Mein Weg zu MZ |
Neckermann
macht's möglich! Die Älteren unter uns werden es
vielleicht noch wissen: In den 60er Jahren verkaufte
Neckermann über seine Kataloge auch Zweiräder. Mopeds
von Jawa und Garelli, Motorroller von Capri Agrati und
"schwere" Motorräder von Jawa und MZ waren im Programm.
Für mich waren die Neckermann-Kataloge ab einem Alter von etwa
14 Jahren deshalb (und nur deshalb) eine spannende Lektüre.
Stundenlang konnte ich mit so einem Katalog verbringen, dabei die
technischen Daten der Motorräder studieren und im Geiste
abenteuerliche Fahrten auf einer 350er Jawa California oder
einer 250er MZ ETS durchspielen. Meine Zweirad-Realität sah
natürlich völlig anders aus: Mit 14 durfte ich noch
garnix fahren, aber
dennoch stand im Schuppen eine Zündapp Combinette, die
ausserhalb jeder Legalität bewegt wurde. Selbst
grössere Fahrten, z.B.
zum Halterner Stausee (und das waren immerhin 40 km) habe ich mit der
Combinette gemacht. Aber mein Traum waren die überschweren
Kräder aus dem Katalog und dabei ganz besonders das
schönste Motorrad, das MZ je baute: Die ETS 250.
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Die DKW und ich blieben für über 30.000 km zusammen, dann habe ich sie einem Arbeitskollen verkauft. In den folgenden Jahren hatte ich sehr viele und sehr unterschiedliche Motorräder. Sportmaschinen, Tourer, Bauernmotorräder - alles habe ich ausprobiert. Aber erst etliche Jahre später, genauer gesagt, im Jahre des Herrn 1988, wurde es dann zum ersten mal ernst mit MZ und mir. Zuerst fing Hein Gericke an, MZ geradezu zu verramschen, dann zogen auch ehemalige MZ-Händler nach. Der Motorradschuppen in Homberg (inzwischen war ich in Hessen gelandet) bot nagelneue ETZ 250 für 1400 DM an. Jetzt war die richtige Zeit, und ich kaufte eine silberne ETZ 250 mit Scheibenbremse. Das war ein richtig modernes Motorrad mit tollem Fahrwerk, klasse Bremsen und sollte dazu die MZ Bauernmotorrad-Eigenschaften haben. In kurzer Zeit fuhr ich mit der ETZ 6000 km zusammen und hatte extrem viel Spass mit der Maschine. Es ging in dieser Zeit nichts, aber auch gar nichts kaputt - eben ein Bauernmotorrad. |
ETZ
Cockpit: Moderne Armaturen, hydraulische Scheibenbremse, elektronische
Zündung, ein herrlich schmaler Lenker und das
berühmte
MZ-Zündschloss mit der Stellung 5 zum Anschieben bei leerer
Batterie. Habs zum Glück nie gebraucht. Während der MZ-Zeit bekam ich für 14 Tage den Chopper meines Chefs geliehen: Eine 1000er Honda Shadow. Super-Motor und wirklich tolles Fahrgefühl. Und trotzdem war ich jedesmal froh, wenn ich wieder auf meiner MZ sass, das vertraute Räng-Täng-Täng im Ohr und das gelungene Fahrwerk unterm Arsch. Vogelsberg, Rhön, Marburger Hinterland sind aber auch ideale Strässchen für eine MZ. Leider musste ich die ETZ aufgrund eines berufsbedingten Umzuges ein Jahr später abgeben. Aber sie ist mir in bester Erinnerung geblieben. |
Und jetzt
mussten wieder etliche Jahre, sogar Jahrzehnte, vergehen, bis
ich erneut zu MZ kam. Die Zwischenzeit war zum allergrössten
Teil völlig Motorrad-los. 2005 brach aber das Virus wieder aus
und zwar in Form einer Suzuki GR 650, einem Viertakt-Twin. Aber noch
im selben Jahr fasst ich den Entschluss zu einem MZ-Gespann. Nach
einigem Überlegen und dem Studium diverser Internet-Seiten
wurde
klar: Es kam nur eine ES 250/1 in Frage. Eine Maschine in der Tradition
meiner ersten DKW: Vorderradschwinge, gedrosselter Motor und
16" Räder sollten das richtige für ein Gespann sein.
Dann ging die Suche los. Doch noch einmal zurück zu Neckermann: Dort wurden ES 250/2 (Trophy) Gespanne angeboten. Auch sehr schön, aber einige Details gefielen mir an der ES 250/1 einfach besser (Scheinwerfer, Seitendeckel, Lenker). Zunächst begann ich die Suche auf den diversen Auto- und Motorradverkaufsseiten wie mobile und motoscout24. Wurde auch überall etwas angeboten, aber ich fand die Preise zum grossen Teil zu hoch - unangemessen hoch. Dann gings in die Bucht - ebay kam ins Spiel. Waren auch sofort einige Gespanne drin. Hab ich erstmal ein paar Tage beobachtet um zu sehen, wohin die Preise so gehen. 1000 Euro wurden fast immer überboten, wenn nicht gerade der letzte Schrott versteigert wurde. Wollte ich eigentlich nicht ausgeben. Also weiter beobachten. Kurz darauf sah ich rot/schwarzes ES 250/1 Gespann in der Bucht, das mit 1 Euro Startpreis begann. Bild und Beschreibung sprachen mich an, und ich beschloss bis 888 Euro mitzubieten. Hab dann also bis 30 Sekunden vor Auktionsende gewartet, um mein Limitgebot abzugeben. Und zu meiner grossen Überraschung bekam ich den Zuschlag für genau mein Höchstgebot. 888 Euro - fand ich ganz OK. Das Gespann stand in der Nähe von Hildesheim, und am folgenden Sonntag Morgen gings mit Hänger zum Abholen. Gut, das auf der Hinfahrt der Hänger sich auf der Autobahn selbstständig machte, war nicht geplant und hat mir auch einen gehörigen Schrecken eingejagt. Da aber sonst nix passiert ist, ging die Fahrt weiter und verlief auch gut. Kathy, die nette Dame aus meinem Navigationssystem, brachte mich prompt und sicher ans Ziel. Und da stand dann das gute Stück. |
Entsprach
wirklich der Beschreibung bei ebay. Der Verkäufer
warf kurz den Motor an - klang gesund, soweit ich das beurteilen
konnte.
Also aufgeladen und wieder Richtung Heimat. Zuhause angekommen nochmal
den Motor angeworfen und eine winzige Runde auf
dem Hof von Egon gedreht - dann kam mein Gespann erstmal in den
Motorradschuppen und durfte in einen sanften Winterschlaf verfallen. Erst im nächsten Februar nahm ich mir das Gespann wieder vor. Details könnt ihr gern im Weblog meiner ES 250/1 nachlesen. Geplant war jedenfalls, das gute Stück im März oder April dem TÜV vorzuführen und dann anzumelden. Aber es war doch einiges zu tun, und so viel Freizeit hatte ich auch nicht mehr. Hab das ganze letztlich doch stark unterschätzt. |
Das MZ auch Viertakter baute, hatte ich lange
Zeit überhaupt nicht mitbekommen. Als ich dann irgendwann ein
Bild der
Silverstar sah, war ich hin und weg und setzte alle Hebel in Bewegung,
um eine zu bekommen. Und was man wirklich will,
wird man auch erreichen - und noch im Jahre 2005 kam ich zu meiner
Silverstar. |
Das ist der Stand der
Dinge Anfang September 2006, natürlich
nur die zugelassenen Maschinen. Die fehlenden DQ-Nummern sollen noch
aufgefüllt werden. Könnte mir eine TS 250/1 und eine
Skorpion vorstellen. Und gerade hab ich von einem MZ 1000 Gespann mit
Hartmann S1 Seitenwagen gelesen ..... |
Ziemlich
genau 3 Jahre
später, im Oktober 2009, zeigt sich der Fuhrpark leicht
verändert. Das ES250/1-Gespann (DQ 4) und die
Silverstar (DQ 2) sind geblieben. Der Suzuki-Twin und die Polizeirotax
sind verkauft, dafür sind das Silverstar-Gespann (DQ 7) und
Kathy, die TS 250/1 (DQ 3) dazu gekommen. Geplant ist aber, dass noch
in diesem Jahr die DQ-Familie um ein Mitglied wächst -
allerdings keine MZ. |
Und nur wenig später, nämlich Mitte Oktober 2009, kommt ein weiterer Ostbock dazu: Die Izh Planeta 5 ergänzt ab jetzt die 4 MZ Maschinen. Vom Design her erscheint das Russenkrad ja noch halbwegs modern, aber fahren tut sie sich wie ein Motorrad aus den 30er Jahren - also einfach herrlich. |