Reise in die Steiermark: Tag 2

Der zweite Tag unserer Reise soll durch Niederösterreich und einige Nationalparks mit spektakulären Routen führen. Dazu gehören der Wallfahrtsort Mariazell, das Höllental und das Pollauer Tal. Nach tiefer und traumloser Nacht, vielleicht ein wenig gefördert durch den Genuss von Marillenschnaps, sind wir um 8:00 bereit für weitere Kilometer. Und wir werden auch an diesem Tag nicht enttäuscht!

Unsere Rotaxe haben bei Sonja einen geschützten Platz für die Nacht bekommen. Jetzt, nach einem reichhaltigen Frühstück, beladen wir die braven Emmen wieder und tauchen direkt ein in die schöne Landschaft von Niederösterreich.

Diesmal meiden wir grössere Strassen und das ist die richtige Taktik. Sofort befinden wir uns inmitten grandioser Landschaften und geniessen jeden Kilometer.Der Pass nahe Garming ist ein Erlebnis für uns Mittelgebirgler.

Vom hohen Pass hinab ins tiefe Tal. Wiesen und Wälder zeigen ein so sattes Grün, wie ich es aus dem Vogelsberg überhaupt nicht kenne.

Kilometerlang fahren wir an Gebirgsbächen vorbei.

Mitten im Gebirge dann ein Hochmoor: Etwas, was ich bis dahin noch nie gesehen habe.

Etwas überraschend dann auf einem Pass die Landesgrenze zur Steiermark. Habe ich hier noch gar nicht erwartet, aber es handelt sich auch nur um einen kleinen steirischen Zipfel und bald sind wir wieder in Niederösterreich.

Während wir beiden alternden Helden den Pass mit den überschweren 500ern bezwungen haben, taucht dieses fesche österreichische Maderl auf dem Fahrrad auf. Ist gerade den Pass herauf gestrampelt und erzählt direkt der Freundin per Handy, wie schön es hier oben ist. Nach der Tour läge ich hier mit Schnappatmung am Boden - wenn ich überhaupt so weit gekommen wäre.

Glasklar und eiskalt ist der Erlaufsee. Am Ufer ein Schlösschen oder Herrenhaus von herausragender Schönheit.

Disneyland in Niederösterreich? Keinesweg, dies ist Mariazell, ein bekannter Wallfahrtsort. Das Ortsbild ist aber wirklich Postkartenreif.

Im Zentrum jede Menge Verkaufsstätten von Wallfahrtswaren: Schutz- und Puttenengel, Kreuze, Kerzen, Ansichtskarten. Bin eigentlich gar nicht so recht zu haben für diese Art von Tourismus, aber auf Mariazell hätte ich dennoch nicht verzichten wollen. Muss man gesehen haben.

Jürgen auf dem Weg in die Wallfahrtskirche - womöglich erhofft er sich hier die Erlösung von all seinen irdischen Sünden. Obwohl - ich weiss nicht recht. Das Innere der Kirche dürfte übrigens an Prunk schwer zu überbieten sein.

Zurück auf den Asphalt der Strassen bin ich doch froh, wieder mehr Natur um mich zu haben. Ein Stück folgen wir der Köhlerstrasse und sehen so manchen Meiler am Wegesrand vor sich hin kokeln.

Um die Mittagszeit ist es jetzt richtig warm geworden und ich wechsele die Jacke. Wozu habe ich schliesslich die Lederjacke von Greg dabei. Und sofort weiter in Richtung des Grossen Schneebergs.

In Puchberg am Schneeberg gönnen wir uns ein richtiges MIttagessen und ein wenig Ruhe. Danach gibts einen Verdauungsspaziergang am Teich. Bin froh, jetzt die Lederjacke zu haben – im Goretex wäre es zu schweisstreibend.
Hier hat Jürgen vor über 30 Jahren mal ein Betriebspraktikum in einem Bergwerk absolviert und hat damals einige sehr private Beziehungen aufgebaut.

 

 

 

Jürgen macht sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit in Puchberg und findet tatsächlich das Wohnhaus einer damaligen Bekannten. Es ist zwar niemand zu Hause, aber ein Nachbar gibt nach anfänglichem Zögern eine Telefonnummer heraus. Vor der Weiterfahrt muss ich noch Tanken und dabei entsteht plötzlich eine grosse Öllache unter meinem Rotax. Schreck lass nach! Aber es ist nur der Entlüftungsschlauch vom Öltank abgefallen, der kleine Sicherungsring ist ausgenüdelt. Kein Problem also.

Es folgt eine der spekatkulärsten Routen der gesamten Fahrt: Das Höllental. So gut wie unbewohnt windet sich die Strasse durch das Gebirge und an vielen Stellen kannst Du dir gut vorstellen, wie der Leibhaftige hier durchs Gebirge getobt und dabei dieses Tal entstanden ist.

In jedem guten österreichischen Heimatfilm spielt das Höllental eine Rolle und dazu gehört immer die Szene, in der ein Jägersmann (Der Gute) den Wilddieb (Den Bösen) auf der Holzbrücke stellt. Mir aber läuft heute kein Wilddieb, sondern statt dessen der Assekuranzrat W. aus R. vor die Linse.

Dann geraten wir ins chaotische Gloggnitz und verfransen uns so richtig. Erst mithilfe eines Porschefahrers kommen wir wieder in die richtige Richtung. Puh, das hat genervt. Nun stellen wir fest, dass wir wesentlich weniger Kilometer geschafft haben, als geplant. Tagesrouten von 300 bis 400 km haben wir uns vorgestellt, aber im Gebirge ist das illusorisch. Da müssen wir umdenken und so wird die Route über den Semmering gecancelt. Schliesslich müssen wir heute noch Graz erreichen.

Und natürlich errreichen wir auch irgendwann Graz - aber es dauert Stunden und wir kommen nur langsam voran. Stattegg ist ein Ortsteil nördlich von Graz, der direkt am Schöckl, dem Hausberg der Grazer, liegt. Direkt hinter unserer Pension Statteggerwirt gehts mit 28% Steigung den Schöckl hinauf.

Wir bekommen für unsere Emmen eine eigene kleine Garage. Hier stehen die Maschinen geschützt und wir können bei Bedarf im Trockenen schrauben. Und das werden wir schon am nächsten Morgen tun. Für heute wollen wir nur noch eines: Gut essen und trinken. Auch das ist beim Statteggerwirt kein Problem. Dazu besucht uns noch Gerhard aus Graz und so wird es ein schöner und ruhiger Abend.