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Um
6:00 ist es noch stockfinster im Vogelsberg - und auch verdammt
kühl. Deshalb eine gefütterte Jacke an und eine
ungefütterte ins Boot gelegt. Das Boot ist übrigens
pickepacke voll, an der Mitnahme meines grossen 4-Mann-Zeltes und der
Armeeliege bin ich schmählich gescheitert: Nur das kleine
Kuppelzelt und die Luftmatratze kommen mit. Peinlich, aber eines ist
klar: Mein Boot ist zu klein. Eine Erkenntnis, die mir aber jetzt nicht
weiter hilft. |
Starten
- wenige Minuten vor 6:00 bollert der Rotax mit seinem Guzzi-Auspuff
los und weckt mit höchster Sicherheit ein paar Nachbarn. Aber
wer liesse sich nicht gern von solch lieblichen Tönen wecken?
Jetzt gehts quer durch den Vogelsberg an den Rand der Rhön und
ab Neuhof nur noch strack nach Osten. Go, Rotax, go!
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40
km weiter, am Rande des Vogelsberges, geht dermassen schön die
Sonne auf, dass ich anhalten muss. Glutrot kommt der Planet hinter den
Kuppen hervor und verkündet drohend, dass es heute bestialisch
heiss wird. Aber noch ist es richtig kalt, was mir sehr entgegen
kommt. |
Bekannte
Landschaftspunkte fliegen und rauschen an mir vorbei - so empfinde ich
den Beginn der Fahrt heute: Die scharfe Rechtskurve bei Elpenrod, die
Fachwerkkirche in Kestrich, die Schwalmquelle bei Köddingen,
der Totenköppel in Meiches, der alte Papp-Polizist in
Schadges, die Nanotechnologiefabrik in Hosenfeld, die verzwickte
Abfahrt in Neuhof, der Enfieldhändler in Kalbach - und
schwupp, bin ich in Döllbach an der B279, die mich nun fast
direkt und komplett bis nach Heiligenstadt bringen soll. |
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Vorbei an Gersfeld/Rhön,
lasse die Schwedenschanze links liegen und bin nun bereits im
Bayrischen. Bisher ist nicht viel Verkehr, fast keine LKW. Das war im
letzten Jahr auf der gleichen Strecke auf der Fahrt nach Sosa ganz
anders: Unmengen LKW. Heute fast nix, ein Zeichen der Wirtschaftskrise
- ein positives? Muss ein paar Minuten über die unendlichen
Wachstumstheorien unserer Gesellschaft nachdenken ....... |
Hier muss ich einfach kurz
anhalten: Schliesslich ist dieses Sulzdorf an der Lederhecke der Ort,
an dem Trabbimotorrad Achim alljährlich ein Motorradtreffen
anlässlich seiner zweiten Geburt abhält. Hier muss er
irgendwo sein Wissen um den Grossen Biker erworben haben. Also eine
Kultstätte! |
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Weiter durchs
unterfränkische Grabfeld. Ganz allmählich wirds heiss, was
beim Fahren noch ganz OK ist, bei jedem Stop jedoch Kreislaufprobleme
bei mir hervorruft. Der kleine Teich bringt leider überhaupt keine
Kühlung. |
Deshalb nur ein Drink, ein
Powerriegel, die gefütterte Jacke kommt ins Boot und ich
schlüpfe in die leichte und dünne AJS-Jacke. Besser so, noch
schnell ein Foto und wieder den Asphalt der B279 unter die drei
Räder genommen. |
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Hatte nur eine Grobplanung der
Route gemacht, aber es war klar, dass ich nicht durch Bamberg fahre. In
Breitengüsbach gehts querfeldein - bis zu einer unerwarteten
Umleitung. Frage einen Transporterfahrer nach einem alternativen Weg.
Er und sein Beifahrer sind offensichtlich Biker und bieten an, mir
vorausfahrenderweise eine herrliche Strecke über Scheslitz zu
zeigen. Und so geschieht es. Strassen wie auf diesem Bild, Null
Verkehr, ein wunderbarer Abschluss der Fahrt. Und ich komme direkt in
Heiligenstadt an. |
Im Ort sehe ich an einer
Abzweigung Clemens (Bausenbeck), wie er gerade MZ-Hinweisschilder
anbringt. Mit einem Schraubenzieher im Mund höre ich Clemens
meinen Namen rufen und da weiss ich, wo ich abbiegen muss. Hätte
aber auch ohne MZ-Schilder geklapt, der Platz ist perfekt
ausgeschildert. Also hoch den Berg und die letzten 3 km abgerissen. Ich bin am Ziel! |
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Angekommen, ich bin am Ziel auf
dem Jugendzeltplatz der fränkischen Gemeinde Heiligenstadt. Ein
grünes MZ-Gespann steht bereits dort: Die ETZ251 von Matthieu,
einem der Organisatoren des Treffens. Wie immer an neuen Orten
orientiere ich mich zunächst ein wenig. Aha, Heiligenstadt liegt
also in der Fränkischen Schweiz und in Oberfranken, nicht jedoch in Unter- oder
Mittelfranken. Und natürlich schon gar nicht in Bayern. Kompliziert! |
Ein wunderbarer Ort, völlig
ab vom Schuss und inmitten der typisch fränkischen Waldlandschaft.
Drei Seiten sind vom Wald umsäumt und eine Seite bietet eine
fantastische Aussicht ins bewaldete Mittelgebirge. Ich glaube, hier
kann mans aushalten. |
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Weiter mit dem kleinen
Erkundungsgang: Die Sanitäranlagen in einem festen Häuschen
im Wald. Alles in bestem Zustand. Wichtig, ohne diese Dinge kann ein
Treffen auch mal schnell unerfreulich werden. Aber nicht hier in
Heiligenstadt. |
Matthieus grünes
ETZ-Gespann. Aber dessen Anwesenheit zählt eigentlich nicht, da er
ein Funktioner ist. Also bin ich eindeutig der erste Besucher auf dem
Treffen. Ist ja auch erst halb elf. |
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Kann mir also den besten Platz
suchen: Schön am Waldrand mit Blick auf bewaldete Hügel der
fränkischen Schweiz. Mittlerweile kocht der Planet richtig, es ist
sehr unangenehm heiss und ich sehe zu, dass ich mein Zelt aufbaue. Muss
ein wenig nachdenken: Wie war das noch? Aber dann klappts und ruckzuck
steht das Domizil für die nächsten Tage. |
Bin kaum fertig, da trifft der
nächste Besucher ein: Wolfgang (Paule56) mit seinem erst vor
wenigen Tagen fertiggestellten Rotax-Gespann. Wolfgang nimmt das
Plätzchen direkt neben meinem Zelt. Aber erst mal eine rauchen,
dann wird schnell das Zelt aufgebaut. 2 Stunden später raucht
Wolfgang dann immer noch, wir reden über Gott und die Welt, aber
das Zelt liegt noch platt neben dem Gespann. |
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Besucher Nr. Drei: Stegro mit
der TS 250/1. Der hat sein Zelt dagegen in kürzester Zeit
aufgebaut, während Wolfgang immer noch die letzte Zigarette
durchzieht. |
Aber irgendwann, nach der wirklich allerletzten Zigarette, stehen dann alle drei Zelte: Mein Aldi-Kuppelzelt ...... |
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.... Stegros luxuriöses Riesenzelt ....... |
.... und selbst Wolfgangs Kuppel
in dezenten Brauntönen. Dass bei der Aktion eine der
Fiberglasstangen gebrochen ist, macht ein wenig missmutig. Das Zelt hat
dadurch aber den Stil spätgotischer Quedlinburger
Stadthäuser. Immer ein Stück Heimat dabei. |
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Während unserer
stundenlangen Quatschereien, Schmauchereien und den kurzen
Zeltaufbauunterbrechungen hat das Orga-Team ein gewaltiges Rotkreuzzelt
auf die Stangen gestellt.
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Weitere Organisatoren des
Treffens: Martin H. und Gattin Katrin. Der gemeinsame Zeltaufbau ist
von konstruktiven Dialogen der beiden begleitet. |
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Das ist Martins Silverstar mit mittlerweile 113.000 km auf der Uhr. Aber jetzt ist ein Schaden aufgetreten .....
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.... und zwar eine Undichtigkeit
an der Handbremspumpe. Wenn das nicht mal ein Fall für die
berühmte MZ-Kulanzabteilung ist. Mit der Silverstar wird Martin
morgen eine der 3 Touren anführen - aber ohne Bremse? Gemach,
Hilfe ist unterwegs.
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Wir Besucher sind mittlerweile
weiter vorgedrungen und haben das logistische Zentrum des Treffens
entdeckt: Überdachte Plätze, eine perfekte Küche, ein
Grillplatz mit Dach. Wunderbar, denn am Freitag soll es Regen geben. |
Schraubi mit seiner schön
umgebauten Rotax trifft ein. Aber auch er ist kein Besucher, sondern
organisiert zusammen mit Bausenbeck, Martin H., Matthieu und weiteren
Helfern das Geschehen. Aber mit reinem Organisieren ist es nicht getan,
es muss überall kräftig mit angefasst werden. Und alles zum
Wohle der Foristi! |
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Unter einem Baldachin steht
verhüllt die berühmte Forumsemme FE1. Keines
gewöhnlichen Sterblichen Blick darf diese Wunderemme vor der
Zeit sehen. |
Das werden für die
nächsten Tage unsere Grundnahrungsmittel sein. Von besonderem
Interesse ist das einheimische Kanone-Bier, und davon speziell das
Zwickl. Stegro trinkt sofort eines davon, aber Wolfgang und ich
beschliessen, uns an die alte Maurerweisheit: "Kein Bier vor Vier" zu
halten. So machen wir das während des gesamten Wochenendes, aber
um 4:00 greifen auch wir zum Zwickl. Sehr gut, Zwickl von Kanone erhöht das Wohlbefinden. |
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Aufgrund meines Gejammers
erbarmt sich einer der Funktioner und deckt die Forumsemme ab. Tja
Leute, so sieht sie aus, sehr schön geworden, ohne
überrestauriert zu wirken. Wie komme ich an diese Emme?
Wahrscheinlich überhaupt nicht, denn ich gewinne (fast) nie was
vernünftiges. |
Langsam laufen weitere
Gäste ein: Cheffe Andreas und ETZChris sind beide mit ihren
Japanern gekommen. Sind recht exotische Yamaha XZ550, aber ich muss
der Wahrheit die Ehre geben und gestehen, dass mir die V-Twins ganz
gut gefallen. Die beiden Piloten allerdings sind rechtschaffen platt:
Die glühende Hitze hat sie zermürbt. Zwar hätte man sich
durch Entfernen diverser Funktionsbekleidungsstücke etwas
erleichtern können, aber das wurde in der Hitze vergessen. |
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Katrin ist leider nur kurzzeitiger Gast und muss das Treffen noch am gleichen Tag verlassen. |
Die beiden Erfurter Colossos10
und und Mueboe. Colossos diesmal mit einer sehr schicken Skorpion
Traveller. Mueboe ist einer der ETZ-Treiber mit einem von
Lang getunten Motor, nämlich von der Firma LM (Lang Motorenentwicklung).
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Motorradfahrerwill Kurt und Magsd laufen vor dem Zeltaufbau das Logistikzentrum an - könnte
mit dem Kanone-Bier zu tun haben. Ach ja: Magsd ist der zweite mit
einem von Lang getunten Motor, diesmal aber LT (Lang Tuning). Beide Eigner schwören auf ihre
Motörchen.
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Nach der völlig
unproblematischen Anreise aus Erfurt gibt es auf den
brandgefährlichen 150 m zwischen Logistikzentrum und Zeltplatz ein
kleines Malheur für die Skorpion von Colossos10. Aber nix
Schlimmes! |
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Shadow-Witch Gabi engagiert
Wolfgang und mich für den Zeltaufbau. Alleine wäre dieses
Riesending aber auch wirklich nicht aufzustellen gewesen. Jetzt gehts
an die Inneneinrichtung, und das überlassen wir Gabi allein.
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Angemessen: Cheffe Andreas mit
einer edlen Luftmatratze in Samt und Seide. Aufgepumpt werden muss sie
aber auf die gewöhnliche Art und Weise. |
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Ankunft der ersten Südwestler: Trabbimotorrad Achim und Cbronson Andy. |
Achim hat nur ganz kurz Zeit für die
Begrüssung: Die mitgebrachten Maultaschen müssen artgerecht
untergebracht werden. Diese Massnahme duldet keinen Aufschub. |
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Der Rotax-Spezial-Reparaturdienst in Form von
Martin H.'s Vater bringt alle notwendigen Dichtungen für die
defekte Bremspumpe von Martin. Die Reparatur klappt und der Ausfahrt am
Samstag steht nichts mehr im Wege. |
Der Zeltplatz bietet eine Aussichtsplattform mit den typischen Felsformationen der Fränkischen Schweiz. |
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Unten im Tal liegt das Städtchen
Heiligenhaus. Das werde ich mir anschauen, morgen ... oder auch
übermorgen. Ich spüre, wie die Stille und Harmonie des Ortes
auf mich überspringt. Zeit spielt hier fast keine Rolle mehr. |
Ungewöhnlich auf einem MZ-Treffen ist diese Ducati. Aber schööööön! |
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Muffel Uwe erreicht zu kühlerer Stunde das
Treffen. Muffels Geschichten über kleine Ereignisse während
seiner diversen Auslandsaufenthalte sind hörenswert - für
mich besonders die Geschichte seines Besuches der Motorradwerke in
Izhewsk. |
Lorchen auf TS250/0 und 2TaktPit mit der der ETS
erreichen gewohnt unproblematisch den Ort. Später entstehen wieder
brisante technischen Diskussionen zwischen den beiden Cracks.
Spektakulär entwickelt sich ein Fachgespräch über die
Schaltbarkeit von MZ-Viergangmotoren und die notwendigen Schaltschuhe
dafür. |
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Magsd wird uns am Samstag abend von seiner
abenteuerlichen Nordkapreise mit der kleinen ETZ berichten. Eine Gruppe
Holländer auf schweren Zweirad-Boliden hat er auf der Reise jeden
Abend wieder eingeholt - wirklich jeden Abend. |