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Am
Vormittag wird gestartet und wie meist nehme ich den Weg durch den
Kirtorfer Wald und Neustadt. Damit ist bereits die Anfahrt von ca. 60
km ein reiner Fahrgenuss. Das längste Stück ohne Kurven
dürfte diese Gerade kurz vor Wahlen sein. Da fällt mir auch
erstmalig heute auf, wie stark der Wind ist - richtige Sturmböen.
Also etwas runter mit dem Tempo. |
Bei Lischeid
gehts für wenige Kilometer auf die B3 und dann hinter Gilserberg
links ab in den Kellerwald. Nun beginnen die winzigen und teilweise
sehr schlechten Strässchen sowie die stark bewaldeten Berggipfel.
Ich bin im Kellerwald!
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Ein zeitlang
fahre ich am Rande des Kellerwaldes entlang und habe hier die
Gemündener Senke vor mir. Aber dann heisst es ab in Richtung
Haina, und das ist wieder Kellerwald pur.
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In Haina fahre
ich auf das Gelände des Psychiatrischen Krankenhauses, weil dort
auch das historische Kloster liegt. Hier ist das schöne
Gebäude zu sehen. Auf dem Gelände befinden sich weitere sehr
schöne und historische Gebäude, unter anderem auch ein
Tischbein-Museum. Was hat der Maler Tischbein hier zu suchen? |
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Kurz hinter Haina, in Richtung Battenhausen,
halte ich auf diesem winzigen Strässchen, weil rechts im Wald ein
See glitzert. |
Kaum zu erkennen ist der dunkle Waldsee, der sich in Kaskaden in mehrere Gräben ergiesst. |
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Über die kleine Brücke kann ich direkt
in den See laufen. Der ideale Ort für eine Tragödie: Wer hier
ins Wasser gehen will, hat's leicht. Gute Voraussetzungen für
einen gelungenen Abgang. Seltsam makabere Gedanken, aber im mystischen
Kellerwald kommen solche Anwandlungen schnell. |
Nun gerate ich in Richtung Bad Wildungen und bin
hier auf einer Anhöhe bei Amsfeld. Von hier verläuft eine
unglaubliche Strasse nach Bergfreiheit, die ich heute aber nicht nehme.
Die Strecke ist aber wohl in Fachkreisen bekannt, denn eine
grössere Gruppe Motorräder brummt langsam unten an mir vorbei. |
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Nach meinem Empfinden geht hier der Kellerwald
ganz allmählich ins Ederbergland über. Das tut der
Schönheit der Gegend keinen Abbruch, aber es scheint ab hier ein
bischen wilder zu werden. |
Noch schnell ein Foto des Gespanntreibers
geschossen und dann fahre ich zurück nach Battenhausen. Das Hohe
Lohr zieht mich an, die zweithöchste Erhebung im Kellerwald. |
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Und nach wenigen Kilometern ist das Hohe Lohr
bereits zu sehen, unverkennbar durch den (ehemaligen) Fernsehturm. Vor
vielen Jahren waren Bruder Sigi und ich mal mit 2 Maicos ganz oben am
Turm, aber heute sind alle Zufahrten für den Verkehr gesperrt.
Müsste also zu Fuss hoch gehen ...... |
Der jetzt geschlossene Lift sagt, dass hier im
Winter richtig Ski gefahren wird. Der Skilift führt durch eine
breite Schneise im Wald aufs Hohe Lohr. Fast ein wenig alpin! |
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Da haben wir wieder unseren Künstler
Tischbein, dem ein Wanderweg gewidmet ist. Aha, ein Spross der weit
verzweigten Künstlerfamilie kam aus Haina. Daher weht also der
Wind. |
Inspiriert durch Wilhelm Tischbein versuche ich
ein künstlerisches Motiv mit der Kamera zu erfassen. Erkennt
jemand die gewagte Kombination aus Natur und Technik, versinnbildlicht
durch das Blatt und ein Stückchen Goretex? |
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Wesentlich attraktiver als mein
jämmerlicher Kunstansatz ist dieser Hengst auf einer blumigen
Wiese am Fusse des Hohen Lohrs. Sieht aus wie eine Nachzüchtung
der berühmten Przewalsk-Pferde, der mongolischen Wildpferde. |
Weiter nach
Haddenberg in die Nähe der keltischen Kultstätte. Herrlich
unprofessionell dieses Schau-ins-Land-Schild, aber mir ist sowas lieber
als eine kommerzielle Hinweistafel mit Danksagung an alle Sponsoren und Werbung. |
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Das ist ein möglicher Blick vom
Schau-ins-Land in Richtung Ederbergland. Fast keine Zeichen der
Zivilisaion sind zu erkennen und ich stelle mir vor, wie es hier
aussieht, wenn unsere Rasse es geschafft hat, sich komplett
auszulöschen. Ha, das sind sie wieder, die seltsamen Gedanken im
mystischen Kellerwald. |
Am Zufahrtsweg zum Wüstegarten, dem
höchsten Berg des Kellerwaldes, banne ich meinen Rotax samt
Treiber auf die Linse und hoffe, damit etwas von der Keltenmystik auf
uns zu übertragen. |
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So ist es heute den ganzen Tag: Mal sonnig, dann
verdunkeln Wolken den Himmel, es fallen auch mal ein paar Tropfen und
es stürmt ziemlich. Die Temperaturen sind gemässigt, das
Futter muss in der Jacke bleiben. Insgesamt das ideale Wetter für
mich. |
Über Moischeid und Gilserberg gehts nun
zurück in den Vogelsberg, nicht ohne in der Schwälmer
Bäckerei in Gilserberg noch einen ordentlichen Kucheneinkauf zu
tätigen. Hier bin ich schon wieder am Rande des Vogelsberges in
der Nähe von Arnshain. |
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Die obligatorische letzte Rast vor der
heimischen Werkstatt gibt es im Kirtorfer Wald bei der kleinen
Schutzhütte. Heute ist der wilde, dazugehörige Garten
besonders schön. |
Und zum ersten mal seit 3 Jahren bin ich nicht
allein an der Schutzhütte. Ein älterer Herr hat sich zu einer
Vesper niedergelassen. Wir stören uns nicht weiter und nach kurzer
Pause fahre ich die letzten 20 km bis nach Hause. Das waren dann heute
gute 200 km Kellerwaldtour, die ich sehr genossen habe. |