in Richtung Laubach zu
fahren. Auf der Bundesstrasse werden wir dabei die Raser mit dem
Tula-Tempo komplett ausbremsen. Fies, oder? |
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Am Falltorhaus halten wir kurz, um die Knieschleifer-Fraktion schon mal vorzuwarnen. |
In dieser Poserkurve brettern die Knieschleifer
häufig mit unglaublichem Tempo, aber heute ist alles ruhig. Liegt
wahrscheinlich an dem Polizeiwagen, der hinter der Kurve lauert und
dessen Besatzung uns mit hochgerecktem Daumen begrüsst.
Schliesslich fahren wir mit braven 60 km/h hier durch, obwohl 80
erlaubt sind - aber das schafft die Tula nicht - noch nicht. |
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Dieses Bild hatte ich fast den ganzen Tag vor
mir. Die herrlich eiernden Hardyscheiben der Tula-Achse haben eine
beinahe hypnotische Wirkung auf den Hinterherfahrenden. Ach ja:
Zeitweise war das einzige Instrument meiner Planeta, dass ein wenig
Bewegung zeigte, die Uhr - keinesfalls jedoch der Tachometer. |
Nach 120 km schliesst sich auf dem heimischen
Hof der Kreis dieses ereignisreichen Tages mit unseren beiden Produkten
der überlegenen russischen Technik. Der Spassfaktor war jedenfalls
enorm. Jetzt freuen wir uns auf das alte Russentreffen in 14 Tagen. |
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