Der kurvige Weg ist das Ziel

Das ist nicht mein Slogan (obwohl er es sein könnte), sondern der Untertitel von Calimoto, einer App für Motorradfahrer. Diese App sucht dir immer den kurvigsten Weg, da gibt es keine Wahl zwischen schnell, kurz oder kurvig. Diese App hab ich mir vor ein paar Tagen aufs Handy geholt, zuerst nur mit der kostenlosen Karte von Hessen. Das Programm hat mir aber so gut gefallen, dass ich kurz darauf die Karten von Deutschland und Österreich dazu gekauft habe. Die Preise dafür sind fair und die Calimoto Leute sollen ja auch was verdienen.

Jedenfalls werde ich heute diese App auf dem Motorrad testen. Dazu lasse ich mich von der App nach Schrecksbach navigieren. Da ich auf dem Motorrad auf dem Handy Display sowieso nichts sehe, stecke ich das Teil in die Tasche und mir die entsprechenden Kopfhörer ins Ohr. Mit einem USB-Kabel lade ich gleichzeitig das Handy auf. Ist also ein bisschen Kabelverhau, aber mehr gibt meine low end Lösung derzeit nicht her. Dann auf die Harley und los.

Obwohl ich die Navigation gestartet habe, höre ich nichts. Muss noch einmal anhalten und den Klinkenstecker der Kopfhörer richtig und ernsthaft einstecken. Und schon babbelt Kathy los.

Die App hat es anfangs nicht leicht, weil ich die Anweisungen missachte und einen völlig anderen Weg nehme. Dazu kommen Umleitungen und Tankstellenumwege. Aber irgendwann lasse ich Kathy übernehmen und ich muss sagen, sie routet nicht übel.

1988er HD Sportster XLH

Auf der wunderbaren Verbindungsstrasse zwischen Rainrod und Eifa. Ein Vorschlag von Kathy, aber hier wäre ich ohnehin gefahren.

1988er HD Sportster XLH

Corniche de Knüll – Kathy führt mich sehr schön eine zeitlang am Kamm des Knüllgebirges entlang.

Als Ziel hatte ich nicht Schrecksbach als Ort, sondern den Igelgrund nahe der Ortschaft angegeben. Und ich komme tatsächlich genau dort an.

Auch für den Rückweg lasse ich mich von Calimoto leiten. Jetzt folge ich aber den Anweisungen ganz exakt. Klappt prima, obwohl ich einen noch schöneren und kurvigeren Weg genommen hätte.

1988er HD Sportster XLH

In Heidelbach halte ich nur kurz an, um …..

Mondial 125

….. die kleine Mondial 125 im Schaufenster zu betrachten. Klar, ist ein China-Produkt, aber optisch sehr gelungen. Nur dieser winzige Motor – ich weiss nicht recht. Das als 350er, das wär’s.

1988er HD Sportster XLH

Hier an der Schutzhütte im Kirtorfer Wald reisse ich mir alle Kabel vom Leibe und beende das Experiment „Calimoto“. Ergebnis: Die App ist prima, aber meine Hardware ist zu improvisiert. Da muss ich noch was verbessern.

1988er HD Sportster XLH

Nach 120 Meilen ist die schöne Fahrt dann fast zu Ende. Ein letzter Blick vom Eselskopf in den Vogelsberg hinein und dann noch ein paar Kilometer bis Ilsdorf, wo ich bei Reinhard einen Kaffee schnorre und mir die Erlebnisse aus Belgien und England berichten lasse.

Warum Oberaula?

Berechtigte Frage: Was zieht mich nach Oberaula? Denn das habe ich mir heute angesichts des perfekten Sommerwetters als Ziel für meine Sportster und mich gesetzt.

Von einem besonderen Ereignis in Oberaula ist mir nichts bekannt, was also soll dieses Ziel? Eigentlich ist die Antwort einfach: Oberaula liegt im Schnittpunkt von Schwalm, Hessischem Bergland und Knüllgebirge. Das Pendeln zwischen diesen unterschiedlichen Landschaften ist wunderbar und äußerst abwechsungsreich. Das ist der Grund für Oberaula.

Kurz vor Alsfeld beschliesse ich, in Alsfeld-West für 5 Kilometer auf die A5 zu fahren – wirklich nur bis Alsfeld-Ost, um die Innenstadt zu umgehen. Keine gute Idee, denn nach 30 Sekunden stecke ich in einem Stop-and-go-Stau. Nach kurzem Zögern schlängele ich mich in der Mitte durch und hab die Baustelle in 5 Minuten durchfahren. Zum Stehen auf der A5 ist es nämlich schon viel zu warm.

1988er Sportster 883

Zwischen Weißenborn und Oberaula liegt an einer extrem wenig befahrenen Nebenstrecke dieser schöne und große Rastplatz. Alles deutet darauf hin, dass hier schon jahrelang niemand mehr eine Rast eingelegt hat, und so mache ich das. Irgendeinen Sinn soll der schöne Platz doch haben.

1988er Sportster 883

Dann geht es durch eine lange und superschöne Allee mit Eichen und Buchen – auch fast verkehrsfrei.

1988er Sportster 883

Und schon bin ich durch Oberaula und auf dem Weg ins Knüllgebirge.

1988er Sportster 883

Schnell einen Kaffee in der Knülljause getrunken …..

1988er Sportster 883

….. noch einen Blick auf den Eisenberg geworfen, an dem ich aber heute nicht halte: Die Gastronomie ist rappelvoll.

1988er Sportster 883

Statt dessen mache ich einen Schlenker ins Hessische Waldland um dann später in die Schwalm abzubiegen. Hier jedoch bin ich bereits nahe Himmelsberg, also schon im Marburger Land.

1988er Sportster 883

Nach 150 Meilen beende ich die heutige Vatertagsfahrt. Vorher schaue ich mir aber noch kurz einen neuen Laden in Laubach an: Hier gibts Zubehör, Bekleidung und Accessoires für ….. Motorradfahrer. Sind ein paar richtig hübsche Sachen dabei.

Ins Knüllgebirge

……. führt mich meine Fahrt heute, und ausnahmsweise nicht wegen der Landschaft, auch nicht wegen der Knülljause, sondern aus zwei Gründen: Zum einen gibt es die Information aus dem Berftal über eine kleine Oldtimershow in Neukirchen und zum anderen ist wieder ein Test fällig. Gestern habe ich nämlich am linken Gabelholm der Harley den Wellendichtring gewechselt, was allerhöchste Zeit war.

Diese Wellendichtringmisere mit dem linken Holm verfolgt mich schon eine ganze Weile, wobei ich diesmal selber schuld war: Hab den Dichtring beim letzten mal falsch herum eingesetzt. Und was ich gestern noch bemerkt und natürlich umgehend abgestellt habe: Das Öl aus dem Gabelholm ist bis auf die Bremsbeläge gewandert. Kein Wunder also, dass mir die Wirkung der vorderen Scheibe etwas schwächlich erschien. Die Beläge sind jetzt jedenfalls neu. Also gilt es, Dichtheit der Gabel und Wirkung der Bremsen zu testen.

Noch heute morgen bin ich überzeugt, keinen Meter fahren zu können: Unwetterwarnungen und eine Regenwahrscheinlichkeit von fast 90% werden prognostiziert. Aber, oh Wunder, am Mittag ist die Prognose korrigiert und es gibt keinen Regen mehr. Also auf!

Zum ersten mal hab ich mir vorgenommen, die Sportster überhaupt nicht sportlich zu fahren, sondern so, wie es sich für einen Cruiser gehört. Richtig sportlich gefahren ist so eine alte Sportster nämlich sehr anstrengend. Einfaches Fahrwerk, harte Federelemente, der ruppige Motor mit seinen Vibrationen, die mäßigen Bremsen – all das kann anstrengend werden. Und der Jüngste bin ich ja auch nicht mehr. Und deshalb wird heute recht moderat gefahren.

HD Sportster

The heaven never seems so near – traumhaftes Wetter begleitet mich durch den gesamten Altkreis Alsfeld. Und die moderate Fahrweise zahlt sich aus: Nach kurzer Zeit bin ich geradezu tiefenentspannt.

Oldtimer in Neukirchen

Nach knapp 50 Meilen bin ich bereits in Neukirchen, wobei ich nicht die kürzeste Route genommen habe. Schon auf den ersten Blick ist zu sehen, dass die Show stark landwirtschaftlich geprägt ist, aber das macht überhaupt nichts. Alte Schlepper sind ja was Feines.

Oldtimer in Neukirchen

Und natürlich auch neue Schlepper wie diese John Deere Familie.

Oldtimer in Neukirchen

Wie man sieht kann John Deere aber auch klein.

Oldtimer in Neukirchen

Dem größten John Deere Schlepper reiche ich gerade mal ans Vorderrad – beeindruckend.

Oldtimer in Neukirchen

Eine kleine Lanz-Gruppe.

Oldtimer in Neukirchen

Das einzige Motorrad ist die feine Kreidler, hier in der Mokick-Ausführung mit 2,6 PS. Gabs aber auch als Kleinkraftrad mit 4,2 PS, und die war seinerzeit der Traum meiner Jugend.

Oldtimer in Neukirchen

Hier geht es um den Hund, einen riesigen Briard, den ich anfangs sogar für einen Wolfshund gehalten habe.

Oldtimer in Neukirchen

Vorn der große Ursus, quasi das polnische Pendant zum deutschen Lanz Bulldog. Der Ursus wurde übrigens im gleichen Werk gebaut wie die 350er Junak.

Oldtimer in Neukirchen

Der deutsche Traumschlepper, ein Schlüter. Schön wie eine italienische Diva.

Oldtimer in Neukirchen

Aber auch kleine Schlepper haben ihren Reiz.

Oldtimer in Neukirchen

Hanomag-Schlepper, rechts der Ackerdiesel.

Oldtimer in Neukirchen

Manche Hanomag waren schon fast Autos.

Oldtimer in Neukirchen

Mit einem Blick auf die schönen Messingteile des Ursus verabschiede ich mich von diesem Oldtimer Event – mit bestem Dank ins Berftal für den guten Tipp.

HD Sportster

Den Rückweg nehme ich nicht durch den Altkreis Alsfeld sondern über die Schwalm. Das Wetter ist immer noch prima, aber eine steife Brise hat eingesetzt und am Himmel erscheinen ein paar dunkle Wolken. Hier, an einem einsamen Sträßchen zwischen Röllshausen und Holzburg, prüfe ich die Gabel: Sieht alls wunderbar dicht aus – bisher. Und die Bremse mit den jetzt ölfreien Belägen bremst wie einst im Mai. So soll es sein.

HD Sportster

Hier mache ich ein Päuschen von 25 Minuten und in dieser Zeit kommt hier kein Fahrzeug und kein Mensch vorbei – einfach klasse. Danach cruise ich weiter in Richtung Vogelsberg und mit dieser Fahrweise bin ich wirklich entspannt und nur unwesentlich langsamer als im Sport-Modus. Muss mich aber manchmal zu dieser Gelassenheit zwingen.

Nach ziemlich genau 100 – nein, nicht Kilometern, sondern Meilen, bin ich dann wieder daheim. Zuletzt gab es ein paar völlig unerhebliche Regentropfen, aber den richtig dunklen Wolken konnte ich davon fahren. Und auch zu Hause ist die Gabel noch dicht. Ich denke, ich kann zufrieden sein.

Sieht ja ganz gut aus

……. das Wetter heute. So gut, dass ich mich um 13:00 umkleide und in die Garage begebe. Eigentlich will ich ja mit der grauen Enfield eine 150 km Testfahrt machen, aber wie ich so vor meinen Schätzchen stehe wird mir klar, dass die Sportster in diesem „Frühling“ noch keine Meile bewegt wurde. Also kurzerhand umdisponiert und die Harley gestartet, die auch sofort und problemlos anspringt.

Der Plan ist, zunächst an den Antrifttal Stausee zu fahren, dort einen großen Cappuccino zu schlürfen und anschliessend die restlichen 100 km im Altkreis Alsfeld zu absolvieren.

Aber bereits nach 20 Kilometern in Richtung Antrifttal spüre ich sie – die Kälte. So schön das Wetter auch aussieht – es ist erbärmlich kalt und Schuld daran ist der starke, eisige und schneidende Ostwind. Also wird erneut umdisponiert und ich drehe ab in Richtung Westen in der Hoffnung, dass es dort nicht mehr ganz so kalt ist. Ein Irrtum, wie sich bald zeigt.

HD Sportster

So kann man sich täuschen: Frisches Grün an den Bäumen, beginnende Blüte, blauer Himmel – aber elendig kalt. Bereits hier in Lehrbach habe ich eiskalte Pfoten – und das nach gerade mal 30 Kilometern.

HD Sportster

Etwas weiter westlich am Gleenbach nahe Niederklein ist es noch genau so kalt.

Gleenbach

Die alte und fast verfallene Brücke über den Gleenbach werde ich wohl mit der Sportster nicht befahren können. Dafür wäre eine Enfield mit leichtem Trial-Umbau das Richtige. Hab ich aber nicht, noch nicht.

HD Sportster

Auch noch weiter westlich im Amöneburger Becken wird es kein Grad wärmer. Gesicht und Hände sind mittlerweile am Gefrierpunkt angelangt, darüber kann auch der blühende Mais nicht hinweg täuschen. Hätte besser den Integralhelm und die Winterhandschuhe gewählt. Aber trotz allem mache ich heute noch die 60 Meilen voll.

Nach den Fahrten der letzten Wochen mit den beiden Enfields muss ich mich doch tatsächlich wieder an die Sporty gewöhnen, besonders an die 60 zusätzlichen Kilo. Aber ruckzuck ist – trotz der Kälte – der Spaß am V2-Langhuber wieder da. Und so soll das sein.

Vor der nächsten Fahrt mit der Sporty werde ich aber den kleinen Wartungsstau auflösen und den linken Gabelsimmerring erneuern.

Hinterherfahren

….. ist eigentlich nicht so unbedingt meine Sache, aber heute fahre ich dreimal hinter ungewöhnlichen Fahrzeugen her, und das ist durchaus amüsant.

Nachdem ich den gestrigen traumhaften Herbsttag in der Werkstatt verbracht habe, heisst es heute: Ab auf die Strasse. Gegen 13:00 ist es dermaßen unverschämt schön, dass ich die Sportster heraushole und mich in Richtung Wetterau in Bewegung setze. Klar bin ich ordentlich warm angezogen und das muss auch sein. Kälte beim Fahren kann ich nämlich überhaupt nicht gebrauchen.

HD Sportster

Die Sonne knallt so gnadenlos vom Himmel, dass es geradezu blendet. Beim Fahren ist das nicht ganz ungefährlich, also Obacht. Hier bin ich nahe Nidda und in wenigen Kilometern werde ich vor Ortenberg im Stau stehen: Hab vergessen, dass dort heute Kalter Markt ist. Und natürlich fahre ich locker am Stau vorbei und nehme eine Umleitung in Richtung Büdingen.

HD Sportster

In Büdingen fahre ich mitten durch die Altstadt und nehme einen schnelle Espresso zu mir. Während ich mit Blick auf die alte Stadtmauer mein Heißgetränk schlürfe …..

HD Sportster

….. fahren diese beiden Dreiräder vorbei. Die Dinger gefallen mir recht gut, besser jedenfalls als die typischen Trikes. Etwas später werde ich die beiden Maschinen bei Kefenrod eingeholt haben und bleibe etliche Kilometer hinter den beiden. Unschwer ist zu erkennen, dass die beiden Fahrer richtig Spaß haben und lahm sind die Dinger auch nicht gerade. In Kurven scheint damit sogar etwas Schräglage möglich zu sein, so wie bei einem Schwenker. Das war also meine erste Hinterherfahr-Aktion heute.

HD Sportster

Sogar dem Indian Summer begegne ich heute noch einmal, vermutlich aber zum letzten mal in diesem Jahr.

HD Sportster

Adieu für 2016, mein schöner, wenngleich kurzer Indian Summer. Nur wenig später stoße ich hier im Seemental auf eine Gruppe von vier Trikes, denen ich mich für ein paar Kilometer anschließe.

Falltorhaus

Über Grebenhain und Schotten fahre ich dann das Falltorhaus an. Bei diesem tollen Wetter und dann fast am letzten Tag des Oktobers muss hier der Teufel los sein. Und hier treffe ich auch auf die vier Trikes, denen ich im Seemental ein paar Meilen gefolgt bin. Das vordere Trike ist ein gewaltig ausladender Koreaner. Mit Trikes kann ich aber wenig anfangen, ganz im Gegensatz zu den Dreirädern vorher.

Falltorhaus

Tatsächlich haben sich wohl viele Saisonfahrer noch einmal auf den Weg gemacht..

Falltorhaus

Und diesen beiden alten 50 ccm Kreidlern bin ich ein Stückk auf der alten Rennstrecke hinterher gefahren. War wie früher: Der Geruch von Zweitaktöl und hochdrehende Motörchen. Und jetzt ist mir auch klar, warum die graue Kreidler kaum die 70 km/h erreicht hat: Es ist die 4,2 PS Viergang-Version.

Falltorhaus

Etliche der neuen 1200er Thruxtons sind heute hier. Kein Wunder, dass sich ein so schönes Motorrad schnell durchsetzt.

Falltorhaus

Und dann kommt sogar noch eine blaue Royal Enfield, hier am Falltorhaus wirklich nicht oft zu sehen. Und die Maschine hat schon 35.000 km auf dem Tacho. Den Fahrer treffe ich leider nicht.

Nach fast 100 Meilen bin ich dann wieder zu Hause. Zu keiner Zeit habe ich heute gefroren, und das hätte ich an diesem Morgen nicht für möglich gehalten. Es gibt sie also noch, die schönen Herbsttage.