Mit dem ES 250/1 Gespann an die Lahn

Selbst beim Start um 9:00 ist es noch ordentlich kühl - so richtig herbstlich. Einerseits mag ich den Herbst sehr, aber natürlich zeigt er auch das baldige Ende des Sommers und des gesamten Jahres. Wieder ein Jahresring dazu! Herbstdepressive Anwandlungen verschwinden jedoch schnell auf dem ES-Gespann. Über Buseck und Stauffenberg fahre ich nach Lollar und schwenke dort in Richtung Gleiberger Land. Klingt einfach, aber aufgrund mehrerer gesperrter Ortsdurchfahrten ist das bereits eine kleine Odysee - aber das macht nichts, denn eilig darf man es auf einem Eisenschwein sowieso nicht haben.
ES ES
Zwar nicht zu erkennen, aber dennoch wahr: Hier bei Ruttershausen fahre ich bereits direkt an der Lahn entlang. Aber einen Zugang zum Flüsschen gibt es hier nicht. Heute schwenke ich am Wismarer See erstmalig ab und schaue mir diesen regional sehr bekannten Freizeitsee mal an. Das Hinweisschild wird selbstredend beherzigt.
ES ES
Ganz nett, der Wismarer See, und keinesfalls so überlaufen, kommerzialisiert und krampfhaft auf maritim getrimmt wie der Niddaer Stausee, den ich letzte Woche mit dem Rotax-Gespann besucht habe. Neben der Lahn ist das heute mein zweites Ziel: Die fast 15 km lange Nebenstrecke zwischen Krofdorf-Gleiberg und Salzböden. Schmal wie ein Handtuch, nur durch den Wald und so gut wie kein Verkehr. Kein Problem, sich hier wie 1966 zu fühlen.
ES ES
Ostdeutsche Strasse im Jahre 1966 oder westdeutsche Strasse im Jahr 2008? Aber der Strassenzustand gehört dazu und eine topfebene Piste wäre hier öde. Das ES 250-Gespann bügelt diesen Strassenzustand aber locker weg - im Gegensatz zum Rotax-Gespann. Mit dem hatte ich das Gefühl, alle Plomben zu verlieren. Manchmal ist elastisch eben doch gut. Mittendrin gehts ab zur Schmelzer Mühle, einem hübschen Restaurant. Gerade denke ich, dass die Mühle mal ein nettes Nahziel für einen Motorradgruppenausflug sein könnte, da sehe ich, dass schon andere auf den gleichen Gedanken gekommen sind.
ES ES
Wer Sinn für gute biologische Lebensmittel hat, ist auf Hofgut Friedelhausen an der richtigen Adresse. Hier verlasse ich die Strasse und fahre etliche km auf einem Schotterweg die Lahn entlang bis zum Hofgut. Herrlich, das sind genau die Passagen für mein Gespann. Hier am Hofgut schaffe ich es tatsächlich, ganz nahe an die Lahn heranzukommen. Du musst eben auch manchmal den Asphalt der Strasse verlassen. Ein Stück weiter gerate ich in einen Konvoi mit Oldtimer Cabrios und fahre mehrere Kilometer direkt hinter einem Riesencabrio aus den 20er oder 30er Jahren. Dem Geruch nach muss das ein Zweitakter sein. Beim Abbiegen strecken Fahrer oder Beifahrer den Arm heraus und zeigen den Richtungswechsel an und beim Bremsen leuchtet hinten ein Schild mit "STOP".
ES
Über Ebsdorfergrund und Rabenau gehts zurück Richtung Heimat. Zwischen Hachborn und Ilschhausen das wunderbar gelegene Lokal "Zum Wilden Mann". In der Rabenau ist heute autofreier Sonntag und alle Hauptdurchgangsstrassen sind für den motorisierten Verkehr gesperrt. Gibt wieder ein paar Umwege bis ich den Vogelsberg erreiche. Und so kommen heute gute 150 km zusammen.


Nach dieser Lahnfahrt war ist dieser Sonntag aber motorradmässig noch nicht zu Ende. Für 15:00 hat sich Rotaxfahrer Jürgen angesagt, eingeladen von Egon. Der perfide Plan von Egon ist die 2. Stufe des MZ-Anfix-Programmes: Heute soll Jürgen in die Geheimnisse des Gespannfahrens eingeführt werden. Dazu soll es auf diverse, ausreichend grosse Übungsplätze in der näheren Umgebung gehen und dazwischen sind reale Fahrten eingestreut. Ich selbst bin als Beobachter dabei, aber sicherlich kann ich auch noch etwas lernen dabei. Die erste Stufe des Plans hat ja voll gegriffen und dazu geführt, dass Jürgen eine schwarze MZ 500 Fun gekauft hat. Mal abwarten, ob die 2. Stufe ebenso erfolgreich wird.
ES ES
Start zur Gespannübungstour vor Egons Schrauberhalle. Die ersten 3 Kilometer wird Jürgen im Boot verbringen. Aber bereits nach dem ersten Versuch wird er am Steuer bleiben. Station 1: Parkplatz der Nieder-Ohmener Gesamtschule, am Sonntag völlig leer. Zunächst gibt Egon eine theoretische Einführung in die Magie des Gespannfahrens.
ES ES
Jürgen hat das Steuer übernommen und Egon sitzt im Boot. Jetzt werden endlose Runden gedreht, erst links, dann rechts herum. Später dreht Jürgen die gleichen Runden nochmal ohne Beifahrer im Boot. Vorher nochmal den Anweisungen von Drill Instructor Egon gelauscht.
ES ES
Relativ schnell wirken Jürgens Runden schon ganz schön professionell. Aber nicht leichtsinnig werden! Station 2: Der Festplatz in Merlau. Der Drill Instructor zupft erstmal seine Klamotten zurecht.
ES ES
Hier dreht Jürgen schnelle und enge Runden, bis in Rechtskurven das Boot hochkommt. Mindestens 2 mal passiert das auch und Jürgen reagiert cool und ohne jede Panik. Plumps, kommt das gestiegene Rad wieder runter. Ganz schön geschafft, Gespannfahren geht in Arme und Schultern. Aber Jürgen scheint ein Naturtalent zu sein, er macht seine Sache sehr gut. Oder liegts am guten Lehrer?
ES
Station 3: 30 Kilometer Gespannfahrt durch die umliegende Landschaft - klappt gut. Und zum Abschluss darf Jürgen noch das Yamaha XV 750 Gspann fahren und erleben, wie schön sich eine Vorderradschwinge im Gespann anfühlt. Diese Fahrt wird aber schnell abgebrochen, weil die XV in der Hinterhand schlingert: Reifen abgefahren und zu wenig Luft auf Reifen und Federbein. Jetzt können wir nur abwarten, ob die Gespann-Saat aufgeht.


Zurück