Die Bultacos von Gerhard Vesulak

Einleitende Bemerkung: Gerhard Vesulak habe ich über das Internet kennen gelernt. Er lebt in Graz in Österreich und hat eine beeindruckende Sammlung wunnderschöner Motorräder – seltsamerweise alles Maschinen, die genau meine Kragenweite sind. In unserer email Korrerspondenz hat Gerhard derart schön und spannend von seinen Motorrädern erzählt, dass ich dem interessierten Leser seine Ausführungen nicht vorenthalten möchte. Alles was jetzt kommt, ist Originalton Gerhard Vesulak. Viel Vergnügen!


Nachdem Du bezüglich Fotos von den Bultacos gefragt hast, wurden meine Zweitakter nach langen Jahren wieder einmal an die frische Luft gelassen und die Gelegenheit für einige Fotos genutzt. Also bitte nicht genau hinschauen, den der Staub wurde nur oberflächlich entfernt und nachdem sich die Motorräder durchwegs im Originalzustand befinden, haben sie meist auch eine entsprechende Patina.

So nun einige Worte zu den Bildern:
Die rote Metralla GT (Bj. 76) war mein erstes Motorrad und erinnert mich etwas an die Maico MD 250, ist aber, was die Fahrleistungen betrifft, eher mit einer MZ zu vergleichen. Da war die schwarze Metralla Mk II schon aus einem anderen Holz. Wurde von 1967 bis 1974 gebaut und hat bei den seriennahen Motorrädern die Tourist Trophy auf der Isle of Man gewonnen. Wenig Gewicht und ca. 28 PS bei einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h (laut Werk, und möglicherweise ist da bei entsprechendem Rückenwind gemessen worden), da konnte man schon auch schwerere Motorräder ärgern. Hat doch Bultaco mit einer 360er das 24 Stunden- Rennen von Montjuic in Barcelona gewonnen und das gegen die großen Viertakter.

Die Mk II mit der Verkleidung schaut wohl wie ein Scheunenfund aus, war aber bis kurz vor dem Kauf noch angemeldet. Die Verkleidung ist nach meiner Meinung ein seltenes Bultaco-Zubehör und „sitzt“ perfekt. Was man von der derzeit montierten Scheibe nicht behaupten kann. Beim Kauf war übrigens neben dem originalen Veglia-Tacho die Borduhr einer MIG 21 montiert.

Natürlich muss man, wenn man mit einer Bultaco fotografiert wird, passend gekleidet sein. Sollte ich auf dem Foto relativ groß wirken, liegt es nur daran, dass die Metralla Mk II so zierlich ist. Sie ist noch angemeldet und ich werde sie über den Winter etwas aufpolieren. Die Werkzeugkästchen sind derzeit nicht montiert.
Der Apehanger der zweiten Mk II wurde vom Vorbesitzer in Südafrika montiert. In Mitteleuropa würde er jedem TÜV-Prüfer einen kalten Schauer über den Rücken jagen.

Mit der auf Rennmaschine umgebauten Metralla ist ein guter Bekannter von mir in den 70ern Bergrennen gefahren (Foto folgt demnächst ). Noch bessere Resultate hat er übrigens mit einer Bultaco Pursang (Moto Cross mit dem16 Zoll Vorderrad einer Puch SV 175 – praktisch der Erfinder des Super Moto) erreicht. Als ich sie bekam, war sie mit den falschen Teilen neu aufgebaut worden. So ist z. B. die Gabel nicht original, aber immerhin von Betor aus Spanien. Die Renntank, Höcker und die kleine Verkleidung habe ich beigesteuert und gehöhrten zum „Kit America“ (Rennsatz von Bultaco für die Metralla)
Die nicht mehr erhältlichen Teile für das Motorentuning wurden durch Teile der Moto Cross ersetzt (ein Hoch dem Baukastensystem von Bultaco).
Das ergibt etwa 35 Pferdestärken. Die Verkleidung wurde an einer starren Strebe montiert um auch die Vollverkleidung (liegt in der Garage dahinter) der reinrassigen Rennmaschine TSS montieren zu können. Ein Bekannter in Tirol besitzt neben ebenfalls 5 Metrallas eine schöne, wassergekühlte TTS. Scheibe und Sitzbezug fehlen auch noch.

Da ich aber auch noch einen Rahmen, einen zweiten „Kit America“ incl. dem originalen Rennauspuff , einen Ersatzmotor und viele andere Teile besitze, möchte ich (spätestens in der Pension) eine absolut originale Rennmetralla aufbauen. Du siehst, eine gewisse Vorliebe habe ich schon für dieses Modell.
Geländemaschinen waren nie so mein Fall. Trotzdem habe ich da noch eine Frontera 370 und eine (derzeit ausgelagerte) Pursang 250. In der Garage sieht man übrigens das Heck meiner Ducati 900 SD.

Die Frontera hat 42 PS (einen leistungsgesteigerten Motor habe ich noch in Reserve) und wenn sie geht, dann geht sie sehr gut. Bin dann beim Rennen am Erzberg bereits beim ersten Lauf mit einem technischen Defekt ausgeschieden. Habe mich damals noch geärgert, aber besser ein „technisches KO“ als ein „Abflug“. War damals ein wildes Gemetzel.

Die Pursang habe ich mit unvollständigem Motor von einem Freund bekommen. Der hat sie, trotz sonst gutem Zustand, um 20,- Euro gekauft. Es fehlten aber Teile vom Motor und der Auspuff. Die Teileversorgung für Bultaco ist recht gut, aber ein Auspuff kostet etwa zwei – bis dreimal so viel wie der für die MZ. Wichtiger war aber der Motor. Ein Inserat führte mich dann ins Gebirge (was gäbe es da tolle Straßen für Deine Ausfahrten).
Auf einem Bauernhof fand ich dann wirklich einen frisch überholten Motor für meine Pursang, mit neuem Kolben samt Rechnung. Als ich das Gefährt in dem er eingebaut war, sah, konnte ich mich nicht mehr halten. Stand doch eine giftgrün lackiertes Ding mit Ballonreifen (angeblich eine Yamaha Chappie) vor mir. Das das Bist fast unfahrbar war, wunderte mich nicht, hat der Pursangmotor mit ca. 35 PS wohl die zehnfache Leistung des ursprünglichen Motors. Leider hatte ich damals keine Kamera mit. Jedenfalls haben wir den Motor mit einer Flex aus dem „Mopped-Dragster“ ausgebaut.

Rückblickend wäre zu sagen, dass ich zusammen mit jenen 8 Bultacos, die ich bereits verkauft habe, eine schöne Sammlung hätte. Von 2 Sherpas, 2 Juniors und je einer Streaker, Mercurio, Frontera, Matador habe ich mich im Laufe der Zeit getrennt, wobei die besonders seltenen Stücke nun bei einem guten Freund in Niederösterreich stehen. Der besitzt derzeit 18 Bultacos. Diese spanische Marke hat übrigens eine erstaunliche Anzahl an verschiedenen Modellen produziert.

Abschließend auch noch ein Foto eines weiteren „Gatschhupfers“ aus meinem Stall. Die Maico MC 250 (zumindest die Kotbleche und ein Motorseitendeckel sind nicht original) wird aber bald einer Puch 250 GS/SGS/MCH weichen. Denn seien wir ehrlich, es ist doch eine Schande, wenn ein Steirer nicht zumindest eine Puch besitzt.

Ich könnte natürlich noch seitenweise schreiben, besonders die Umstände wie man zu solchen doch eher ausgefallenen Fahrzeuge gelangt, sind oft recht amüsant. Aber das würde jetzt den Rahmen sprengen. Vielleicht verschlägt es Dich ja doch einmal in die Steiermark.

Mit den besten Grüßen aus Graz
Gerhard

Hier noch ein (bereits angekündigtes) historisches Foto.
Es zeigt meine „Renn-Metralla“ mit selbstgebauten Tank im Jahr 1972 bei einem Bergrennen. Peter, der Fahrer, fährt noch immer Rennen. Allerdings hat er sich auf das Veteranen-Trial verlegt. Nebenbei hat er auch einige „Schätze“ in der Werkstatt stehen.