Bogdans Reise durch Udmurtien

Die fiktive Reise von des Elektrikers Bogdan zu seiner Jugendliebe Polina ist natürlich frei erfunden. Stört euch deshalb nicht an Kennzeichen aus dem Vogelsbergkreis oder anderen nicht-authentischen Details. Lasst der Fantasie freien Lauf und folgt Bogdan durch die Weiten der russischen Republik Udmurtien.

Bogdan lebt und arbeitet in Yar, im Norden von Udmurtien. Er ist Elektriker bei der Firma JSC Heavy Yar, einem amerikanischen Unternehmen der Schwerindustrie. Früher hat Bogdan in einem Staatsbetrieb gearbeitet, der Mineralwasser hergestellt hat. Aber jetzt beim amerikanischen Arbeitgeber geht es ihm ein wenig besser.
So konnte sich Bogdan vor ein paar Jahren seinen Traum erfüllen und eine IZH Planeta 5 kaufen - nagelneu und frisch aus dem Laden. Mittlerweile hat die Maschine aber schon über 9000 km auf dem Tachometer und es zeigen sich die ersten Wehwechen. Der Hersteller IZH hatte vor etlichen Jahren die Garantie grosszügig auf 2000 km erweitert, aber die sind ja nun auch schon rum.
Sei es wie es sei: Es werden einige Ersatzteile benötigt und Bogdan hat sich vorgenommen, die Teile selbst aus Izhevsk, der Hauptstadt von Udmurtien, zu holen. Das ist zwar ein langer und beschwerlicher Weg, aber da ist noch ein weiterer Gedanke: Vielleicht ist es ja möglich, seine alte Freundin Polina, kurz Polja genannt, wiederzusehen. Die lebt nämlich seit vielen Jahren in Izhevsk.
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In letzter Zeit macht die Wechselstromlichtmaschine ein wenig Schwierigkeiten: Die rote Ladekontrollleuchte geht etwas zu spät aus. Die Schleifkohlen wurden bereits gewechselt und dass hat das Problem nicht gelöst. Sieht so aus, als müsste eine neue Lichtmaschine her. Und nach 9000 km ist der K65-Vergaser auch stark verschlissen. Möglicherweise kann ein Reparatursatz von Pekar den Vergaser wieder fit machen.
Und schliesslich sind beide Reifen fällig, und die gibts in der Hauptstadt günstiger als im provinziellen Yar.
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Vom nördlichen Yar bis in die Hauptstadt Izhevsk sind es über 200 km und die Strecke ist alles andere als einfach und bequem. Aber mit der Planeta dürfte es gelingen, die Strecke an einem Tag zu schaffen. Dann eine Übernachtung, am besten bei seiner Polja, ein bisschen Spass haben und am nächsten Tag zurück nach Yar. So könnte es klappen.
Am frühen Morgen versorgt Bogdan zuerst seinen Garten - er ist unverheiratet und hat also niemanden, der ihm diese Arbeit abnimmt. Der Garten liegt am Stadtrand von Yar in Sichtweite seines Häuschens.
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Dann wird die treue IZH Planeta aus dem Schuppen geholt. Am Vortag wurde der Zweitakter vollgetankt und an die wichtigsten Schmierstellen kam ein wenig Öl. Seit wenigen Monaten besitzt Bogdan einen Tankrucksack für die Planeta und ist recht stolz darauf. So ein praktisches Teil war früher undenkbar, aber mittlerweile ist in Russland alles zu bekommen - muss aber teuer bezahlt werden. Jetzt wird das Motorrad gestartet und die grosse Fahrt beginnt.
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Nach 2 Stunden muss Bogdan eine kurze Rast einlegen - der Tee vom Frühstück fordert seinen Tribut. Bei der Gelegenheit wird noch eine der guten Machorka Zigaretten geraucht und dann geht die Fahrt weiter. Im Norden ist die Gegend stark ländlich geprägt und überall in den Dörfern stehen die typischen udmurtischen Holzhäuser. Bogdans eigenes kleines Haus ist aus massivem Stein und darauf ist der Elektriker sehr stolz.
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Häufig sind die Strassen und Wege nicht asphaltiert, so wie hier bei Dzyakino. Glücklicherweise ist es in diesem Herbst 2009 recht trocken und die Wege sind gut befahrbar und nicht stark verschlammt. Gegen Mittag kreuzt der Weg von Bogdan den Fluss Wjatka - eine gute Stelle für einen Mittagspause. Bogdan packt ein paar der mitgenommenen Pelmeni aus und fühlt sich danach deutlich besser.
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Wären die Fischer jetzt an dieser Hütte gewesen, dann hätte es ganz sicher eine gute Fischmahlzeit, ein paar Wodka und schöne Unterhaltungen gegeben. Aber die Hütte ist leer, die Fischer haben sich heute andere Fanggründe ausgesucht. Aber vielleicht ist es besser so: Gute Gesellschaft hätte den Aufenthalt ordentlich verlängert. Immer wieder geht es durch waldige Gegenden. Udmurtien ist trotz seiner Industrie ein waldreiches Land, wenngleich der Norden auch stark von der Taiga-Landschaft geprägt ist. Durch die Ansiedlung ausländischer Firmen sind etliche neue Strassen gebaut worden und das erleichtert die Fahrt enorm.
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An einem Seitenarm des Tschepza gönnt sich Bogdan erneut eine Zigarettenpause und schaut beim Genuss der Machorka dem trägen Lauf des Flüsschens zu. An dieser modernen Werkstatt gibts Benzin und für umgerechnet 55 Cent pro Liter füllt Bogdan den Tank der Planeta auf. Noch etwas Öl hinein und weiter gehts die Fahrt.
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Ein menschliches Bedürfnis treibt unseren Reisenden in die Büsche. Danach ist im wohler im Leibe. Auf der Bank vor dieser Hütte erlaubt sich Bogdan die erste längere Pause und gönnt sich ein Stündchen Schlaf. Der Einzylinder-Motor der Planeta ist ein rauher Geselle und vibriert stark - auf die Dauer ermüdet das ein wenig.
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Auf dieser Strecke fährt die Transib, die Transsibirische Eisenbahn. Natürlich nicht gerade jetzt. Ungewöhnlicherweise gibt es sogar eine Schranke am Bahnübergang - das ist nicht unbedingt üblich. Einen Augenblick lang verweilt Bogdan und träumt von einer langen Reise im luxuriösen Zug. In dem kleinen Ort Igra wohnt ein Cousin und Bogdan schaut, ob der zuhause ist. Leider Fehlanzeige, aber klar: Auch Andrej muss natürlich arbeiten.
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Die Autowerkstatt wird angelaufen um eine herausvibrierte Befestigungsmutter am Krümmer zu ersetzen. Kein Problem, ist eine ganz normale M8-Mutter. Leider geschlossen ist das Hotel Kasan, sonst wäre hier eine gute Mahlzeit drin gewesen. So muss es bei Pelmeni aus dem Tankrucksack bleiben.
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Langsam nähert sich Bogdan der Hauptstadt Izhevsk. Häuser wie diese werden jetzt seltener. Dafür werden die Strassen besser und bis ans Ziel bleibt der Asphalt unter den Rädern erhalten.
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Bogdan erreicht die ersten Vororte der Hauptstadt. Auch der Verkehr nimmt jetzt zu. Und schon taucht am Horizont die Skyline von Izhevsk auf. Mit über 600.000 Einwohnern ist Izhevsk zwar nicht mit Moskau oder Petersburg zu vergleichen, aber für einen Landbewohner wie Bogdan ist das schon ein Moloch.
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Vom letzten Besuch in Izhevsk weiss Bogdan, wo sich der IZH-Vertragshändler befindet. Gerade wird eine brandneue Planeta für den Transport nach Moschga verladen. Bogdan bekommt hier alle Ersatzteile, neue Reifen werden später aufgezogen und dann wird Polja angerufen. Die Überraschung ist gelungen: Polja freut sich gewaltig und verspricht, in 10 Minuten da zu sein und Bogdan abzuholen.
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Die beiden haben sich 8 Jahre nicht gesehen, aber die alte Vertrautheit ist sofort wieder da. Natürlich kann Bogdan bei Polja übernachten. Die Gute tafelt auf, was die Küche zu bieten hat und danach fliesst reichlich Wodka. Über den Rest der Nacht schweigt des Berichterstatters Höflichkeit. Am nächsten Vormittag bringt Polja den guten Bogdan wieder zum IZH-Händler. Das Motorrad steht mit neuen Reifen bereit, die Ersatzteile verschwinden im Tankrucksack. Der Abschied von Polja fällt sehr schwer, aber beide schwören, nicht wieder 8 Jahre bis zum Wiedersehen zu warten. Etwas traurig verläuft dennoch die lange Rückfahrt, denn die Gedanken kreisen immer wieder um Polja. Zum ersten mal seit langer Zeit denkt Bogdan an eine feste Bindung.
Fortsetzung folgt.


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