Eine touristische Betrachtung des Hohen Vogelsberges

Nach der verregneten gestrigen Ausfahrt verspricht der Wetterbericht einen mit hoher Wahrscheinlichkeit niederschlagsfreien Tag. Dazu soll es noch nicht so heiss und schwül werden wie in der kommenden Woche. Gute Voraussetzungen also für eine kleine Planetareise. Ich beschliesse, einfach in den Naturpark Hoher Vogelsberg, also auf den Hoherodskopf, zu fahren. Und zum ersten mal gibt das für mich eine touristische Betrachtung des Hohen Vogelsberges.

Nun lebe ich schon seit fast 35 Jahren in der Umgebung des Vogelsberges, aber den Hoherodskopf mit seinen touristischen Möglichkeiten habe ich bisher erfolgreich ignoriert. Natürlich war ich in all den Jahren unendlich oft dort oben, aber alles, was mit klassischem Tourismus zu tun hat, habe ich bis dato gemieden. Und das soll sich heute ändern: Ich werde mir alles anschauen, was der Naturpark zu bieten hat und ich werde mich nicht scheuen, mich ins Touristengetümmel zu stürzen.

Zunächst jedoch fahre ich einen kleinen Umweg zu diesem Häuschen - nicht ausgeschlossen, dass ich in absehbarer Zeit dort hinziehen werde. Dort gibt es eine kleine Scheune und den dreiräumigen Stall im Hintergrund. Sicher würde ich all meine Motorräder unterbringen können - ein verlockender Gedanke.

Dann weiter und immer bergauf in Richtung des Naturparks Hoher Vogelsberg. Habe mir die kürzeste Strecke herausgesucht, die auch gleichzeitig die landschaftlich schönste ist. Mittlerweile bin ich auf 600 Höhenmetern und der Vogelsberg zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. Noch ist es kühl, ohne jedoch kalt zu sein, die Strassen sind trocken und ich bin ziemlich alleine hier unterwegs.

Ein kleiner Riegel, ein Schlückchen Saft und schon geht der Aufstieg weiter. Irgendwo hier muss der Naturpark beginnen.

Ab dem Kölzenhainer Kreuz wirds dann steiler, durch den dichten Wald sind die Strassen noch richtig nass und es wird von Meter zu Meter nebeliger - insgesamt eine wunderbare Szenerie.

Jetzt bin ich am Zentrum des Naturparks angekommen und habe 770 Höhenmeter erreicht. Es ist schon einiges los, aber richtig voll sind die Parkplätze noch nicht - zum Glück.

Hier oben ist der Nebel noch richtig dicht und Du siehst kaum die verschiedenen Gebäude. Auf dem Motorradparkplatz bin ich fast alleine, lediglich eine dicke BMW 1100 GS ist noch hier. Aber bekanntlich triffst Du diese Schnabeltiere ja überall an.

Zum allerersten mal schaue ich mir den Berggasthof an und studiere die Informationen zum Hoherodskopf. Klickt auf das Bild und werdet ebenfalls klüger. Noch interessanter finde ich jedoch den Hinweis auf die Matjeswochen .....

Weiter laufe ich in Richtung Doros Büdchen, dort parken meist die Motorräder - so auch heute. Dabei eine Yamaha Bulldog, eine der wenigen modernen Maschinen, die eine gewisse Faszination auf mich ausüben. Der Fahrer will gerade abfahren und ich filme das kleine Ereignis - und bin enttäuscht: Klar, das Ding ist ein Eisenhaufen, aber der Fahrer quält sich eindeutig mit dem Handling. Und dann der Sound: Eine einzige akustische Enttäuschung. Statt Bollern ein Zirpen und Zwitschern - also nee.

Das ist Doros Büdchen, eine unter Motorradfahrern nicht unbekannte Institution. Wieder ein Novum für mich: Dies ist meine erste Mahlzeit hier oben .....

.... und ich geniesse sie auf den Sonnenterassen vor Doros Büdchen. Sind zwar heute eher Nebelterassen, aber es sitzt sich wunderbar hier und Kaffee und Bratwurst schmecken prima. Danach verlasse ich den Naturpark wieder, den Kletterparcour habe ich mir geschenkt. War eigentlich gar nicht so schlimm und hat überhaupt nicht weh getan.

Nun folgt der Abstieg vom Hoherodskopf in Richtung Ulrichstein. Unterwegs wird mir klar, warum ich den Vogelsberg so liebe und wieso er mir zur Heimat geworden ist. Wahrscheinlich war es doch richtig, dass ich 1978 den Ruhrpott verlassen habe.

Hinter Ulrichstein folge ich zum ersten mal den Hinweisschildern ins Gilgatal zu den Langwasserhöfen. Das ist ein herrliches Tal mit leicht voralpinem Charakter und einer Hand voll schöner Gehöfte.

Aus Richtung Ulrichstein stürmen einige dunkle Wolken heran, aber es bleibt den ganzen Tag trocken. Hier ist auch kein Nebel mehr und die Temperaturen fangen an zu steigen.

Zum Hoherodskopf und zurück habe ich lediglich 70 km gefahren - zu wenig für einen Sonntag. Daher gehts weiter Richtung Homberg und Amöneburg. Mittlerweile ist der Himmel durchweg blau und wo keine Wolken mehr sind, wirds ruckzuck schwül - unerfreulich schwül.

Die Planeta und ich besteigen nun den Pickel und sind bald am höchsten Punkt von Amöneburg. Eingedenk der maroden Kupplung und des ausgenüdelten Getriebes durchfahre ich den Ort aber nur kurz und dann gehts gleich wieder runter. Hier im Amöneburger Becken mit nur sehr wenigen dichten Waldstücken knallt die Sonne jetzt gewaltig und es ist unerträglich schwül und drückend - das ist Gift für den alten Kreislauf.

Aus diesem Grunde schwenken wir nun weiträumig zurück in den Mücker Raum und halten nur noch einmal im Windpark von Atzenhain. Aber jeder Halt bedeutet Schweissausbrüche, Schwindel und Kreislaufschwächen - bin jetzt aber auch eindeutig zu dick angezogen.

OK, erlösen wir also den alternden Planetafahrer und schaukeln die paar Kilometer bis Mücke heim. War eine erbauliche, ruhige und entspannende kleine Tour heute. Pünktlich zum Kaffee und mit 140 km mehr auf dem Tacho erreiche ich dann den heimischen Hafen - let's call it a day.

 

 

Reinhards Fotos vom Alten Russentreffen

Generell bin ich ja der Meinung, dass andere wesentlich bessere Bilder zustande bekommen als ich – und bei Reinhard gilt dies ganz besonders. Obwohl er in Windhausen auf die Profikamera verzichtet hat und damit quasi Waffengleichheit herrschte, erkennt man die andere Sichtweise deutlich.

Stipvisite: Eddy vom Grünberger AMC schaut vorbei.

Träume: Der kleine Martin stellt sich vor, wie er auf der Tula lange Reisen macht.

Familienspass: Bastian und Martin.

Urgesteine: Andreas, der kahlgryndige und Joe, der Scheppertreiber.

Cool: Was könnte Joe wohl aus der Ruhe bringen?

Exotisch: Mamuf mit Fusskupplung und Handschalthebel.

Spielmobil: Kindertransport mit der Tula Muravej.

Zufriedenheit: Ein Gläschen Wodka zur rechten Zeit ist äusserst entspannend.

Schraubaeren: Jürgen und Egon.

Aus der Deckung: Gewusel vor dem Partyzelt.

 

Das Alte Russentreffen 2011 in Windhausen: Teil 2

Am nächsten Morgen wollen Waldemar und Alex mit ihren IZH-Maschinen nach Mücke kommen und dann werden wir gemeinsam mit den drei roten Sowjetkrädern nach Windhausen fahren. Den gesamten Samstag verbringen wir also auf dem Treffen, ebenso die kommende Nacht und am Sonntag Morgen gehts wieder auf den Heimweg. Ich verspreche mir ein sehr schönes Wochenende.

Bereits gegen 8:00 tauchen Alex und Waldemar auf und damit ist es Realität geworden: Ich bin Zeitzeuge bei einem der grössten IZH-Zusammenkünfte der westlichen Hemisphäre.

Gegen die beiden überirdisch schönen IZH aus Niedersachsen wirkt meine Planeta wie ein Aschenputtel. Aber damit bin ich auch schon 11.000 km gefahren, und die haben ihre Spuren hinterlassen.

Die Fahrt mit den drei IZH nach Windhausen ist insofern etwas problemtisch, als Waldemars Jupiter-Gespann sich sehr schwer tut. Besonders an Steigungen fällt die Maschine extrem ab und erreicht in etwa die Leistungsausbeute von Egons Tula. Die Ursache liegt zu einem grossen Teil sicher in der ungeeigneten Übersetzung des Gespanns. Aber wir kommen an!

Jetzt ist Zeit, sich einmal die Umbauten und Modifikationen an Alex Planeta anzuschauen. Auf den ersten Blick wirkt alles original, aber vorn werkelt eine Suzuki-Gabel, das Motorrad rollt komplett auf Suzuki-Rädern, die Hinterradbremse ist ebenfalls von Suzuki und die Schwinge läuft in richtigen Kugellagern.

Waldemar - cool wie immer.

Wir Neuankömmlinge schlagen uns in die Nähe von Egons Partyzelt und sind dadurch direkte Nachbarn der beiden Maschine aus Unna und Hamm.

Waldemar als Lieferant von Egons Tula freut sich, dass die kleine Ameise so gut läuft. Auf diesem Treffen zeigt sich zum ersten mal der hohe Nutzwert der Tula.

Ein alter Bekannter aus einem früheren Motorradleben besucht das Treffen: Dieter mit seinem Mops hatte früher bildschöne Adler-Motorräder und später alte Schlepper - und hat sich von allem getrennt.

Die kleine Ausfahrt lasse ich dann doch aus und begebe mich zunächst nach Kestrich zum tegut-Markt. Dort treffe ich erneut auf Waldemar und wir kaufen überlebenswichtige Dinge ein: Einen Grill, Steaks, Bananen, Wodka, Riegel, Melonen .......

Anschliessend fahre ich noch etliche Kilometer in die lange Baustelle in Richtung Ermenrod. Komme überall gut durch und fühle mich wie im udmurtischen Strassenbau.

Waldemar entdeckt, dass der elektrische Zusatzventilator seiner Wasserkühlung nicht läuft - das wird ruckzuck repariert.

Facility Manager Andreas mit seinem Eurasier - aus dem winzigen Welpen ist ein ausgewachsener Bursche geworden.

Ural-Gespann im John-Deere-Look mit einigen technischen Besonderheiten .......

..... wie dem halbhoch gelegten VA-Auspuff und speziell dem Kickstarter mit Fahrradpedale.

Die Sause-Ente auf dem Russentreffen schlägt mit ihrem Zweizylinder-Boxer die Brücke zu den Maschinen aus Kiev und Irbit.

BMW-Gespann mit dem kleinen Duna-Seitenwagen aus Aluminium.

Die neue VA-Grilltrommel aus dem tegut-Markt wird eingeweiht.

Paul, ebenfalls Ausrichter eines Russentreffens, kommt zu einem Tagesbesuch auf seiner BMW.

Der Zeltnachbar erzählt die spannende Geschichte, wie er seinen chinesichen Seitenventiler direkt aus dem Reich der Mitte nach Deutschland importierte - und was ihm bisher so alles mit der Maschine passiert ist.

Leckere Steaks direkt von der VA-Grill-Trommel.

Elke erzählt mir ein bisschen von ihrem bildschönen Eurasier. Seit Jahren ist dies die Traumrasse von meiner Gattin und mir.

Egon und Reinhard sind von der kleinen Ausfahrt zurück und jetzt haben die beiden ein Schlafeckchen für mich im Partyzelt eingerichtet.

Russische Twinfahrer unter sich. Andreas allerdings redet an diesem Wochenende verdächtig oft davon, aus der Jupiter- in die Planetafraktion zu wechseln. Nach dem akustischen Erlebnis mit Waldemars wassergekühlem Motor scheint das aber wieder in die andere Richtung zu kippen. Ich sehe Andreas schon als Fahrer von Ein- und Zweizylindern aus Ishevsk.

Eine grössere Hundemeute hat sich zusammengefunden und tobt heftig, aber friedlich über den Platz. Wenn ich jetzt meinen rumänischen Leihhund Yellow hier hätte, wäre das friedliche Bild wahrscheinlich sehr schnell vorbei. Vielleicht täusche ich mich aber und Yellow würde sich brav in das Rudel integrieren.

Entsprechend der alten Maurerweisheit "Kein Bier vor vier" muss es jetzt nach 4:00 sein - sonst hätte Alex nicht diese Flasche in der Hand.

Bei einer von Egons Bierholaktionen mit der Tula vergisst der Bursche, einen Gang einzulegen. Die Fuhre beginnt rückwärts zu rollen und nur dem beherzten Einsatz von Selina und Annika ist es zu verdanken, dass die Tula nicht im Graben landet. Als Lohn dafür muss Egon später eine grössere Vergnügungsrunde starten.

Eine von Egons unzähligen Vergnügungsrunden mit der beladenen Tula:

Später am Abend kommt dann der angekündigte Regen - aber viel weniger als befürchtet. Und die ebenfalls angedrohten Gewitter sieht man zwar am Horizont, aber sie erreichen das Feldatal nicht.

Der Regen perlt erstaunlicherweise vom Kotflügel der Tula ab - und sofort wird Egon verdächtigt, die Tula gewaschen und poliert zu haben. Stimmt aber nicht, denn diesen Poliertest habe ich ausgeführt - natürlich heimlich.

Zum Abendesssen bringt Alex endlich die russische Atmosphäre in dieses Treffen ein: Leckere russische Fischpastete und Wodka - erst jetzt wissen wir, was hier bisher gefehlt hat.

Brot, Brezel, Fischpastete, Wodka, Bier, Melonen und dazu endlose Gespräche - genau so muss ein Treffen sein.

Nach dem opulenten Abendessen muss ich mich ein wenig bewegen und schlendere noch mal über den Platz. Erneut fällt mir diese Dnepr mit Lloyd-Motor angenehm auf - sehr saubere Arbeit.

Überall haben sich Gruppen zusammengefunden, in denen die Ruhe des Platzes und das wieder herrliche Wetter genossen wird.

Die Abenddämmerung legt ein weiches Licht über den Platz.

Eine der wenigen 750er Ural auf diesem Treffen. Hatte das Gefühl, dass insgesamt mehr BMW-Motoren als originale russische Antriebe verbaut waren.

Zu der angenehmen und friedlichen Stimmung tragen auch die Hunde bei, die zeigen, dass das Leben zu einem Grossteil aus Spiel zu bestehen hat.

Ein Paparazzi läuft mir vor die Linse.

Gut möglich, dass hier über abenteuerliche Motorradreisen gesprochen wird .....

Jens, der Planeta Sport-Fahrer, und Waldemar begeistern sich gleichermassen an Egons Pocketbike.

Nach intensiven Verhandlungen kauft Waldemar Egon das Pocketbike ab. OK, bei drei Töchtern macht das Sinn.

Der kleine Martin nimmt den Verkauf mit Fassung: Eigentlich war der Bursche von Anfang an mehr an der Tula als an dem Pocker-Renner interessiert.

Vater, Sohn und Tula sind nicht zufällig im schicken Tula-Rot zu sehen: RAL 3000 ist gerade der Renner der diesjährigen Saison - natürlich nur unter Russentreibern.

Späte Gäste vom AMC Grünberg: Andreas und Karl-Otto, der heute auch mit dem richtigen Fahrzeug hier einläuft.

Die ultimative IZH-Bibel weiss auf jede Frage eine Antwort - man muss nur die russische Sprache verstehen.

Um die zentrale Feuerstelle bieten freundliche Kinder gegrillte Marshmallows an. Eine für mich ungewohnte Speise .....

... die, obwohl sie an gegrillte Spitzmäuse erinnert, dennoch mutig probiert wird.

Zu später Stunde lädt Russenjesus ein, über das nächstjährige Treffen zu diskutieren. Es wird verkündet, dass 2012 Jens das Treffen in Norddeutschland ausrichten wird. Die mit Spannung erwartete Ansprache des diesjährigen Ausrichters Andreas fällt ohne Angabe von Gründen aus. Aber ein prima Treffen hat er hier in Windhausen auf die Beine gestellt.

Auf dem Rückweg ins heimische Partyzelt gerate ich in eine unwirkliche, beinahe surrealistische Situation: Seltsame Wesen schweben durch die Baumwipfel .....

.... und Lianen der unheimlich anmutenden Bäume. Nie siehst Du die Gestalten vollständig, mehr als huschende Schatten sind kaum zu erkennen.

Die Lemuren, Trolle oder Elfen erscheinen aus dem Dunkel der Baumwipfel, um Sekundenbruchteile später im Nichts zu verschwinden.

Ich verlasse besser den unheimlichen Ort und höre noch lange Zeit das Kichern der sonderbaren Gestalten.

Zeitweise scheint es, als verwüchsen die Lemuren mit den Blättern.

Seltsam unbeeindruckt von dem unheimlichen Treiben liegt ein BMW-Fahrer unter dem Baum.

Es folgen lange Gespräche in Egons Partyzelt, die möglicherweise erst gegen 3:00 enden - bei der Uhrzeit bin ich mir aber nicht wirklich sicher. Auf unseren Armeeliegen unter den Schlafsäcken erleben wir eine herrlich ruhige Nacht, die aber bereits gegen 7:00 zu Ende ist.

Alex erscheint zum Frühstück und wirkt beinahe wie immer - nur spürbar schweigsamer ist er in den ersten beiden Stunden nach dem Aufstehen. Aber richtig geschwätzig ist zunächst niemand unserer Truppe.

Erst nach dem ausgiebigen Frühstück mit viel schwarzem Kaffee kommt wieder so etwas wie Leben in die Protagonisten. Stellenweise erinnert die Szenerie ein wenig an die legendäre "LEIV ÄKKE" des MZ-Forums, aber da gibt es keinen Zusammenhang. Unsere Institution nennt sich nämlich В ЭТОИ СТОРОНЕ ИДЕТ ЖИЗНБ.

Wesentlich lebhafter wirkt dagegen der BMW-Treiber, der die Nacht komplett unter freiem Himmel verbracht hat.

Familie Gräf beim Frühstück. Es ist davon auszugehen, dass die drei diesen Platz heute als letzte verlassen werden: Das harte Los der Organisatoren.

Aufbruchstimmung überall, die Zelte fallen im Sekundentakt.

Die stummen Wächter des Platzes sind die Windräder. Es sind meines Wissens nach die ersten, die im Vogelsberg errichtet wurden. Also quasi Veteranen.

Wie bereits gestern ignoriert mich der Eurasier komplett - immerhin bellt er mich nicht gleich an, was gestern noch der Fall war. Fest steht: Dieser Hund mag mich nicht!

Sven, der erklärte Ausrichter des nächstjährigen Alten Russentreffen, kommt vorbei und sagt Bye Bye. So Gott will, sehen wir uns im nächsten Jahr bei "seinem" Treffen wieder. Mal ab in den Norden, das hat durchaus seinen Reiz.

Letzte Stärkung mit Bananen und Nikotin. Ach ja: Von Reinhard bekomme ich noch ein paar Fotos, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Reinhards Fotos gibts hier.

Jürgen, der Schraubaer, hat seine Ural mit fest installierten Unterdruckuhren ausgerüstet. Damit ist eine Vergasersynchronisation ein Kinderspiel. Aber noch spektakulärer ist das Gespräch zwischen Jürgen und Waldemar, dass ich ungewollt mithöre: Der Schraubaer hat eine Planeta bei Waldemar bestellt!!! Das Comeback eines IZH-Treibers.

Der ordentlich verchromte China-Seitenventiler schimmert in der grellen Sonne wie ein Kleinod vom Hofe eines Kaisers der Ming-Dynastie.

Vorbei! Jetzt verlassen wir drei IZH-Fahrer das Treffen und fahren zunächst kurz nach Mücke. Hätte ja mein Gepäck auch einfach bei Egon lassen können, der sowieso alles mit dem Grosstransporter abholt. Aber ich will mit meiner bepackten Planeta den Eindruck eines weitgereisten Fahrers erwecken. Passanten am Strassenrand sollen sich fragen, wo diese unglaubliche Reisemaschine wohl gerade herkommt: Aus der Steppe Kirgisiens, aus den Tiefen der Mongolei, den rumänsichen Karpaten, dem waldreichen Udmurtien oder aus dem wilden Feldatal?

Waldemars Jupiter-Gespann läuft jetzt schon spürbar besser: Seht selbst im folgenden Filmchen. Wenn jetzt noch die Übersetzung Gespann-gerecht wäre, könnte man mit der IZH richtig gut fahren. Aber jetzt treten Waldemar und Alex die Heimreise nach Niedersachsen an. Gute Fahrt, ihr beiden. War schön, euch in Windhausen getroffen zu haben.

Und das war's vom Alten Russentreffen 2011.

 

Das Alte Russentreffen 2011 in Windhausen: Teil 1

Bis vor wenigen Monaten hatte ich von einem „alten Russentreffen“ noch nie etwas gehört – kein Wunder, denn es handelt sich dabei um eine nicht-öffentliche Veranstaltung, zu der ausschliesslich persönlich geladen wird. Und hätte nicht Jürgen die diesjährige Planung abgeben müssen und hätte nicht stattdessen Andreas das übernommen und hätte ich nicht den Hinweis auf Windhausen als Veranstaltungsort gegeben – also wenn all das nicht gewesen wäre, dann wüsste ich noch heute nichts von der Existenz dieses legendären Treffens. Aber weil es so gekommen ist, wie es kam bin ich zum ersten mal Besucher beim Alten Russentreffen.

Das Alte Russentreffen, organisiert von Andreas, dem Kahlgryndigen, findet also dieses Jahr erstmalig in Windhausen statt. Durch den Feiertag (Christi Himmelfahrt) beginnt das Treffen bereits am Donnerstag und ursprünglich wollten Egon, Reinhard und ich auch ab Donnerstag am Treffen teilnehmen. Aber wie so oft in letzter Zeit kam mir so allerhand dazwischen und daher ist mein erster Besuch auf dem Treffen der heutige Freitag. Übernachten werde ich jedoch nur von Samstag auf Sonntag, denn am Samstag soll eine kleine Sensation stattfinden – aber darüber wird später noch zu reden sein.

Am Freitag Vormittag bin ich noch zu Hause und vernehme plötzlich seltsam bollernde Geräusche. Ich ahne, dass die etwas mit dem Alten Russentreffen zu tun haben und gehe rüber zu Egon. Und wahrhaftig ist Egon mit drei weiteren Gespannen vom Russentreffen angereist, um das etwas marode grüne Familiengespann aus Jena in seiner perfekten Werkstatt wieder auf Vordermann zu bringen.

Mit dabei und zum grossen Teil Verursacher des Viertakt-Gebollers ist Jo, der Scheppertreiber. Diesmal aber nicht mit der Dnepr, genannt Toter Oktober, sondern mit dem gleichfalls roten Guzzi-Gespann.

Schraubaer Jürgen hat sich des grünen Gespanns angenommen und dank seiner Schraubkunst sowie der perfekten Werkstatt von Egon läuft das Gespann bald wieder 1a. Dazu wurde lediglich eine elektronische Typ II-Zündung eingebaut und die K68 Vergaser bekamen eine Generalreinigung und eine optimale Einstellung.

Gegen Mittag gehts dann wieder zurück nach Windhausen aufs Treffen - und diesmal bin ich dabei. Zusammen mit den drei Gespannen fahre ich mit der Planeta ins schöne Feldatal. Den Platz des Treffens kenne ich natürlich und Egons rote Tula Muravej zeigt mir den Weg zum Zelt der Nachbarn.

Andreas, der Kahlgryndige, als Organisator und Platzwart. Die eherne Lebensregel, nach der jeder Motorradfahrer ein Gespann aufbauen, ein Treffen organisieren und mindestens einen Treffenbericht schreiben muss, hat er jetzt erfüllt.

 

Nachbar Egon hat sich den besten und geschütztesten Platz ausgesucht und dort das berühmte Partyzelt aufgebaut. Die besondere Bedeutung der Tula dabei werden wir noch kennenlernen.

Auch an die Kinder der Treffenbesucher ist gedacht: Egons Pocketbike wird sicher noch etliche Kinderherzen höher schlagen lassen. Aber was rede ich da: Kinderherzen?

Reinhard hat die Ruhe des Treffen offensichtlich bereits verinnerlicht und geniesst das tolle Wetter und die gute Stimmung.

Reinhard ist zwar kein Russentreiber, aber er hat hubraummässig aufgestockt: Statt einer 250er Honda-Enduro fährt er seit vorgestern mit einer 350er.

Während ich über den Platz streife sehe ich immer wieder Egon mit der Tula über die Wiese knattern. Was soll das, ist es das reine Vergnügen an der russischen Technik oder steckt etwas anderes dahinter?

Für die Verfechter der reinen Lehre undenkbar, aber mittlerweile sehr häufig anzutreffen sind Ural oder Dnepr mit fremden Herzen. Meist handelt es sich um BMW-Triebwerke.

Da freut man sich schon fast über einen Russenboxer mit originalem russischen Motor.

Das ist jedoch eine ungewöhnliche Konstellation: Dnepr mit dem Boxermotor des Lloyd Arabella.

Eine Gruppe von Russentreibern aus Wolfenbüttel und Braunschweig. Aus der Gegend kommt auch Waldemar, der morgen zusammen mit Alex mit zwei IZH-Motorrädern hier erscheinen wird. Damit könnte das grösste IZH-Treffen auf westeuropäischem Boden morgen Wirklichkeit werden. Später stellt sich heraus, dass die drei Boxerfahrer gute Bekannte von Alex sind und zu hause auch noch ein paar IZH im Stall haben.

Andreas denkt immer wieder darüber nach, ob seine IZH Jupiter überhaupt das richtige für ihn ist. Habe das Gefühl, dass er eigentlich eher zu den einzylindrigen Planetas tendiert.

Plötzlich taucht ein Traktorfahrer auf und verlangt, dass alle Zelte noch einmal abgebaut werden - er müsse schliesslich die Wiese mähen. Andreas kann nicht glauben, was er hier hört.

Aber dann erkenne ich: Der Traktorfahrer und Wiesenmäher ist ja Jörg, Motorradfahrer und Nebenerwerbslandwirt aus Ruppertenrod. Andreas ist die Erleichterung deutlich anzusehen.

Für die russischen Seitenventiler habe ich schon lange eine Schwäche, und die wird auf diesem Treffen nochmals deutlich verstärkt.

Dazu trägt auch diese Mamuf bei, die sich Andreas mal kurz "ausgeliehen" hat. Als Fälschung der Fälschung und als Produkt einer mongolischen Jurtenfertigung ist sie aber etwas ganz besonderes. Und der polnische Junak-Seitenwagen steht ihr vorzüglich.

Schraubaer Jürgen hat sich in die Ruhe und Abgeschiedenheit des logistischen Zentrums des Treffens zurückgezogen....

.... in dem allerdings auch diverse Getränke gelagert sind.

Und dann erkenne ich, warum Egon quasi im Minutentakt mit der Tula über den Platz kurvt: Jedes Getränk wird einzeln herbei geschafft und dabei hat die Tula jedesmal ihren umjubelten Auftritt.

Ich lerne Arne aus Mannheim kennen, der mit einem schicken Solo-SV gekommen ist - klar, mit was auch sonst. Ein besonderes Schauspiel war übrigens die Abfahrt von Arne, die ein beredtes Zeugnis von der inneren Ruhe des SV-Treibers im allgemeinen abgibt.

Hier der Beweis für diese innere Ruhe des SV-Treibers:

Überall wo geschraubt wird, taucht früher oder später Jürgen, der Schraubaer auf. Der Name ist tatsächlich Programm.

Auffällig rotes Dnepr-Gespann - und es handelt sich nicht um Toter Oktober.

Ein weiterer gelungener Umbau: Dnepr mit dem dreizylindrigen Dieselmotor von Daihatsu.

Karl-Otto vom Grünberger AMC taucht auf - das ist nicht erstaunlich, denn KO ist Russentreiber. Aber heute ist er nebst Gattin auf zwei einzylindrigen Japanern hier. Und das ist schon erstaunlich.

Der Platz füllt sich immer weiter und laut Andreas kann man bereits von einem ordentlich besuchten Treffen reden.

Der kleine Martin hat einen Narren an der Tula gefressen und kann sich stundenlang mit der roten Ameise beschäftigen.

Für den morgigen Samstag ist eine Ausfahrt geplant. Zunächst war eine Fahrt ins Knüllgebirge angedacht, aber das schien dann für 20 oder mehr Gespanne doch zu weit und zeitintensiv. Und deshalb wirds morgen zum Oldtimer-Cafe gehen. Hoffentlich warnt irgend jemand Matze, den Wirt.

Am frühen Abend verlasse ich mit der Planeta das Alte Russentreffen und drehe noch eine nette Vogelsbergrunde.

Als es zu dämmern beginnt, bin ich wieder zuhause - mit dem festen Vorsatz, die nächste Nacht auf dem Treffen zu verbringen. Und so mach ich das, weshalb es eine Fortsetzung gibt.

Hier gehts zu Teil II des Alten Russentreffens 2011.

 

Mit zwei russischen Fahrzeugen zu zwei Grossereignissen

Nach zwei Monaten Planeta-Pause wird es mal wieder Zeit, meine schöne Russin zu bewegen. Umso mehr, also Nachbar Egon mit seiner Tula Muravej zu einer geruhsamen Sonntagsfahrt geladen hat. Ursprünglich wollen wir mit vier Fahrzeugen starten, aber um 10:30 sind nur die Tula und meine Planeta am Start. Macht nix, wir gehen dann eben auf grosse Fahrt mit zwei russischen Fahrzeugen zu zwei Grossereignissen.

Ursprünglich soll die heutige Fahrt über den südlichen Vogelsberg zum Oldtimer Cafe auf die Herrchenhainer Höhe gehen. Das Ziel Oldtimer Cafe bleibt auch bestehen, aber wir werden jetzt über Deckenbach zu einer dörflichen Oldtimer-Veranstaltung fahren. Damit haben wir zwei wunderbare Grossereignisse vor uns und Egon bekommt jede Menge ordentliche Steigungen, um die Gebirgsfähigkeit der Tula zu testen.

Unter grosser öffentlicher Beteiligung starten wir um 11:30 unseren beiden Russenfahrzeuge. Es folgen lange Abschiedszeremonien, denn wer weiss, ob wir unsere Lieben jemals wiedersehen. Aber wir glauben an die überlegene russische Technik und sind guten Mutes, unsere Ziele zu erreichen.

Angekommen in Deckenbach wollen uns die Streckenposten direkt auf die Wiese schicken, wo wir unsere russischen Exoten ausstellen können. Aber das wollen wir heute nicht - heute ist nicht die Zeit des Posens, sondern die Zeit des Fahrens. Jetzt schauen wir uns erstmal bei den Oldtimerfreunden Deckenbach um.

Auch ein paar Markstände sind aufgebaut und bei einem entdecken wir Blechschilder mit historischen Motorradmotiven. Die Preise sind äusserst günstig und so kaufe ich drei Schilder und Egon schnappt sich zwei Schilder ......

..... und zwar mit Motiven des alten deutschen Goggo-Rollers. Warum, dürfte jedem Kenner klar sein: Diesen Goggo-Roller hat die russische Firma Tula (TMZ) damals kopiert, nachgebaut und weiterentwickelt. Auch die Muravej basiert auf dieser Goggo-Technik.

Diese edle Dorfkatze streicht über die sehr schön aufgezogene Veranstaltung der Oldtimerfreunde Deckenbach.

In und um Willi's Scheune spielt sich das Geschehen ab. Als erstes gönne ich mir ein prima Grillsteak.

Und natürlich muss der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen werden, denn die mörderische Anfahrt nach Deckenbach hat Mensch und Maschine auf äusserste gefordert.

Neben der Bar in Willi's Scheune glänzt dieser unglaublich schön restaurierte Holder-Schlepper - ein echtes Kleinod.

Natürlich treffen wir auch auf Bekannte: Arbeitskollegen, Schützenkollegen und sogar einen Teilnehmer des gestrigen MZ-Treffens in Mandeln.

Dieses "Dienstfahrzeug" der Oldtimerfreunde Deckenbach gibt Egon schöne Anregungen, wie er seine Tula zu einem Campingfahrzeug umbauen kann.

Schwerpunkt der Deckenbacher Ausstellung sind zwar landwirtschaftliche Fahrzeuge und Maschinen, aber es gibt auch einige schöne Zweiräder. So eine Zündapp Combinette war doch tatsächlich mein allererstes eigenes Fahrzeug. Bekam ich von meinem Opa und hab darauf das Fahren gelernt.

Und auch so eine niedliche Adler M100 nannte ich eine zeitlang mein eigen. Natürlich darf auch ein Schwälbchen nicht fehlen.

Dieser Feuerwehranhänger wurde zu einem Mini-Wohnwagen im Ikea-Stil umfunktioniert.

Unter den schicken PKW fällt besonders der NSU-Prinz aus dem Marburger Polizeimuseum auf. Egon, der ja bei NSU eine Lehre gemacht hat, weiss einiges über den Prinz zu erzählen.

Die Hanomag-Schlepper im Autolook haben mich schon immer fasziniert.

Auf dem Lanz-Bulldog wird demonstriert, wie damals mit der unbändigen Maschinenkraft Holz gesägt wurde.

Es hat uns in Deckenbach sehr gut gefallen - eine prima Veranstaltung. Dennoch müssen wir jetzt weiter - ansonsten würden wir in Willi's Scheune versacken und müssten uns Stunden später von Ruth abholen lassen. Besser nicht. Bei unseren russischen Nutzfahrzeugen hat sich mittlerweile ein Klassenfeind eingeschlichen, vermutlich, um die überlegene Technik nach Japan zu holen. Wir aber ziehen jetzt weiter in Richtung Hoher Vogelsberg.

Auf den nächsten Kilometern erkenne ich, wie schwer es ist, das Tempo der Tula zu halten: Extrem anstrengend, so langsam zu fahren. In der Ebene und an leichten Steigungen fährt die Ameise konstant 60 km/h, um aber an härteren Steigungen massiv abzufallen. Aber jeder Berg wird allein und ohne fremde Hilfe genommen. An diesem Ort ziehe ich mal für ein paar km davon, damit die Planeta nicht völlig versuckelt. Und dann warte ich, bis die Tula auftaucht und drehe ein Filmchen der rasanten Fahrt.

Auf der Höhenstrasse Richtung Hoherodskopf halten wir an und zu meinem Erstaunen beginnt Egon, die neu entdeckte Langsamkeit zu geniessen. Normalerweise brettert der Bursche mit 90 PS durch den Vogelsberg, aber mit der Tula entdeckt er jetzt völlig neue Dinge, so wie diesen herrlichen Ausblick in den westlichen Vogelsberg.

Nun gehts an den Aufstieg in Richtung Hoherodskopf, als die Tula urplötzlich und schlagartig stehenbleibt. Gerade wollten wir ein Beweisfoto mit einem Schild machen, dass die 700 Höhenmeter dokumentiert, als die Tula streikt. Also ist erstmal Fehlersuche angesagt.

Ich erwarte jetzt, dass Egon das umfangreiche Werkzeug auspackt und loslegt - aber der Kerl hat tatsächlich nichts, aber auch garnichts an Werkzeug dabei. Unglaublich, das geht doch mit einem Russen überhaupt nicht.

OK, der Fehler ist schnell entdeckt: Das Kabel vom Kondensator ist abvibriert. Habe natürlich Werkzeug dabei und so ist der kleine Schaden schnell behoben.

Wie ihr seht, findet die sehr russische Panne bei Kilometer 420 statt - das ist ein sehr guter Wert. Und bedenkt: Wir befinden uns bei 700 Höhenmetern und haben gerade eine 12%ige Steigung genommen. Seht hier den Beweis.

 

Jetzt kämpfen wir uns bis auf die Herrchenhainer Höhe zum Oldtimer Cafe. An der gewaltigen Steigung bei Sichenhausen muss die Tula zwar in den ersten Gang, kommt aber letztlich ohne Probleme hoch. Am Oldtimer Cafe ist die Tula sofort von spontanen Fans umringt, darunter auch Matze, der Wirt.

Matze seziert die Tula und weisst anhand von Dreck, Rost und Kratzern glaubhaft nach, dass die Ameise vielleicht doch etwas mehr als die beim Kauf gezeigten 64 km gelaufen haben könnte. Übrigens: Niemand der Interessierten hat je von Tula gehört und niemand erkennt das Maschinchen. Dabei steht doch auf diesem Schild klar und deutlich der Name: Muravej, was wörtlich Ameise bedeutet, in Fachkreisen aber mit Arschlochameise übersetzt wird.

Das Schildchen auf der Tula

Egon ruft zuhause an und meldet die (fast) pannenfreie Ankunft am Oldtimer Cafe. Ruth scheint ein wenig überrascht, dass dies kein Hilferuf ist und dass der Schandwagen keinesfalls benötigt wird. Jetzt verputzen wir eine Portion Spargel im Schinken-Pfannkuchen. Dabei wird es plötzlich stürmich und der Himmel bewölkt sich gewaltig. Gut, Unwetter waren angekündigt, und so brechen wir nach dem Essen recht zügig auf und hoffen, nicht während der gesamten Rückfahrt nass zu werden.

Bereits nach wenigen Kilometern haben wir die Schlechtwetterfront hinter uns gelassen und wir bleiben tatsächlich komplett trocken. Jetzt tritt noch ein kleines Problem an der Planeta auf: Der Werkzeugdeckel öffnet sich, weil das Schloss sich kaputtvibriert hat. Das ist aber mit einem Gepäckstraps von der Tula in Sekundenschnelle erledigt.

Weiter gehts bei bestem und extrem heissen Wetter. Wir beschliessen, über Schotten und die als Motorradrennstrecke berüchtigte B 276 in Richtung Laubach zu fahren. Auf der Bundesstrasse werden wir dabei die Raser mit dem Tula-Tempo komplett ausbremsen. Fies, oder?

Am Falltorhaus halten wir kurz, um die Knieschleifer-Fraktion schon mal vorzuwarnen.

In dieser Poserkurve brettern die Knieschleifer häufig mit unglaublichem Tempo, aber heute ist alles ruhig. Liegt wahrscheinlich an dem Polizeiwagen, der hinter der Kurve lauert und dessen Besatzung uns mit hochgerecktem Daumen begrüsst. Schliesslich fahren wir mit braven 60 km/h hier durch, obwohl 80 erlaubt sind - aber das schafft die Tula nicht - noch nicht.

Dieses Bild hatte ich fast den ganzen Tag vor mir. Die herrlich eiernden Hardyscheiben der Tula-Achse haben eine beinahe hypnotische Wirkung auf den Hinterherfahrenden. Ach ja: Zeitweise war das einzige Instrument meiner Planeta, dass ein wenig Bewegung zeigte, die Uhr - keinesfalls jedoch der Tachometer.

Nach 120 km schliesst sich auf dem heimischen Hof der Kreis dieses ereignisreichen Tages mit unseren beiden Produkten der überlegenen russischen Technik. Der Spassfaktor war jedenfalls enorm. Jetzt freuen wir uns auf das alte Russentreffen in 14 Tagen.