Tag 3: Service, Wartung, Einkauf

Untertitel: Ich bin blöd und Du hast einfach Pech

Am nächsten Morgen diskutieren wir den heutigen Tagesablauf. Auf dem Programm stehen Motorradwartung, Ersatzteilbeschaffung, Eichsfelderkundung, Kolonnenwegsuche und das abendliche Fußballprogramm. Gehen wir’s langsam an.

Der heutige Untertitel hat seine Ursache übrigens in unseren Spielen: Dart und Billard. Er erläutert, warum auch bessere Spieler mal verlieren und Deppen auch mal gewinnen können.

Frühstück bei Klärchen ist besser als zu Hause und es kann sich auch mal länger hinziehen. Natürlich bekommen wir auch Informationen über lohnende Ziele im Eichsfeld – und davon gibt es jede Menge.

Dann geht es an die Maschinen. Schrauben kontrollieren, Züge und andere Gleitstellen schmieren, Kettenpflege – eben der kleine Exorzismus. Suse will alles selbst machen und hört sich meine Erklärungstiraden etwas misstrauisch an.

Tatsächlich sind bereits nach zwei Tagen auf Kolonnenwegen und schlechten Strassen einige Schraubverbindungen leicht gelockert, aber wir finden sie alle.

Suses Wartungsarbeiten finden durchaus Gnade vor dem unerbittlichen Kontrollblick von Thomas.

Anschließend machen wir uns auf den Weg, die nähere Umgebung zu erkunden. Bereits nach wenigen Kilometern ist uns klar, dass das Eichsfeld eine Landschaft von besonderer Schönheit und Urwüchsigkeit ist. Der Verkehr ist dünn, die Strassen klein, der Fahrspass enorm. An einer kleinen Kapelle am Strassenrand halten wir kurz an, um die Befahrbarkeit eines Kolonnenweges zu prüfen.

Beim Befahren des Kolonnenweges geraten wir irgendwie vom rechten Weg ab und befinden uns plötzlich auf einem Pilgerweg. Am Wegesrand stehen in regelmässigen Abständen kleine Marterln mit Heiligenfiguren, und jedes dieser Marterln hat eine der menschlichen Todsünden zum Thema.

Die Hoffnung ist natürlich, dass wir durch das Befahren des Pilgerweges automatisch die Vergebung all unserer irdischen Sünden erreichen – da  bin ich mir aber nicht völlig sicher.

Wir machen uns jetzt auf den Weg nach Duderstadt, weil es hier angeblich eine Honda-Vertretung geben soll, bei der Thomas eine Tachowelle für seine XL500 kaufen möchte. Am ehemaligen Grenzübergang Duderstadt sind die meisten der alten Grenzanlagen erhalten und als Gedenkstätte zu besichtigen.

Skurile Formulierungen aus der Zeit des kalten Krieges. Damals hat es selbstverständlich nicht gereicht, vor Minen zu warnen – nein, da durfte der Hinweis auf die rote und böse Herkunft der Minen nicht fehlen.

Wir begeben uns direkt ins Industriegebiet von Duderstadt – aber es gibt hier keine Honda-Vertretung. Eigentlich gibt es in ganz Duderstadt keine, aber wir finden eine Quad-Firma, wo Thomas zumindest eine neue Schraube für den Zylinderkopfdeckel seiner Honda bekommt.

Wir sind nun zwar froh, wieder aus Duderstadt heraus zu sein, aber wir müssen weiter nach Worbis – dort soll sich ganz sicher ein Honda-Händler befinden. Die Verbindung zwischen Duderstadt und Worbis ist komplett neu und besteht aus einer perfekt ausgebauten und autobahnähnlichen Schnellstrasse – also einfach schrecklich für unsere Enduros. Aber es scheint keine Alternative zu geben und zum Glück ist es ja nicht weit.

In Worbis, ebenfalls in einem Industriegebiet, finden wir dann einen Kawasaki-Händler – und der hat tatsächlich früher auch Honda vertreten. Aus diesen Zeiten findet sich noch eine passende Tachowelle.

Endlich kann sich Suse einen Ersatz für die zerissene Motorradhose kaufen. Die neue Büse-Hose ist natürlich viel besser und dazu wesentlich kleidsamer. Modell Suse führt uns das gute Stück vor und gibt dabei eine Figur ab – da würde Claudia Schiffer vor Neid erblassen. Und ich bekomme hier Ersatz für meine Louis-Gepäckrolle, bei der der Griff abgerissen ist. Die Rolle von Büse ist qualitativ eine andere Liga und macht das Leben gleich viel einfacher.

Trotz der erfolgreichen Einkäufe sind wir froh, Worbis wieder verlassen zu können und wir verzichten auch auf den Besuch des Bärenparks. Wir wollen nur noch eines: Wieder Asphalt oder Schotter unter die Reifen bekommen und wieder schöne Gegenden sehen. Das ist aber kein Problem, denn kaum aus Worbis heraus befinden wir uns wieder in der Schönheit des Eichsfeldes.

Am späten Nachmittag erreichen wir das schöne Heilbad Heiligenstadt und entspannen vor einem Cafe in der Innenstadt bei Kaffee und Kuchen. Der Rest des Weges zurück zu Klärchen nach Ershausen ist extrem schön zu fahren und bildet den angemessenen Abschluss eines entspannten Tages. Dass das EM-Halbfinale am Abend gegen Italien verloren geht, können wir verschmerzen. Beim Ansehen des Spiels in Klärchens Gaststube haben wir immerhin so wunderbare Begriffe wie Kohlenkasten und Schmalzkopf gelernt.

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