Fremder unter Fremden

Nachbar Egon hatte ein Treffen mit Solveig aus dem F800-Forum ausgemacht. Eine kleine Truppe aus dem Raum Aschaffenburg wollte den Vogelsberg kennen lernen. Und ich soll da mitfahren – mit einer MZ. Das passt doch nie, aber trotzdem hab ich mich breitschlagen lassen. Und ich muss sagen: Klasse, einsame Spitze. So eine gute Tour hab ich lange nicht gehabt. Die Aschaffenburger haben neue Winkel des Vogelsberges kennen gelernt, und die Vogelsberger neue Ecken der Rhön. Es ist doch immer wieder gut, mal über seinen Markentellerrand hinaus zu blicken. So heisst es also heute: „Mit der MZ auf fremden Pfaden“ oder „Fremder unter Fremden“.

Am vereinbarten Treffpunkt, den Moha-Werken in Hungen, waren alle pünktlich um 10:00 versammelt: Solveig mit Bernd und Peter aus Aschaffenburg sowie Ruth und Egon und meine Wenigkeit aus dem Vogelsberg. Grobes Ziel war, über Vogelsberg-Nebenstrecken nach Spahl in Thüringen zu fahren und von dort übers Haunetal oder den Knüllwald zurück. Es kam aber etwas anders und wir fuhren von Spahl in die Hochrhön ans Schwarze Moor. Dabei kurvten wir zwischen den Ländern Hessen, Thüringen und Bayern hin und her. Habe dabei Dinge gesehen, die ich absolut nicht kannte. Und die gute alte MZ 500 R konnte unter den meist bayrischen Boliden sogar halbwegs mithalten. Nach rund 330 km ging ein Sonntag der Extraklasse zu Ende.

Bin ziemlich früh erstmal alleine los, um noch ein wenig durch den Morgen zu touren. Der Raum Hungen ist für mich normalerweise nicht so interessant, irgendwie fängt da für mich schon der "langweilige" Wetteraukreis an. Hier eine der typischen Obstwiesen kurz vor Hungen. Etwas später hab ich die alte Ziegelei in Hungen wieder gesehen, aus der ich vor fast 30 Jahren mal eine DKW RT 125 und eine NSU Supermax gekauft habe. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch typisch für die Wetterau: Blumenfelder mit Selbstbedienung und Selbstbezahlung. Hier glaubt man noch an das Gute im Menschen - wahrscheinlich zu recht.

Am Treffpunkt Moha in Hungen sind schon alle da: Peter, Ruth, Egon, Solveig und Bernd.

Und die Boliden der Teilnehmer: 2 x F800, Suzuki SV 650, BMW R 1100 S und BMW K 1000, fast schon ein Oldtimer.

Und dazu als Aussenseiter und Aschenputtel meine kleine 500 R. Mir ist nicht wohl bei dieser Zusammenstellung.

Erster Anlaufpunkt ist Stornfels auf dem hohen Vulkankrater.

Von Stornfels aus hast Du eine phänomenale Aussicht auf das Horlofftal und den Vogelsberg.

Jetzt schon im tiefen Vogelsberg bei Kaulstoss, kurz vor dem Oldtimer Cafe, das wir aber links liegen lassen. Wir ziehen weiter über Herbstein und Schlitz in Richtung Hünfeld.

Flüssigkeitsaufnahme und -abgabe kurz vor Hünfeld. Hier verfahre ich mich dummerweise ein wenig und wir müssen durch die nicht wirklich schöne Stadt, um dann über Haselstein nach Spahl zu gelangen.

Angekommen in Spahl finden wir einen gerammelt vollen Parkplatz. Busse, ein Goldwing Club, Rad- und Autofahrer- hier ist alles vertreten. Und Ruth verrät ungewollt den Traum ihrer schlaflosen Nächte: Eine fette und völlig überladene Gold Wing mit Fellsitz, Stereoanlage und Armlehnen. Ertappt!!! Jetzt aber ab in die Kneipe, in die "Heile Schern".

Eine erstaunliche und urige Gaststätte in diesem winzigen Ort Spahl. Wirkt wie ein Sammelsurium-Museum mit 1000 Teilen aus der thüringischen Landwirtschaft. Gutes und günstiges Essen, schreckliche Musik, viel Kitsch - aber alles passt und muss genau so sein wie es ist.

Und direkt gegenüber im Bauernhof stehen 3 perfekt restaurierte Trabis. Der beige-orangene hat es mir besonders angetan.

Später am Schwarzen Moor - ein schönes und interessantes Fleckchen Erde. Bernd gibt ein paar geschichtliche Informationen dazu. Nachteil an diesem Sonntag: Der Platz ist total überlaufen, das ist einfach zu viel. Hier muss ich an einem normalen Wochentag nochmals hin.

Solveig, Bernd und Peter müssen eine Thüringer Rostbratwurst zu sich nehmen - würden sie es nicht tun, blieben die BMWs unweigerlich stehen. Hilft also nix, die Wurst muss rein, auch wenns schwer fällt.

Nahe Fulda, ein paar Kilometer vor Neuhof, trennen sich an dieser Tanke die Wege der Aschaffenburger und der Vogelsberger. Eine Wiederholung der Fahrt in gänzlich anderen Regionen wird beschlossen. Wir ziehen dann über Neuhof, Hauswurz, Grebenhain und Ullrichstein zurück nach Mücke.

Allerdings vorher noch zu den Freilandschweinen von Ruth und Egon, die auf ihr Futter warten.

Der vorwurfsvolle Blick eines hungrigen Bunten-Bentheimer Ebers.

Fütterung der Raubtiere.

Überlassen wir die Arbeit heute Egon und schauen zu.

Das Freilandgehege der Schweine ist übrigens auch ein sehr schönes Fleckchen, und jetzt am Abend ziehen noch diese Schäfchenwolken auf. Hier oben, wo Du der Sonne richtig nahe bist, planen Ruth und Egon im nächsten Frühjahr ein Motorradtreffen mit dem Grünberger AMC und dem F800-Forum. Gute Idee. Mit einer kühlen Flasche Bier im Garten unterm Apfelbaum geht ein schöner Tag dann geruhsam zu Ende. Das Getränk ist übrigens Oettinger Bier, und damit versuchen wir, diese Sorte auf Platz 1 der deutschen Biere fest zu etablieren. 2 Tage vorher hat Oettinger nämlich erstmals diesen Platz erreicht - und wir haben es mit dahin getrunken.