Die Geschichte der Junak |
Polnische Fahrzeug-Konstruktionen Junak - Die polnische Harley Wenn man das Ende eines polnischen Produktes aus dem Fahrzeugbau bedauern muss, dann ist es vor allem die Junak - ein grossartiges Motorrad, dass es verdient hätte, weiterentwickelt und bis zum heutigen Tage produziert zu werden. Nach einigen Verbesserungen und Weiterentwicklungen war die Junak M10 das Grundmodell der Baureihe. Das Design entstand beim Warschauer Büro für Motoren und Industrielle Konstruktionen (BKPMot). Das Team stand unter der Leitung von bekannten Motorrad-Konstrukteure mit Erfahrung aus der Vorkriegszeit: Jan Ignatowicz und Stefan Porazinski. Der Name Junak wurde im Zusammenhang mit dem beliebten Fiat 508 aus den 30er Jahre geboren und zielt auf die damals jungen und kräftigen Arbeits-Brigaden ab. Die theoretischen Vorarbeiten begannen 1952. Anfangs sollte die Junak ein schweres 500 ccm Motorrad vor allem für das polnische Militär werden. Aber später wurden die Vorgaben geändert und es enstand eine 350 ccm Maschine. Zum ersten mal gezeigt wurde die Junak auf der Industrieausstellung in Breslau im Jahre 1954 anlässlich des 20ten Jahrestages der jungen Polnischen Volksrepublik. Die Junak war sofort eine Sensation! Fachzeitschriften verlangten die sofortige Serienproduktion, aber das entpuppte sich als problematisch. Die Stettiner Maschinenfabrik, in der die Junak produziert werden sollte, war auf eine schnelle Serieneinführung nicht vorbereitet, weil wichtige und unverzichtbare Werkzeuge fehlten. Auch den Zulieferern und Unterlieferanten fehlte es an geeigneten Werkzeugen und Maschinen. Und so erschienen erst 1956 die ersten 30 Junak Motorräder, und die entstanden quasi in Handarbeit. Auch in den kommenden Jahren verliessen lediglich 253 Junaks die Fertigungsstrassen. Im Januar 1958 firmierte der Hersteller WSM um und nannte sich "Stettiner Motorrad Fabrik" SFM. Jetzt wurden die Fertigungsanlagen erweitert: Ziel war die Herstellung von 20.000 Junak Motorrädern pro Jahr. Dieses Ziel wurde 1962 mit der Fertigung von 20.127 Maschinen erreicht. Als dann der Export begann, konnte man die Junak sogar in Australien kaufen. Junaks wurden erfolgreich verkauft in Bulgarien, Kuba, der Mongolei, Venezuela, Uruguay, Türkei, Libyen, Syrien, Ungarn und ... in die USA. Auf der anderen Seite begann die Nachfertigung anderer Motorräder wie Jawa, IZH, Simson und MZ in Indien. In den 60er Jahren erschienen ein paar Sonderausführungen der Junak: Eine Beiwagenvariante, ein Lastendreirad und eine Geländeversion. Auch bekam die Maschine ein etwas "seriöseres" Gesicht. Der Scheinwerfer erhielt eine schöne glatte Verkleidung, die in die Telegabel überging, die Kotflügel boten mehr Spritzschutz, es gab effektivere Bremsen, die Kette erhielt eine Kapselung und die Abgase wurden reduziert. Leider hatte die Junak in der Standardversion einen Preis von umgerechnet fast 23.000 US Dollar. Das war sehr viel, wenn man es mit dem durchschnittlichen Jahreseinkommen eines polnischen Arbeiters von 2500 US Dollar verglich. Typische Junak-Kunden, junge Leute zwischen 20 und 30 Jahre, verdienten gar nur umgerechnet 1500 US Dollar im Jahr. Importierte Motorräder aus den Bruderländern waren wesentlich billiger, und so begann die Junak, Marktanteile zu verlieren. Aber es reichte immer noch, um die Produktion weiterlaufen zu lassen. Leider beschloss die zentrale Führung des Landes, die Firma SFM herunter zu fahren. Die Zulieferer erhielten andere Aufträge und begannen mit der Produktion und Prüfung von Lenkungsteilen, Getrieben und Ventilen. 1964 entwickelten die SFM Ingenieure noch den Prototypen eines modernen Zweizylinder-Motorrades mit der Bezeichnung "Iskra" (bedeutet "Spark" oder "Funken"), aber dessen Produktion stand niemals ernsthaft zur Debatte. Die Polnische Volksrepublik würgte die stark expandierende Motorradindustrie ab, weil der "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe" eine andere Strategie befahl. Und so wurden Motorräder eine Domäne von Staaten wie der DDR, der Sowjetunion und der Czechischen Republik. Zbigniew D. Skoczek Foto Junak: Ataman |