Ein echter Motorrad-Tag

Wahrhaftig, das wurde heute ein fast 100%iger Motorrad-Tag. Fing zwar wie üblich mit Yellow und unserem gemeinsamen Spaziergang an, aber der Rest des Tages war extrem motorradlastig. Sehr schön jedenfalls — und umso schöner, weil es morgen den ganzen Tag lang mit 85%iger Wahrscheinlichkeit regnen soll.

Die Stationen des Tages sind schließlich:
– Ausgang mit Leihhund Yellow
– Abholung einiger Paaschberg & Wunderlich Schalter im Lindener Polo-Shop
– Ein paar alte Gemäuer mit dem W650 Gespann besuchen
– Beim Hänger-Treffen am Falltorhaus vorbei schauen
– Nach Jahrzehnten mal wieder einen Moto Cross Lauf ansehen – und zwar in Zeilbach

Ein volles und gutes Programm also. Aber seht selbst:

Wir nehmen heute die große Runde an der Ruine Falkenhorst vorbei zum Schützenhaus und quer durch den Ort zurück. Da gibts lange Feld- und Wiesenstrecken, wo Yellow frei laufen kann, aber auch interessante Schnüffelwege innerorts.

Nicht ein einziges mal heute verzapft der Bursche irgendwelchen Mist – langsam wird mir das unheimlich.

Nun aufs Gespann und fix über Lich und Watzenborn zum Polo-Shop nach Linden. Eigentlich will ich nur die beiden bestellten Lichtschalter für die Matchless abholen, aber ich gewinne ein paar Handschuhe und kaufe noch eine Bordsteckdose für die Solo-W. Über Langöns und Grüningen fahre ich zurück und halte kurz am kleinen Kelten-Kastell im Wald.

Weil das W-Gespann so gut zu altem Gemäuer passt, geht es nun durch Kloster Arnsburg, eigentlich nur für ein Foto-Shooting.

Heute finden hier wohl mehrere Hochzeiten statt, denn ich sehe einige wunderschöne Bräute in weiß. Viel Glück zu diesem mutigen Schritt.

Auf dem Weg zum Traumgarten in Münzenberg-Trais kommt mir ein Motorrad-Gespann mit Anhänger entgegen. Und da fällt mir ein, dass ja an diesem Wochenende das Treffen der Anhängerfreunde am Falltorhaus bei Schotten stattfindet. So beschließe ich, mich von hier aus in Richtung Schotten durch zu schlagen und das Treffen zu besuchen.

Aber vorher genieße ich noch ein paar Minuten den unglaublichen Traumgarten, der schön wie in einer Telenovela ist – quasi überirdisch schön.

Über das Hungener Umland halte ich mich in Richtung Schotten und bewege das Gespann dabei sehr viel über schnelle Landstraßen – quasi als Test für das W-Gespann-Treffen am Möhnesee am Monatsende. Das klappt heute sehr gut, wie seit etwa drei Tagen überhaupt das Gespannfahren viel besser läuft. Hat sich irgend etwas geändert? Man weiß es nicht. Am Falltor ist recht viel Betrieb, wobei natürlich nicht nur Kräder mit Hänger hier sind, sondern auch ganz normale Falltorhaus-Besucher.

Eine sehr schöne Ducati, sieht aus wie eine der berühmten Paul Smart Replicas.

Oder eine herrlich rote Mille GT von Moto Guzzi. Die meisten Besucherkräder aber sind natürlich moderne Japaner und BMW – beides nicht so recht mein Fall.

Auf der Wiese haben die ersten Hängertreffen-Besucher ihre Zelte aufgeschlagen. Sind schon putzige und äußerst praktische Konstruktionen darunter.

„Lebe immer First Class – sonst tun’s deine Erben“ – das ist das Lebensmotto dieser Goldwing-Familie. Und da ist was dran, diese Philosophie unterstütze ich vorbehaltlos. Aber ich habe ja auch keine Kinder.

Das krasse Gegenteil der „First-Class“-Philosophie dürfte der Fahrer dieses BMW-Gespanns leben. Es lebe die Vielfalt.

Diesen Minihänger dürfte die dicke Goldwing kaum spüren.

Ein gewaltiges Harley-Gespann mit einem Boot im Autoscooter-Look und gewaltigem Campinganhänger, auf dem das Hauszelt aufgebaut ist. Und zu dieser Riesenfuhre gehört …..

….. dieser winzige und possierliche kleine Pinscher. Das nenne ich Gegensätze.

Jetzt noch ein Kaffee und eine letzte Runde durch die Besucher-Maschinen.

Immer öfter ertappe ich mich dabei, nach minimalistischen Harley Sportstern zu schauen. Die hier kommt meinem Geschmack schon sehr nahe. Wenn es irgend möglich wäre, so eine 883 auf unter 200 kg zu „choppern“ – ich glaube, dann könnte ich noch einmal schwach werden.

Und zum Sparen und für den ökonomischen Arbeitsweg dann so eine Innova – wobei die leider so gar nichts schönes hat. Dann doch eher eine moderne Viertakt-Vespa. Aber das sind nur ganz vage Gedankenspiele. Ich verlasse jetzt das Falltorhaus und fahre nach Hause zum fast fliegenden Fahrzeugwechsel.

Die DR400 zeigt sich heute wieder als One-Kick-Wonder und ich mache mich auf in Richtung Feldatal zum Moto Cross nach Zeilbach. Dabei fahre ich die meiste Zeit offroad, wie auf dieser unglaublich schönen Strecke zwischen Höckersdorf und Ober-Ohmen. Und das Beste dabei: Alles im legalen Bereich, ehrlich.

So bin ich nach weniger als 20 km in Zeilbach und stelle meine DR auf dem Besucherparkplatz ab – jetzt sind immerhin zwei Enduros als Besucher zu sehen. Die meisten kommen per PKW oder zu Fuß als Familienausflug. Dabei hatte ich  gehofft, eine große Menge schöner Besucher-Enduros zu sehen.

Schöne Maschinen sind natürlich im Fahrerlager zu sehen – die heutigen Viertakt-Crosser von Honda, Yamaha, Suzuki, Kawasaki, KTM, Husquarna, Husaberg usw, gefallen mir schon sehr gut – vor allem die Motoren.

Die Ur-ur-ur-Enkelin meiner DR dürfte die Suzuki sein.

Vom Moto Cross habe ich überhaupt keine Ahnung – Klassen, Reglement, Maschinen, Ablauf sind alles böhmische Dörfer für mich. Dennoch machen die Rennen mir Spaß – seit die meisten Maschinen mit Viertakt-Motoren laufen.

Lärm, Staub, unverständliche Lautsprecheransagen – eine herrliche Atmosphäre, die ich zum letzten mal vor über 30 Jahren erlebt habe. Das war in Schrecksbach und in Homberg.

Einige Händler bieten Zubehör für Crosser an, aber das wäre nicht das richtige für meine Wander-Enduro. Aber so ein paar Renthal-Teile sähen natürlich proper aus …

Als die Seniorenklasse aufgerufen wird, sich auf den Start vorzubereiten, hatte ich eigentlich historisches Maschinenmaterial erwartet. Aber das war falsch, lediglich die Fahrer sind Senioren – in diesem Feld würde ich nicht auffallen. Obwohl: Beim Fahren würde jeder merken, dass ich hier nicht hinein gehöre.

Neben schönen Maschinen und gutem Sport sind immer wieder auch andere schöne Dinge zu sehen.

Das Zeilbacher Moto Cross ist wohl nicht eine drittklassige Lokalveranstaltung, sondern ein offizielles Rennen des DMV.

Natürlich achte ich auch auf das Umfeld bei dieser Veranstaltung und dazu gehört zum Beispiel dieser coole kleine Hund, dem der Motorenlärm scheinbar nichts ausmacht.

Cool sein können aber auch große Hunde, wie dieser braune Dobermann beweist.

Von meinem Standort aus sehe ich den Start, mehrere Sprunghügel und drei enge Kehren.

Kurvendrifts von bester Güte werden hautnah geboten.


Das ist ein kleiner Ausschnitt der 85 ccm Klasse. Also wie die Kids ihre Crosser bewegen – Respekt. Das hat nichts mit meinem Enduro-Wandern zu tun.


Jetzt bereitet sich die Seniorenklasse auf den Start vor. Senioren sind hier die Fahrer, nicht die Maschinen.


Hab mal zwei komplette Runden der Seniorenklasse mitgeschnitten. Nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung fahren die sogenannten Senioren genau so gut wie die jüngeren Fahrer – vielleicht nicht mehr immer so am Limit.

Nach drei Stunden verlasse ich die Veranstaltung wieder – hat mir sehr gut gefallen. Ein letzter Bummel durchs Fahrerlager und dann starte ich meine alte Enduro wieder.

Ich drehe noch eine Runde rum um das Moto Cross Gelände und schaue mir das Heerlager von oben und von unten an.

Angeregt durch die spektakulären Fahraktionen der Crosser treibe ich die DR400 noch ein wenig durchs Umland und wir machen die 100 km für heute voll.

Brave Suzi – die kleine DR bereitet mir gerade sehr viel Vergnügen.