Kaum wird’s wärmer

…… folge ich wieder dem Lockruf der Werkstatt. Es gilt, die Telegabel der Honda frisch zu befüllen und mit Faltenbälgen zu versehen. Zunächst jedoch steht ein Stündchen mit Hund in Wald und Feld an sowie eine Fahrt nach Wetzlar ins Hauptzollamt: Es sind wieder Teile aus Indien eingetroffen.

ATF Dexron III

Schon gestern war die Öllieferung mit ATF-Öl angekommen. Das schreibt Honda erstaunlicherweise für die Gabel vor. Aufgrund negativer Erfahrungen damit aus dem XBR- und dem AiA-Forum komme ich jedoch davon ab und habe mich für Gabelöl 10W-20 entschieden. Das ATF kann icgh aber gut für den Primärtrieb der schwarzen Bullet gebrauchen. Also ab ins Lager damit.

Altöl in der XBR-Gabel

Zum Ablassen des Gabelöls nutze ich nicht die Ablassschraube, sondern baue die Gabelholme komplett aus kippe dann das Öl heraus. Aber halt: Öl ist das nicht mehr, was mir da entgegen brodelt. Rabenschwarz wie die Hölle, mit der Konsistenz von Wasser und dem Geruch sehr alter Fuchsexkremente. Furchtbar! Schätze, die Brühe ist seit 1987 in den Gabelholmen. Und gedämpft hat da rein gar nichts mehr.

Altöl aus der XBR Gabel

Der Gestank ist so bestialisch, dass ich alle benutzten Putzlappen in den Müll werfe, den Auffangbehälter draussen auslüften lasse, alle Tore öffne und ein sehr intensives ätherisches Öl in der Werkstatt verteile.

1987er Honda XBR 500

Der erste Gabelholm ist wieder sauber und mitsamt Faltenbalg montiert.

1987er Honda XBR 500

Die neuen progressiven Federn von Wirth passen sehr gut in den Holm. Das originale Distanzstück entfällt jetzt und der Verschlußstopfen packt mit leichtem Druck ins Gewinde.

1987er Honda XBR 500

Die leicht angerosteten Verschlußstopfen kommen ins Lager und eingebaut werden wunderbare frisch gedrehte VA-Teile. Nach den Stopfen am Motor heisst es jetzt auch hier: Nie wieder Rost.

1987er Honda XBR 500

So, fertig, alles wieder montiert. Die Bremse emtüftet sich von selbst, das Rad dreht frei und die Gabel dämpft und federt. Wie schön wäre jetzt eine Probefahrt, aber im Vogelsberg wurde schon Salz gestreut. Das tue ich der alten Honda nicht an.

Honda ist einfach gut

Immer wieder bin ich über die großen und kleinen Rafinessen an der Honda überrascht. Beispielsweise hat der profane kleine Haltebügel ein abgewinkeltes Ende, dass in eine Nut in der Radnabe greift. So kann man den Bügel nur mit sehr viel Ignoranz falsch einbauen. Ist eben eine Honda.

Spezialwerkzeug

Bei den indischen Teilen vom Zollamt waren u.a. drei schöne Enfield-Spezialwerkzeuge, die kommen gleich an die Werkzeugwand. Und das war dann auch mein heutiger Werkstatttag.

 

Da macht nix Spaß ……

…… in diesem trüben November des Jahres 2017. Hundespaziergänge, Werkstattarbeiten, Computersitzungen, Bücher lesen – nichts. Das beste wäre ein Winterschlaf bis Mitte März – oder ein Flug nach Madeira.

Leihhund Yello

Immerhin erwischen wir beim morgendlichen Spaziergang eine Regenpause.

Motor Bullet

Ein Päckchen aus England enthält die fehlenden Pass-Stehbolzen für das Gehäuse des Reservemotors.

XBR Federn

Für die Honda XBR liegen die progressiven Wirth-Federn bereit – nur ich bin es noch nicht. Aber die nächsten zwei Tage soll es wärmer werden, da könnte ich mich an die Hondagabel machen.

Das waren auch schon meine Tätigkeiten in der Werkstatt. Zum Glück kam heute eine E-Mail aus Berfa mit einem Bericht über die Royal Enfield Interceptor 700 – der wird jetzt gelesen.

Auseinander

Nach der reinen Lehre und auch dem Handbuch können die beiden Gehäusehälften nach dem Lösen der Verbindungsbolzen und dem Abziehen des Steuerrades auf der Kurbelwelle einfach auseinander gezogen werden. In meinem Fall trifft dies leider nicht zu und bisher hat der Motor allen Versuchen, ihn zu trennen, widerstanden. Natürlich hab ich bislang auch keine Gewalt eingesetzt.

Heute jedoch bin ich wild entschlossen, die Gehäusehälften zu trennen und begebe mich dazu gegen 14:00 in die kalte Werkstatt.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Nochmal kontrollieren, ob wirklich alle Schrauben gelöst sind. Auf der Steuerseite ist alles in Ordnung, auch das Steuerrad ist von der Kurbelwelle gezogen.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Keine versteckten Befestigungen der beiden Hälften zu sehen, alles OK.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Auch auf der Antriebsseite erkenne ich keine weiteren Verbindungen. Meine vorsichtigen Versuche, die beiden Hälften zu trennen, klingen aber so, als wäre da noch irgendwo eine vergessene Schraubverbindung. Aber da ist nichts, wie mir auch der Blick ins Ersatzteilhandbuch bestätigt.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Die Kurbelwelle soll ja beim Trennen in der antriebsseitigen Gehäusehälfte verbleiben. Obwohl es also nicht nötig ist, entferne ich den Wellendichtring, den Seegering und den Laufring für den Wellendichtring. Der ist ein bisschen eingelaufen und die etwas kürzere Seite ab der Einlaufstelle gehört in Richtung Lager. Aber ich werde wohl sowieso einen neuen Laufring einbauen.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Nach fast drei Stunden vergeblicher Bemühungen komme ich auf diese Konstruktion, mit der ich die beiden Hälften gaaaanz vorsichtig auseinander drücken will.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Verbunden mit mittleren Schlägen des Gummihammers zeigt sich dann tatsächlich ein erster Spalt. Haleluja!!!

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Mittels einiger kleiner Holzkeilchen erweitere ich den Spalt Stück um Stück.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Gewonnen! Der Spalt geht nun ringsum und ab jetzt geht das Trennen ganz leicht. Puh, war das mühsam.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Sowohl das Kurbelgehäuse als auch der Öltank sind am Boden mit eine zähen dicken Schicht aus Ölschlamm bedeckt. Ob man das durch häufigen Ölwechsel vermeiden kann? Ich denke schon.

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Ansonsten siehts da drinnen nicht so übel aus – aber halt, da ist doch etwas!

Überholung Enfield Bullet 500 Motor

Der Innenring des steuerseitigen NU-Lagers ist locker und hat sich auf der Welle gedreht. Dabei ist es dem Wellenstumpf ganz schön heiß geworden. Das ist leider ein bekanntes Enfield-Problem und der Grund ist, dass der Lagersitz häufig einen Tick zu klein ist. Da muss ich klären, ob das mit Lagerkleber repariert werden kann oder ob eine neue Welle fällig ist.

Auch wenn es mühsam war, so habe ich dennoch mein heutiges Ziel erreicht. Und kuschelig warm ist es auch nicht gerade in der Werkstatt. Also Schluß für heute und ab in die warme Hütte. Bis demnächst.

Gutes Werkzeug – gute Arbeit

Wie üblich beginnt der Tag mit einem langen Gang mit Yello. Heute treffen wir dabei jede Menge anderer Hunde und diese Begegnungen sind immer recht amüsant.

Yello und Idefix

Zuerst treffen wir auf Idefix, der ein guter Freund von Yello ist. Die beiden toben und verausgaben sich dabei total. Später kommt noch Bifi dazu und zum Schluß taucht ein Riesendackel auf, der sich jedoch nicht an den Aktionen beteiligt.

Dann aber gehts ab in die faszinierende Welt der Zweiräder und dabei geht es zunächst um Werkzeug.

Gutes Werkzeug – gute Arbeit: Immer wieder zeigt sich die Wahrheit dieser Aussage. In meinem Fall komme ich mit dem Zerlegen des Reserve-Motors für die Enfield nicht weiter, weil ich das Antriebsrad für die Steuerseite nicht abgezogen bekomme.

Jetzt konnte ich mir so einen Abzieher ausleihen und in wenigen Minuten ist das Problem gelöst.

Abzieher Bullet

Da ist der Abzieher, eine gute und solide Konstruktion und keinesfalls schlampig gefertigt. Zwei Halbschalen greifen massiv hinter das abzuziehende Steuerrad und eine Kugel drückt auf die Kurbelwelle.

Steuerseite Bullet

Wie im indischen Handbuch beschrieben sitzt das Steuerrad tatsächlich sehr fest auf der Kurbelwelle. Dennoch – dem Abzieher ist das Rädchen nicht gewachsen und ich kann sogar den Abzieher mit der Hand festhalten. Knacks, ist das Rädchen runter.

Motor Bullet

Jetzt könnte ich mit dem Zerlegen des Motors weiter machen, aber weil das Wetter heute erneut recht ordentlich ist, drehe ich lieber eine Runde mit der Honda XBR.

1987er Honda XBR 500

Immer wieder erstaunlich, wie gut die alte Honda auch nach längeren Pausen mit dem Kickstarter anspringt: 3 x ohne Zündung durchtreten, dann mit Zündung und meist läuft der Motor beim ersten Kick. Das war mit Yamahas SR500 und auch den Rotax-Motoren doch ein klein wenig kniffeliger. Der RFVC-Motor ist schon klasse. Heute kreise ich ein wenig im Dreiländereck Vogelsbergkreis-Mail-Kinzig-Kreis-Wetteraukreis und halte hier an der Staatsdomöne Konradsdorf.

1987er Honda XBR 500

Den Laden vom Honda-Mirthes in Ober-Mockstadt kann ich mir um diese Zeit und an einem Samstag nur noch von aussen anschauen.

1987er Honda XBR 500

Etwas mehr Zeit nehme ich mir für das kleine Schößchen in Bingenheim.

1987er Honda XBR 500

Heute ist die gesamte Region von einem leicht trüben Schleier überzogen, da hat die Sonne kaum eine Chance. Hat aber den Vorteil, dass ich quasi blendfrei touren kann.

1987er Honda XBR 500

Und schon gegen 16:30 fahre ich einsam der untergehenden Sonne nach. War eine schöne Fahrt und gefroren hab ich keine Sekunde. Wie immer in der letzten Zeit wurden aus den geplanten 50 Kilometern wieder deutlich über 100, das scheint mein neues inneres Längenmaß zu werden.

Mordor im Vogelsberg

Eigentlich ein ganz netter Tag ist der heutige Freitag. Zumindest am Rande des Vogelsberges ist es nicht allzu kalt und es scheint beinahe durchgängig die Sonne. Trotzdem ziehe ich um 14:00 eine zusätzliche Schicht Funktionsunterwäsche an, als ich die E-Start-Bullet anwerfe um zum Tanken in die Wetterau zu fahren. Dabei werde ich erneut eine Ladung Bactofin einwerfen, um Tank und Vergaser während der bevorstehenden Ruhezeiten vor Korrosion und bösen Bakterien zu schützen.

2007er Royal Enfield Bullet 500 ES

Beim Start ist es im Vogelsberg dann doch etwas bewölkter geworden, aber bereits im Hungener Schäferland scheint die Sonne wieder vom Himmel. Allerdings steht die Sonne bereits um diese Zeit, also gegen 14:00, so tief, dass sie beim Fahren in Richtung Westen extrem blendet. Und der Westen ist nun mal mein Ziel – zunächst jedenfalls.

2007er Royal Enfield Bullet 500 ES

Jetzt werden die Wälder im Zeitraffer dürr und die schönen bunten Blätter liegen zum Großteil am Boden. Es wird Winter!

2007er Royal Enfield Bullet 500 ES

In Nidda presse ich 12 Liter in den Tank und vorher ca. 10 ml Bactofin. Dann halte ich in einer großen Schleife wieder auf den Vogelsberg zu, jetzt aber auf den hohen Vogelsberg, also den Hoherodskopf. Hier bin ich aber erst beim Aufstieg auf das Bergdörfchen Stornfels.

2007er Royal Enfield Bullet 500 ES

Beim Panoramablick nahe Einartshausen ist es immer noch sonning und (relativ) warm – aber die Wärme hat garantiert eher mit meiner zusätzlichen Bekleidungsschicht zu tun.

Panoramablick Einartshausen

Den Panoramablick teile ich gern mit euch 🙂

2007er Royal Enfield Bullet 500 ES

Fast schlagartig wird es kalt und dunkel, als ich am Rande von Schotten über Götzen auf den Hohen Vogelsberg zu halte. Schwarze Wolken, entstanden am Hoherodskopf, decken zunehmend größere Teile des Umlandes zu. Sieht wirklich ein bisschen aus wie Mordor. Und jetzt kommt meine dritte Schicht richtig zur Geltung.

2007er Royal Enfield Bullet 500 ES

Ganz oben auf dem Hoherodskopf auf ca. 750 m Höhe ist von Sonne und Wärme überhaupt nichts mehr zu sehen und zu spüren. Dementsprechend hat sich auch nur eine Handvoll Biker hier eingefunden – und bis auf meine Enfield sind das alles GS – wirklich nur GS. Da bleibt mir nach kurzem Halt nur die Flucht in die tieferen Regionen.