Fuhrparkreduzierung

Ein Tag großer Veränderungen für mich – aber das im Rahmen meiner Welle der Vernunft. In den letzten Monaten war es immer häufiger so, dass Besitz – in diesem Falle Motorradbesitz – zu einem Gefühl der Belastung geführt hat. Das kann nicht der Sinn der Sache sein und so habe ich weiter an der Reduzierung des Fuhrparks gearbeitet. Und an diesem Samstag gingen gleich zwei Maschinen weg – zum Glück innerhalb der AiA. Das macht den Trennungsschmerz etwas leichter. Ohnehin ist es verrückt, wie nahe hier Trennungsschmerz und Erleichterung beieinander liegen.

Jedenfalls kommen heute Andreas, der Kahlgryndige, mit Verena und dazu Justus. Andreas übernimmt mein gesamtes Planeta-Arsenal, dass damit in die bestmöglichen Hände überhaupt kommt. Als langjähriger Jupiterfahrer ist ihm die Marke IZH bereits vertraut, und dass der Wechsel von der zweizylindrigen Jupiter zum langhubigen Einzylinder Planeta nur von Vorteil sein, ist zumindest mir völlig klar.

Und gleichzeitig übernimmt Justus die SV650 – entweder für eine gute Freundin oder vielleicht auch zum Selberfahren. Auch Justus strafft und reduziert derzeit seinen Fuhrpark – das scheint mir momentan ein verbreiteter Trend zu sein.

Mit der Planeta gebe  ich ein Motorrad auf, dass ich sehr gern hatte und mit dem ich mich identifiziert habe. Und die SV650 war zweifellos das beste und vernünftigste Motorrad, dass ich je hatte. Und dennoch: Es überwiegt letztendlich das Gefühl der Erleichterung und der Wegfall einer Belastung. Und ganz ehrlich: Es ist ja nicht so, dass ich jetzt nichts mehr zum Fahren hätte: Da stehen immer noch drei 500er Rotaxe, eine 400er Suzuki-Enduro ist in Arbeit und das Motorrad meiner Träume – eine W650 – steht quasi vor der Tür. Also alles gut.

Die Planeta steht in Mücke bei Egon, die SV bei mir in der Scheune. Die Suzi überführe ich also gegen 11:00 und mache einen dicken Umweg und damit eine letzte 80km-Fahrt über den Vogelsberg. Ab Ullrichstein ist der Vogelsberg ein einziges kaltes Nebelloch mit nassen, gefrierenden Straßen und vereistem Visier. Und dennoch schön zu fahren .....

Beim Abstieg von Ullrichstein verschwindet der Nebel sehr schnell und es gibt sogar stellenweise trockene Straßen. Diese letzte Fahrt mit der SV wird damit doch noch zum richtigen Vergnügen und es macht riesigen Spaß, noch ein paar mal blitzschnell auf 160 km/h zu kommen. Hier an der Fachwerkkirche in Ruppertenrod ist die Fahrt dann aber auch beinahe zu Ende - nur noch 5 km bis zu Egon.

Angekommen in Mücke bei Egon sind Verena, Andreas und Justus bereits vor Ort. Nach kurzem Smalltalk beschäftigt sich Andreas mit Polja, der Solo-Planeta, und startet gerade zu einer kleinen Probefahrt. Obwohl: Ich habe ihn gewarnt: Die Kupplung trennt, ähhh sehr schlecht oder nach dem langen Stehen vielleicht auch erst einmal überhaupt nicht.

Andreas fährt einfach los, kracht beinahe gegen das gelbe Rotax-Gespann von Egon, umschifft aber in letzter Sekunde die gelbe Gefahr und fährt dann einfach mit nicht-trennender Kupplung vom Hof. Ich hätt's wissen müssen: Ein IZH-Fahrer kommt mit solchen Kleinigkeiten locker klar.

Die Probefahrt verläuft ohne Probleme, Schäden oder Blessuren. Kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Kahlgryndige und die Planeta eine gelungene Symbiose eingehen werden.

Die Entscheidung pro Planeta scheint gefallen .....

Justus hat sich derweil ein paar Sekunden mit der Suzi beschäftigt und von Ruth und Egon einige spezielle SV-Tipps erhalten. Die beiden harmonieren optisch ganz vorzüglich - Justus ist einfach ein V-Mann 🙂

Nun werden einige Kisten mit Ersatzteilen in den kahlgryndigen Transporter eingeladen. Hatte doch recht viele Teile sowohl für die SV als auch die Planeta gesammelt. Das Jäger-und-Sammler-Gen ist schon sehr ausgeprägt bei mir. Die chinesischen Schwerlastregale leeren sich gewaltig.

Justus streift sich eine spätsommerlich anmutende Bekleidung über, hockt sich auf die SV und fährt los, als hätte er nie etwas anderes gefahren. Dabei hat dieser kurzhubige und hochdrehende Sportmotor so gar nichts mit seinen sonst favorisierten Motorkonzepten zu tun. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung: Die SV macht einfach Spaß. Geringes Gewicht, ausreichend Power, prima Fahrwerk, agiler Motor. Mehr braucht kein Mensch, so schrieben bereits 1999 einige Motorrad-Tester.

So, und nun sind zwei weitere Maschinen aus meinem Fuhrpark verschwunden. Nach einer ganz kurzen Phase der Wehmut spüre ich, wie erneut das Gefühl der Belastung reduziert wird und die Erleichterung überwiegt. Ich würde mal sagen: Alles richtig gemacht, ist OK so. So what!