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Da steht sie vor unserem kleinen Natursteinhaus:
Polja ist in ihrer neuen Heimat, dem Vogelsberg, angekommen. Hoffe, sie
wird sich so wohl fühlen wie im heimatlichen Udmurtien. Ich werde
jedenfalls alles dafür tun und womöglich dankt sie es mir mit
langen, treuen Diensten. Doch, ich spüre, dass Polja und ich uns
gut vertragen werden. |
Poljas Zustand entspricht der Beschreibung des
Verkäufers und ich bin sehr zufrieden damit. Die gesamte
Erscheinung spricht mich total an. Diese gewagte Mischung aus 30er
Jahre DKW-Technik, 80er Jahre Japan-Barock und einem unverkennbaren
sozialistischen Touch - das ist genau das richtige Motorrad für
mich. Oder wie Schraubaer42 auf seiner Izh-Webseite zu diesem Design
sagt: "Einfach toll!". |
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Als erstes bemerke ich, dass der Ständer
ein wenig kurz geraten ist und das Motorrad auf unebenem Grund etwas
wackelig steht. Die vordere Duplexbremse sieht ungemein
vertrauenerweckend aus - der Zug am Bremshebel ist hingegen
ernüchternd. Aber das Teil ist bestimmt nur schlecht eingestellt
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Ein wunderbarer Motor, der immer noch aussieht
wie der von der DKW 350 NZ. Der gewaltige Krümmeranschluss und die
Deckel an den Überströmkanälen sind alte DKW-Schule. |
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Als wir uns 1980 einen funkelnagelneuen Lada
Kombi gekauft haben, habe ich mich ähnlich gefühlt:
Kyrillische Bezeichnungen an den Kontrollleuchten und den
Bedienelementen. Etwas schlecht zu erkennen: Polja hat 8845 km auf dem
Tacho - vom Verkäufer zugesichert. |
Der Heckbürzel erinnert an die alte Honda
CX500, die Güllepumpe - eben 80er Jahre Japan-Barock. Auch auf den
zweiten Blick macht meine Polja einen gepflegten und guten Eindruck.
Wenn ich da morgen mal mit Lackpolitur und Elsterglanz drangehe, wird
meine Planeta in ungeahntem Glanz erstrahlen. |
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Jetzt möchte ich erste
Lebensäusserungen von Polja hören! Die Kontrollleuchten
für Lichtmaschine und Leerlauf funktionieren, ich finde heraus,
welche Stellung des Benzinhahns die offene ist, Sprit ist im Tank.
Erste Kicks ergeben keine Resultate. Als ich jedoch den Killschalter in
die richtige Position bringe und den K65-Vergaser flute, springt Polja
sofort an. Der sonore Zweitakt-Spruzz hallt durch die Untergasse -
daran werden sich die Nachbarn gewöhnen müssen. Dann
läuft der Motor mit wunderbar langsamem Standgas und pufft dicke
weisse Wolken in den Vogelsberg - Polja lebt! |
Aufgrund des etwas wackligen Ständers gibts
erstmal eine Bodenplatte als Unterlage. Diese erste Nacht muss meine
Polja draussen verbringen, die Werkstatt ist absolut überbelegt.
Die Bereifung ist übrigens neu - schöne Heidenau-Reifen
hinten und vorn. |
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Der Flachschieber-Vergaser Typ K65 ist wohl alte
Mikuni-Bauart. Man beachte den braunen Bakelit-Luftfilterkasten, der
zur Reinigung eine kleine Ölfüllung bekommt. Und der
Benzinhahn ist in der gerade gezeigten Stellung natürlich
geschlossen. |
Jetzt verstehe ich, warum bei den Planetas immer
die Markenembleme auf dem linken Seitendeckel kaputt sind: Bei jedem 3.
Kick verhakelt sich der Kickstarter und bleibt am Seitendeckel
hängen oder schlägt gegen das PLANETA5-Emblem. Aber das sind
doch alles nur Peanuts, oder? |