Der Hohe Vogelsberg und das Oldtimer Cafe

Bereits auf dem morgendlichen Spaziergang spüre ich neben der Feuchtigkeit die aufkommende Wärme. Ist also nur eine Frage der Zeit, wann die Strassen trocken und auch mit meinen ME22 befahrbar sein werden. Aber sicher ist die Rutschigkeit dieser Metzeler-Reifen stark übertrieben. Kann einfach nicht glauben, dass ein renommierter Reifenhersteller so einen Murks verkauft.
Die leichte Schrauberei klappt auch ganz ordentlich. Mit Nachbar Egon verabrede ich mich dann zu einem Treff am Oldtimer Cafe - so gegen 14:00 soll es sein. Da hab ich jetzt noch gute zwei Stunden Zeit, die Planeta durch den Vogelsberg zu bewegen. Auf geht's.

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Ein Ergebnis der morgendlichen Schrauberei sind die Motorhaltebleche, die ich neu lackiert habe und mit vernünftigen Schrauben und Stopmuttern befestige. Und an den Krümmer kommen mit Kupferfett behandelte CU-Muttern von VW.
Morgen werde ich mal ein Fachgespräch mit MZ-B in Berlin führen. Zwar finde ich die elektrische Anlage der Planeta nicht wirklich schlecht, aber eine wartungsfreie Lima mit Zündung wäre mir doch lieber.
Gestern hat mir Hermann die Leerlaufdüse aufgerieben: Die originale hatte einen Durchmesser von 0,60 mm, jetzt haben wir auf 0,65 aufgerieben. Soll das sehr starke Schieberuckeln mindern. Mal sehen, obs wirkt. Und eine neue Dichtung kommt zwischen Vergaser und Anschlussstutzen. Da wurden einfach 4 dünne Dichtungen reingebaut. Der K65-Vergaser konnte dadurch nicht mehr in den Bund des Anschlussstutzens geifen. Eine Möglichkeit für Nebenluft.
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Jetzt gehts über Freienseen und Altenhain in Richtung Hoher Vogelsberg. Eindeutig: Das Schieberuckeln ist geringer geworden, der Motor tourt auch besser ab. Aber perfekt ist das Verhalten noch nicht. Vielleicht gehts aber auch nicht besser. Hinter Altenhain begebe ich mich auf die udmurtischen Planetawege und fahre etliche Kilometer auf völlig verschlammten Pfaden. Entsprechend sieht meine gute Polja aus: Völlig verdreckt! Das habe ich eigentlich nicht gewollt, aber durch eigene Blödheit verursacht. Auf dem Schlamm und Matsch packen die Reifen teilweise überhaupt nicht mehr und es ist mehr ein Schlingern als ein Fahren. Bin heilfroh, als ich wieder Asphalt unter den Reifen habe. Polja und ich sehen aus wie ein Motocross-Pärchen.
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Also fahre ich erstmal in Schotten an die Tanke und versuche, mit einem ganzen Eimer Scheibenputzwasser den gröbsten Dreck zu entfernen. Das gelingt aber nur zum Teil. Deshalb gehe ich hinter Schotten den Dreck nochmal mit einem meiner mitgeführten Lappen an. Zumindest meine Bekleidung bekomme ich so halbwegs wieder hin. Mittelprächtig gereinigt vom schlimmsten Schmodder nehmen wir jetzt den Aufstieg in Richtung Hoher Vogelsberg in Angriff. Wer genau hinsieht, erkennt im Hintergrund den Fernsehturm auf dem Hoherodskopf. Den lassen wir aber links liegen und bewegen uns in Richtung Herrchenhainer Höhe, also zum Oldtimer Cafe.
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Unter Verwandten! Polja neben ein paar alten Lada Niva beim Ladahändler Appel in Breungeshain. Der britische David Brown Schlepper daneben passt allerdings überhaupt nicht dazu. Jetzt über Sichenhausen nach Hartmannshain. Die starke Steigung bei Sichenhausen nimmt Polja locker im 4. Gang - so wie sämtliche Steigungen heute. Nirgendwo muss ich wegen einer Steigung herunterschalten. Klasse! Der lange Hub bringts.
Angekommen am Oldtimer Cafe auf der Herrchenhainer Höhe. Ist relativ wenig los für dieses schöne Wetter. Aber klar, viele Saisonfahrer mussten ihr Motorrad schon in den Winterschlaf legen. Sehr gut, das gibt mehr Ruhe auf den Strassen.
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Meine Planeta ist heute das einzige richtige Arbeitstier und auch der einzige Ostbock. Parke zwischen zwei chromglänzenden Harleys und bin dabei sehr stolz auf meine Polja.
Matze, Inhaber des Oldtimer Cafe, kommt kurz heraus und wir plaudern ein wenig. Eine sehr hübsche und herrenlose Katze versucht, sich bei Matze einzuschmeicheln. Sieht so aus, als hätte sie Erfolg damit.
Dann warte ich ein Viertelstündchen auf die Nachbarn, die auch recht pünktlich mit dem Rotax-Gespann und zusammen mit Andreas aus Lumda samt Gattin erscheinen. In der Zwischenzeit betrachte ich mir ein wenig die Umgebung und entdecke hinter einem Hügel den Kirchturm von Sichenhausen. Ein hübsches Motiv.
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Kurz bevor es ins Cafe zu heisser Schokolade und Schwarzwälder Torte geht, entdecke ich dieses nette Stilleben mit buntem Laub, einem alten Holzzaun, einer rostigen Schlossschraube, 2 ebenfalls rostigen Spaxen und einem gelben Marienkäfer. Der versucht mit Hilfe der letzten warmen Lüfte einen Abflug - und es gelingt. Nach Kaffee und Kuchen wird mir im überhitzten Cafe schnell zu warm und ich verabschiede mich von den anderen. Will noch ein paar Kilometer fahren und das schöne Wetter nutzen. Eine innere Stimme sagt mir, dass wir so etwas dieses Jahr nicht mehr allzu oft bekommen werden. Nach einem kleinen Schlenker in Richtung Main-Kinzig-Kreis bin ich hier wieder im Vogelsberg und zwar in Eichelhain.
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Nach dem Abstieg vom Hohen Vogelsberg wurd es zwischendurch plötzlich mal richtig finster, fast wie bei einem Weltuntergang. Ein schönes Schauspiel, dass durch dieses Foto nur sehr unvollständig wiedergegeben wird - leider. Aber es bleibt trocken, kein Regentropfen trübt den Tag. Und nur wenig später ist es wieder strahlend hell und der Himmel blau wie im Mai. Nahe Meiches zeigt sich der Vogelsberg hier mit seinen typischen sanften Hügeln und der offenen Landschaft.
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Interessantes Gebäude, dass hier in Meiches zu verkaufen ist. Könnte eine alte Schule oder ein Amtsgebäude sein. Ideal auch für eine grössere Gruppe gealterter MZ-Fahrer, die hier die alten Geschichten aufleben lassen und an an ihren Ostböcken schrauben können. Netter Gedanke! Weiter über das Feldatal in Richtung Mücke. Nahe Ermenrod erlebe ich doch noch einen kleinen Indian Summer mit grünen, roten, gelben und braunen Pflanzen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass dieser nur ansatzweise vorhandene goldene Oktober nahtlos übergeht in einen grauen und trüben November. Hoffe, ich irre mich.
Izh Izh
Diese Fahrt heute war die schönste mit der Planeta bisher. Wunderbar, wie der langhubige Motor jede Steigung im 4. Gang hochstampfte. Die Vergaseranpassung hat das Schieberuckeln verbessert und selbst die Kupplung habe ich halbwegs eingestellt bekommen. Und auch die Schalterei ist heute etwas besser geworden. Es gab sogar Schaltvorgänge in den 2. und 3. Gang, die geräuschfrei verliefen. Nehmen wir die letzten Kilometer unter die unpassenden Metzeler ME22-Reifen. Ach ja: Getankt habe ich auch heute, und zwar in Hartmannshain. War noch nicht auf Reserve und konnte 8,5 Liter in den Tank packen. Nach Umschaltung müssten also mindestens 10 Liter hinein passen. Der HELD-Tankrucksack passt gut und fasst alles, was ich zu solchen kleinen Touren brauche. Waren zwar nur 120 km heute, aber mit hohem Spassfaktor. Nur das Lenkkopflager muss ich dringend angehen - wegen der besseren Kurvenlinie.
Izh
Bei beginnender Abenddämmerung erreiche ich die heimische Werkstatt. Die Nachbarn sind bereits zuhause, sie sind ohne Umweg direkt gefahren. Ich beseitige noch einige Schlammspuren meiner Off-Road-Einlage und dann war's das.


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