Hundespaß zwischen zwei Schrauberaktionen

Gestern war der Haupttag für die Wiederbelebung von Kathy, meiner blauen Ex-TS. OK, wir haben unser Pensum nicht geschafft und müssen ein paar Kleinigkeiten heute nacharbeiten. Aber vor dieser zweiten Schrauberaktion muß ich an die frische Luft und das mache ich mit Yellow, meinem rumänischen Leihhund. Das Besondere ist aber heute, dass Yellows Kumpel Laurent mitkommt und aus der Erinnerung an fünf eigene Hunde weiß ich, dass es mit mehreren Hunden noch lustiger sein kann – und so ist es auch heute. Seht einen kleinen Ausschnitt unseres 2-stündigen Spazierganges zu dritt:

Kathy wird leben …..

Als Kathy von einer Gießener Autofahrerin massiv gestoppt und beschädigt wurde, stand für Thomas relativ schnell fest, daß die TS wieder aufgebaut wird. Wie das geschehen sollte, war ebenfalls schnell klar: Eine Auferstehungsparty für Kathy wird in Ilsdorf gefeiert und in diesem Rahmen soll Kathy neues Leben eingehaucht werden. Geladen sind alle, die irgend etwas mit Kathy zu tun hatten, die ein gewisses Interesse an Kathy haben oder auch nur interessierte Zuschauer.

Es ist angerichtet: Kathy und eine ebenfalls zu beschraubende Honda Enduro warten auf der Bühne, das Werkzeug liegt bereit - die Party kann beginnen.

Kathy hat es schon bös erwischt: Gabel, Schutzblech, Lampenhalter, Blinker, Lenker und jede Menge "Kleinigkeiten". Die Protagonisten beschleicht leichter Zweifel, ob das angepeilte Ziel zu schaffen ist: Heute noch soll Kathy wieder laufen, alles soll funktionieren und morgen gibts eine kleine Ausfahrt - vielleicht zum Fallltorhaus, dem Motorradtreffpunkt nahe Schotten.

Es sei vorab verraten, daß an diesem Tag nichts, aber auch gar nichts, an der keinen Honda geschraubt wird.

Zwischendurch gehts mal kurz nach Nieder-Ohmen, um in der Motorradhalle einige Fehlteile zu holen. Dabei ein kurzer Blick auf meine Planeta-Sammlung, an der ich schon seit Monaten nichts gemacht habe. Vielleicht sollte ich das Russenkrad doch besser abgeben - so im Rahmen meiner neuen Vernunftswelle. Aber das ist heute eigentlich nicht das Thema .....

Zurück in Ilsdorf, wo die Schrauberaktionen langsam anlaufen.

Zunächst aber lassen sich die Schrauber nur zu gern durch Steaks, Kartoffelwürste und diverse Zutaten von ernsthafter Arbeit abhalten.

Selten habe ich einen Grill so schnell in Aktion gesehen und ebenso schnell sind die ersten Steaks bereit zum Verzehr. Das Geheimnis ist abgelagertes Buchenholz, daß anstelle von Grillkohle eingesetzt wird.

Steaks, Würstchen - alles wird in unglaublicher Geschwindigkeit zubereitet. Klar zu erkennen ist, daß diese erste Grilleinlage dringend notwendig war - alle Schrauber sind auffällig hungrig.

Die Sonne scheint, die Temperatur liegt bei 10° C - das lässt sich schon aushalten.

Es mag ein wenig so aussehen, als käme neben der Völlerei das Schrauben ein wenig zu kurz - und dieser Eindruck trügt nicht. Dennoch gibt es langsam aber sicher Fortschritte. Gerade wird der abgebrochene Lenkanschlag neu angeschweißt und feinbearbeitet.

Unerwartete Probleme gibt es beim Zerlegen der verbogenen Gabel: Die Standrohre sind eingedrückt und geben ihre Innereien nur äußerst widerwillig frei. Und verblüffend kniffelig ist das Entfernen der Sicherungsringe für den Dämpfereinsatz. Kann doch nur an der Kälte liegen .....

Dennoch: Bald ist die Gabel mit neuen Standrohren repariert, wobei ...

... dieses Gabel-Carepaket von Zweirad-Schubert eine wertvolle Hilfe ist.

Und dann steht Kathy plötzlich doch beinahe wieder wie ein richtiges Motorrad da - zumindest ist die TS jetzt wieder rollfähig. Ein Elektroproblem sorgt dann aber für weitere Verzögerung und ist erst nach längerer Zeit gelöst.

Kälte und erneut aufkommende Hungergefühle unterbrechen die Arbeiten für längere Zeit: Die zweite Grillphase wird gestartet.

Gegen 21:00 müssen wir uns eingestehen, das Tagesziel verfehlt zu haben. Aber immerhin: Kathy rollt wieder, die Elektrik ist repariert und bis zum Probelauf wäre es nicht mehr weit. Aber die Luft für heute ist raus, was in der Hauptsache an der aufkommenden Kälte liegt. Der Rest sollte für morgen früh eigentlich nur noch ein Klacks sein .....

Am kommenden Vormittag werden die Restarbeiten an Kathy durchgeführt. Ein Teil der Schraubergang hat noch bis nach 2:00 bei Bier und Chips zusammen gesessen und daher beginnt die Aktion nicht allzu früh. Sowohl während der nächtlichen Feierstunde als auch später beim Schrauben zieht sich ein weißer Gartenzwerg wie ein roter Faden durch das Geschehen. Der Zwerg ändert dabei mehrfach seine Funktion von Kuschelzwerg zu Kaffeezwerg, Bierzwerg und Schrauberzwerg. Dieses Bild zeigt den weißen Burschen natürlich als Schrauberzwerg ....

.... während dieses Foto der vergangenen Nacht einen Kuschelzwerg zeigt .....

... ebenso wie dieses Foto. Kaum zu glauben dass es sich bei der engelsgleichen Gestalt neben dem Zwerg um Egon handelt.

Tatsächlich sind die Restarbeiten an Kathy in kurzer Zeit erledigt und in wenigen Minuten wird die MZ wieder das Licht der Welt erblicken. Einige letzte Einstellarbeiten müssen im Aufsitzen erledigt werden und so werden die Spannbänder gerade gelöst.

Ooops, durch leichte Kommmunikationsstörungen geht die Aktion beinahe schief und Kathy droht von der Bühne zu stürzen. Nur durch reaktionsschnelle Aktionen wird das Unglück in letzter Milisekunde abgewendet.

Geschafft, Kathy rollt aus der Klinik und nun werden die letzten Aktionen durchgeführt: Verspannungsfreies Anziehen der Gabelschrauben, Ausrichten von Lenker, Lampe und Hebeleien sowie von Rücklicht und Blinkern. Der Scheinwerfereinsatz bekommt noch eine eigene Masseverbindung und der leicht verzogene Chromring der Lampe wird so gut wie möglich in Form gebracht.

Alles fertig? Alles fertig! Aber halt, jetzt verschwindet Reinhard für ein paar Minuten und kommt mit seltsamen Dingen zurück. Ich lerne, dass es sich dabei um ein Tribal handelt, eine besondere Art von Tatoo-Motiven, die aus Stammestätowierungen abgeleitet sind. Thomas wollte die TS unbedingt damit individualisieren und Reinhard erfüllt diesen Wunsch. Die Flächen für das Tribal müssen zunächst akribisch gereinigt werden.

Die beiden Folien mit dem Tribal sind fertig ......

.... und werden mit besonderer Sorgfalt aufgebracht. Eines der Tribals kommt auf den Tank .....

... und das zweite auf den vorderen Fender - äh, das Vorderradschutzblech. Ich höre von so einem Tribal zu ersten mal und kann damit nicht viel anfangen, gebe aber gern zu, dass die Motive klasse aussehen und der TS tatsächlich eine sehr individuelle Note verleihen.

Wir sind uns einig, dass jetzt alle Vorbereitungen getroffen sind, Schrauben an exponierter Stelle sind kontrolliert – Kathy ist bereit für ihre erste Probefahrt nach der Reinkarnation.

Thomas und Kathy bleiben verdächtig lange weg und ich befürchte schon, dass die beiden liegen geblieben sind. Aber nein, da sind sie schon wieder und berichten vom Ergebnis der ersten Testfahrt:

Und weil Kathy immerhin meine „Ex“ ist, darf ich ebenfalls eine Probefahrt machen. Kathy läuft fantastisch und macht auf Anhieb soviel Spaß wie früher. Die TS 250/1 ist ohne Zweifel das beste und schönste Motorrad unter den Zweitaktern, dass MZ gebaut hat. Und es sieht in der Tat so aus, als wäre der Wiederaufbau ein voller Erfolg. Alles passt, alles funktioniert. So soll es sein – aber das hätte natürlich auch anders kommen können.

Adieu Kathy, Bye-Bye schöne TS …..

Gestern Abend gegen 21:30 war es dann soweit: Durchaus unerwartet und überraschend hat Kathy einen neuen Besitzer gefunden. Durch die Vermittlung von Egon und Reinhard kam Thomas auf den Plan, der sich eigentlich an diesem Tag eine ETZ 250 aus Paderborn holen wollte, dann aber den Weg zu meiner TS 250/1 gefunden hat.

Mir fällt es (fast) immer sehr schwer, ein Motorrad herzugeben und das war auch bei Kathy der Fall. Aber Thomas ist ein so netter Typ und war derart begeistert von der MZ, dass ich sicher bin: Die TS ist in gute Hände gekommen. Dass sie ihren Stellplatz mit einer Schwalbe teilt, spricht ebenfalls dafür – sie bleibt unter Ostböcken.

Ein schönes Pärchen sind Kathy und Eleonore.

Wünsche Thomas viel Spass und viele schöne Touren mit der blauen Kathy – und ich bin auf meiner Welle der Vernunft wieder einen kleinen Schritt weiter gekommen. Allmählich wird mein Fuhrpark überschaubar.

Gegen 22:00 startet Thomas die MZ, der von der Powerdynamo-Lichtmaschine gespeiste Scheinwerfer erhellt die Nacht, der Motor läuft herrlich im Leerlauf – und dann ziehen die beiden davon…

 

Mit der TS 250/1 nach Marburg

Über einen Monat habe ich Kathy, meine blaue TS  nicht bewegt – ein äusserst unbefriedigender Zustand. Wahrscheinlich wäre es doch besser, mich von der schönen MZ zu trennen, aber nach jeder Fahrt damit kippt mein guter Vorsatz wieder. Na egal, auf jeden Fall wird dieser Sonntag genutzt und so sage ich um 11:00 „Kathy, wir fahr’n nach Marburg.“

Das Wetter der letzten Tage schlägt reichlich Kapriolen und die Wettervorhersage noch mehr. Nach meinem morgendlichen Hundespaziergang und einem Blick in die Computer-Wettervorhersage steht der Entschluss zu einer kleinen Fahrt fest. Es ist kühl, vielleicht 12 Grad, es regnet nicht, sieht aber immer ein  bisschen danach aus und es weht ein mässiger Wind. Eigentlich ein Wetter, dass ich fürs Motorradfahren sehr mag. Also auf – und wie nebenbei stecke ich mir einen Zettel mit einer Homberger Telefonnummer ein. Nur wenn sichs irgendwie ergibt werde ich dort anrufen und nach einem Motorrad schauen …..

Ooops, was schnurrt die brave TS heute! Das kühle Wetter sorgt offensichtlich für eine besonders gute Zylinderfüllung und wir zischen nur so die kleinen Steigungen herauf, die auf dem Weg in Richtung Homberg überall zu finden sind. In Deckenbach ergibt es sich, dass ich die Homberger Telefonnummer anwähle – und das zu verkaufende Motorrad befindet sich in Höingen, nur 3 km entfernt. Natürlich fahre ich hin.

In der Höinger Scheune dann diese Suzuki DR 400 – ich bin also irgendwie auf den Endurotrip gekommen. Keinesfalls neuwertig, mit völlig verbastelter und nicht funktionsfähiger Elektrik, aber auch mit ein paar guten Eigenschaften: Der kalte Motor springt sofort an und läuft ordentlich – und trocken ist der Motor auch. Dazu hat die Suzi einen Alutank. Nach kurzem Überlegen und ebenso kurzem Verhandeln kaufe ich die Suzi per Handschlag.

Das war ein guter Beginn dieses Ausfluges und froh gestimmt gehts dann ein wenig in den Ebsdorfergrund, wo ich mir heute den wirklich schönen Ortskern von Ebsdorf anschaue. So viel gepflegtes und restauriertes Fachwerk hat so manche grössere Stadt nicht zu bieten.

Über den Frauenberg dann in Richtung Marburg, nicht ohne an meinem Lieblingsgarten bei Beltershausen ein Päuschen einzulegen.

Mit einem Schnappschuss des zukünftigen Enduristen starten wir dann in Richtung Marburg.

Cappel, Ronshausen, Bortshausen – und immer ganz in der Nähe der Lahn. Ist eine schöne und ruhige Ecke dort – ideal für meine kleine MZ.

Angekommen in Marburg wechsele ich für einige Kilometer auf die Stadtautobahn, von wo ich einen schönen Blick auf das Marburger Schloss habe.

Und dann schaue ich mir nach Jahren mal wieder den Hauptbahnhof an – der ist wie beinahe immer eine Baustelle. Aber ich bekomme hier etwas zu futtern und beobachte eine zeitlang das Gewusel um den Bahnhof herum. Direkt hier gegenüber hab ich vor über 30 Jahren mal ein Jährchen gearbeitet.

Bin dann doch froh, Marburg wieder zu verlassen und komme über Ginselberg und Bauerbach wieder in sehr ländliche Gefilde.

Sehr schnell bin ich dann in Amöneburg, wo jetzt ein leichter Regen einsetzt.

Immer wieder erstaunlich, dass mich auf der TS der Regen überhaupt nicht stört – genau genommen geniesse ich ihn sogar. Aber arg viel kommt nicht herunter und die Rohleffjacke hält dicht.

Am versteckten Rastplatz bei Homberg schliesst sich der heutige Kreis. 130 km sinds dann doch noch geworden und wie immer hatte ich viel Spass an der TS, Verkaufen? Mhhm, ich weiss nicht recht. Aber irgend etwas müsste schon weg …..

Jaja Leute, so sieht ein zukünftiger alternder Endurist aus. Die DR 400 ist meine erste richtige Enduro – aber auch meine insgesamt fünfte Suzuki. Ausser von MZ hatte ich von keiner Marke so viele Exemplare.

Später und wieder zu Hause kommt dann noch Marc, der junge Oldtimer-Sammler, vorbei und bringt eine alte Kreidler zu Egon. Die soll technisch auf Vordermann gebracht werden. Eine gute Basis mit schöner alter Patina.

Nun war Kreidler zwar der Traum meiner Jugend, aber selbst habe ich nie eine Kreidler besessen – leider. Ich hatte nur Zündapp-Mopeds und Capri-Agrati Roller mit Sachsmotor. OK, hol ich das halt Versäumte eben 44 jhre später nach, nämlich JETZT.

Und zum guten Schluss stecke ich die Teiler einer DKW RT 175 S lose zusammen. Die DKW wollte ich ursprünglich für mich restaurieren, aber den Gedanken habe ich (im Rahmen der Welle der Vernunft) aufgegeben. Werde die kleine DKW also bei ebay als Bastelobjekt einstellen. Leider gibt es da etliche Fehlteile, aber wer sich Mühe gibt, bekommt daraus ein schönes Motorrad. Ach ja: Der Motor ist natürlich vorhanden und dreht sich sogar.

 

TS 250/1: Die Grenzen eines Arbeitstages

Trotz relativ schlechter Wetterprognose nehme ich für diesen Donnerstag die TS als Fahrzeug für den Arbeitsweg. Eine kleine Fahrt gegen 5:00 morgens und eine längere Fahrt um 16:00 sind natürlich nichts Gewaltiges. Aber immerhin bestimmen sie äusserst positiv die Grenzen eines Arbeitstages.

Mit so einer kleine Fahrt vor und nach einem Arbeitstag sieht die Welt gleich g anz anders aus. Morgens ist es zwar noch verdammt kalt, aber dafür ist es bereits sonnig. Die angekündigten Sturmboen und die unwetterartigen Regenschauer kommen dann gegen Mittag und sind am Nachmittag wieder vorbei gezogen. Bis auf den Sturm, der bleibt bis in den Abend hinein erhalten und wirft die leichte TS ganz oedentlich hin und her.

Herrlich, immer wieder herrlich sind die Fahren in die aufgehende Sonne hinein. Wenn mir jetzt noch die Bilder des Sonnenaufganges gelingen würde, wäre das perfekt. Das nächste mal nehme ich Stativ mit und versuche es mit längeren Belichtungszeiten.

Ausserhalb der aufgehenden Sonne bietet der Morgen das bekannt schöne weiche Aussehen. Und der Zweitakter läuft bei der klaren und sauerstoffreichen Luft besonders gut.

Das sollte ursprünglich kein Selbstportrait werden und eher durch Zufall habe ich mich selbst im Spiegel der Tankblende entdeckt.

Deutlich vor 6:00 bin ich am Arbeitsplatz – und bin doch nicht der erste: Kollege Claus mit dem Grossroller war schneller. Kann sich bei uns beiden doch nur um die senile Bettflucht handeln.

Was geschieht hier: Fukushima in Grünberg? Nein, das nicht, aber einen Gebäudeabriss in der modernsten Form bekommen wir heute geboten.

Um 16:00 gehts auf den Heimweg. Hui, wie pfeifft der Wind und treibt unsere leichte Fuhre aus der Bahn. Achtet auf die Gräser!

Runde 50 km duchs Homberger Umland und das Amöneburger Becken treiben die Reste des Büro-Muffs aus den Gehirnwinkeln.