Der Super-Enfield Tag

Obwohl – ich will nicht übertreiben und muss deshalb anmerken, dass der morgendliche Start überhaupt nicht toll ist. Ich will nämlich recht früh auf die Zulassungsstelle um die falsche TÜV-Marke korrigieren zu lassen. Noch vor 8:00 starte ich die Enfield, die auch sofort anspringt, aber dann im Standgas viel zu hoch dreht. Mist, aber ich finde schnell heraus, dass ich das selber verbockt habe: Bei der Wochenendschrauberei hab ich den Gaszug unterm Tank eingeklemmt. Ist schnell behoben und dann gehts auch wirklich nach Laubach.

Die Enfield läuft extrem gut! Durch das Einstellen der Ventile auf Null bei kaltem Motor gibt es anfangs überhaupt kein Ventilgeräusch – aber später, als der Motor warm ist, tickts natürlich doch etwas. Das muss aber genau so sein.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auf der Zulassungsstelle bin ich in fünf Minuten fertig und habe jetzt den korrekten grünen TÜV-Stempel. Aber das hier soll nur der Anfang sein und ich denke an mindestens 100 Enfield-Kilometer.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Eine innere Stimme lässt mich über das Horlofftal. Villingen und Nonnenroth in Richtung Lich fahren. Der kurze Stop hier soll lediglich zeigen, wie traumhaft das Wetter an diesem Montag Morgen ist. Wurde aber auch Zeit nach den gefühlten sechs Wochen Regen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

In Lich weiss ich dann, warum ich heute hier bin: Bei der ServiceWelt24, einem offiziellen Enfield-Dealer, werde ich den Wunsch nach einer Probefahrt vorbringen….

Continental GT

….. und zwar auf dieser Continental GT. Ist auch kein Problem, ich muss nur 10 Minuten auf den Werkstattmeister warten, der ein Kennzeichen anbringt und noch 5 Liter Sprit nach kippt.

Enfield Continental GT

Und schon gehts los. Selbstredend komme ich mit dieser „modernen“ Enfield sofort klar, alles ist wesentlich einfacher als an meiner Vergaser-Bullet. Das Getriebe ist nochmal deutlich besser als bei meiner und der 535 ccm Motor geht ganz prima ab.

Enfield Continental GT

Zum ersten mal in meinem Leben fahre ich nach Schiffenberg und bin extrem überrascht über die Serpentinen dorthin. Ist wirklich ein kleines Paradies am Rande des Molochs Gießen.

Enfield Continental GT

Und noch mehr überrascht bin ich über das Kloster Schiffenberg, eine hochkulturelle Stätte mit erstaunlichen Angeboten für den Kunstkenner – ist also nix für mich Kulturbanausen.

Enfield Continental GT

Aber heute ist keine Zeit für Kultur, heute wird gefahren. Und so treibe ich die wunderbare Continental rund 50 Kilometer zwischen Lich, Gießen, Butzbach und Reiskirchen. Ein feines Motorrad und es wäre genau die perfekte Ergänzung zu meiner alten Vergaser-Bullet. Ich denke ernsthaft darüber nach, meine Vespa abzugeben und dadurch etwas Platz zu schaffen.

Obwohl ich noch stundenlang hätte weiter fahren können, gebe ich die Continental wieder ab. Tolles Motorrad, prima Händler – hat richtig Spaß gemacht.

Dann steige ich wieder auf meine Numero Zwei und schaue mir in aller Ruhe noch einmal Schiffenberg an.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Jetzt nehme ich mir etwas Zeit für das Kloster, mache einen Spaziergang durch den riesigen Garten …..

Schiffenberg

….. und lese mir die Informationen zum Kloster durch.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Schiffenberg liegt nicht gewaltig hoch, aber deutlich höher als das Umland. Entsprechend gut ist der Blick und ich erkenne am Horizont die Grüninger Warte – und das wird auch mein nächstes Ziel.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Überraschenderweise finde ich den Weg dorthin sofort und beinahe unterbewusst – denn eigentlich kenne ich mich im Gießner Umland eher mäßig aus. Aber es klappt und schon bin ich am Wartturm bei Grüningen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Auch eine hübsche Anlage mit sehr weitem Blick über das Gießener Land und bis an den Taunus, den Vogelsberg und die Rhön.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Hier oben habe ich die Muße, noch einmal nach meinem Gaszug zu schauen. Obwohl der Zug jetzt nicht mehr geklemmt wird, ist das Standgas etwas unregelmäßig. Und dann erkenne ich den wahren Grund: Der Zug macht, aus dem Vergaser kommend, einen viel zu starken Knick nach vorn in Richtung Gasgriff. Deshalb rutscht der Außenzug ab und zu aus seinem Widerlager und verkantet sich – klar, dass der Motor dann zu hoch dreht. Und ebenso ist klar, dass das so niemals richtig funktionieren kann. Deshalb hatte der Vorbesitzer auch das Spiel im Gaszug ganz weggenommen, was aber auch nicht im Sinne des Erfinders ist. Da gehört ganz einfach ein 90° Bogen in den Gaszug hinein. Das aber kann ich hier natürlich nicht umbauen – wer hat schon Vergaserröhrchen dabei.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Meinen letzten Stop heute lege ich im Kloster Arnsburg ein, einfach weil es so gut zur Enfield passt und weil ich’s heut mit Klöstern hab. Und dann mache ich mich auf den Heimweg, um die Sache mit dem Bogen umzusetzen.

Am Ende des Tages habe ich ca. 150 Kilometer mit meiner Bullet und weitere 50 mit der Continental zurückgelegt. Und da ist es schon berechtig, von einem Super-Enfield-Tag zu sprechen, oder?

Royal Enfield Bullet 500 ES

Später zuhause baue ich dann diesen Bogen in den Gaszug ein. Das ist leider nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe, denn der indische Nippel passt nicht durch den Bogen. Also baue ich einen komplett neuen Gaszug, was ja auch nicht so übel ist. Der alte hat doch schon ein paar Macken und flutscht nicht mehr so wie er eigentlich sollte. Aber jetzt gefällt mir die Zugverlegung. Und noch besser wäre es, wenn oben am Lenker auch ein vernünftiger Gasgriff montiert wäre, z.B. ein Magura 307. Werde gleich mal bei ebay nachsehen.